Review

Kontemporärer Trash – THE ASYLUM (21)

APE VS. MONSTER

(APE VS. MONSTER)

Daniel Lusko, USA 2021

Vorsicht – dieses Review enthält SPOILER!


Und damit wieder einmal zu unser aller kalifornischen Lieblingsschundschmiede „The Asylum“. Die ist hier ganz in ihrem Element, denn mit Ape vs. Monster haben wir einen reinrassigen Mockbuster, und zwar zu keiner geringeren Großproduktion als Godzilla vs. Kong – wer sich das entgehen lässt, ist also selbst schuld ....

Dies geschieht: Die Astrophysikerin Dr. Linda Murphy beobachtet in irgendeinem winzigen Abstellraum, ähm ... in der „Kontrollzentrale“ des „Langley Research Centers“, wie ein nicht erwarteter Flugkörper in die Erdatmosphäre eindringt und in der mexikanischen Wüste aufschlägt. Nach kurzen Untersuchungen stellt man fest, dass es sich dabei um die „Elbe“ (!) handelt – ein Relikt aus vergangenen Zeiten: Im Jahr 1985 hatten George Bush und Wladimir Putin beschlossen, ein gemeinsames, zunächst aber geheimes Weltraumprogramm zu starten, um damit dem Kalten Krieg ein Ende zu bereiten. (Hatten die 1985 etwas zu beschließen? Bush war Vizepräsident und Putin noch als KGB-Offizier in der DDR unterwegs. Schwamm drüber.) Im Zuge dieser Zusammenarbeit wurde der Schimpanse Abraham ins All geschickt, um, ähm ... nun, um eben im All zu sein. (Eigentlich ging es wohl darum, fremde Lebensformen aufzustöbern, aber was zum Kuckuck sollte der Affe dabei tun?) Egal – jetzt ist also die Raumkapsel „Elbe“, mit der niemand mehr gerechnet hat, unsanft, aber ohne substanzielle Schäden in Mexiko gelandet. Und siehe da: In der Kapsel rumort es gewaltig, und schließlich zerschlägt etwas großes Dunkles von innen ihre Wand und entweicht. Wir ahnen, wer das ist.

Linda und die vier (!) Soldaten, die kurz darauf in der Wüste eintreffen, ahnen es derweil nicht – und prompt werden sie von einem riesigen, fünfzehn Fuß hohen Affen niedergemacht. Nur die kluge Linda, die sich rechtzeitig tot gestellt hat, überlebt den Angriff. Ein paar Untersuchungen später weiß man, dass der Affe niemand anderes als Abraham sein kann und er wohl deshalb noch am Leben und fleißig gewachsen ist, weil er Kontakt mit einer außerirdischen Lebensform hatte. Die manifestiert sich als grüner Schleim, welcher an der Kapsel klebt – und anscheinend gut schmeckt, denn bald kostet eine Gila-Krustenechse von ihm ... und wächst natürlich in Windeseile zu einem riesigen, in aufrechter Stellung um die 50 Meter hohen Monster heran.

Da kann der Affe (den man inzwischen wie auch immer eingefangen und in ein Labor verfrachtet hat) noch nicht mithalten, aber unsere Helden sind blöd genug, um daran zu arbeiten: Inzwischen haben sich auch die Russen eingefunden, angeführt von der Wissenschaftlerin und Agentin Eva Kuleshov, die offenbar einst ein nicht ganz glücklich beendetes homoerotisches Verhältnis mit unserer Heldin Linda hatte (was schon mal für allerlei lästiges Gezänk sorgt). Eva und ihre Chef-Biochemikerin Eisenstein (!) wollen nun die außerirdische Lebensform, die in der Erdatmosphäre nicht überleben kann, unbedingt zu Forschungszwecken sichern – und finden dafür keinen besseren Weg, als sie dem Affen zu injizieren (!) ... womit wir alsbald zwei annähernd gleich große Monster haben, die Unheil verheißend durch die Gegend laufen (natürlich kann sich der endgültig zum Riesen herangewachsene Affe mit links aus dem Labor befreien).

Aber die beiden laufen nicht einfach nur durch die Gegend, sondern bewegen sich seltsam zielstrebig auf Washington D. C. zu. Das muss einen Grund haben – und die kluge Linda findet's auch bald heraus: Die Monster werden per unsichtbarem Strahl aus dem Weltraum heraus gesteuert, und zwar von Aliens, die gerade mit ihrem schicken Raumschiff aufgekreuzt sind und es scheinbar zuvorderst auf die amerikanische Regierung abgesehen haben. Da ist guter Rat teuer – nicht nur für Linda, Eva und die Knalltüten im Pentagon, sondern auch für das Skript: Dem fällt nichts wirklich Zielführendes mehr ein, und so nervt es uns im letzten Viertel unendlich mit dem zerrütteten Verhältnis zwischen Linda und ihrem Wissenschaftler-Vater, der seinerzeit maßgeblich am „Elbe“-Projekt beteiligt war – und lässt all jene Zuschauer zappeln, die naiv genug sind, um hier ein schönes finales Monstergekloppe zu erwarten ...

Oh je. Man muss tatsächlich ein inniges Verhältnis zum zeitgenössischen TV-Trash haben, um dieses Machwerk ohne größere Verärgerung ansehen und hinnehmen zu können. Dabei lässt Ape vs. Monster drei, vier Mal mit durchaus guten Momenten aufhorchen – aber die sind wohl eher versehentlich entstanden, denn in seiner Gesamtheit erweist sich der Streifen selbst bei wohlwollender Berücksichtigung seiner Herkunft und Preisklasse als reichlich zähe und uninspirierte Angelegenheit. In erster Linie muss ihm vorgeworfen werden, dass er seine Monster, und das sind leider die beiden einzigen Mitwirkenden, an denen man als Zuschauer Interesse hat, nur in wenigen Glücksfällen zeigt. Natürlich wäre man wie schon angedeutet reichlich naiv, wenn man in einer Billig-Produktion wie dieser umfangreiche und wuchtige Monsteraction erwartet, aber etwas mehr als hier hätte es ruhig sein dürfen. Wenn man alle Bildauftritte des wirklich erbärmlich getricksten CGI-Affen und des „Gila-Monsters“ (das im ausgewachsenen Zustand ein wenig an den Emmerich-Godzilla erinnert, aber nicht einmal im Ansatz wie eine Gila-Krustenechse aussieht) zusammennimmt, kommt man auf eine Zeit von bestenfalls drei Minuten. Und das ist bei allem Wohlwollen entschieden zu wenig.

Leider bestätigt es nur aufs Neue eine Tendenz, die sich im Asylum-Schaffen schon seit Längerem bemerkbar macht – von den seligen Mega Python vs. Gatoroid- oder Age of Dinosaurs-Zeiten, in denen man die Monster erfreulich oft und lange zu Gesicht bekam, sind wir weit entfernt. Noch schlimmer ist zudem, dass die Monsterauftritte nicht nur selten sind, sondern auch schlampig und lustlos umgesetzt wurden. Als bestes Beispiel dafür darf im vorliegenden Fall das sowohl inhaltlich als auch technisch absolut armselige Finale gelten: Dem Affen wird die Rolle des „Guten“ zugeschustert (weil er eben doch noch ein wenig der nette Schimpanse von früher ist), und so darf er das „böse“ Gila-Monster dann auch besiegen. Wie er das im Detail fertigbringt, bekommt man allerdings in den wenigen Sekunden des „Entscheidungskampfes“ nicht wirklich mit – ich für meinen Teil habe erst einmal gestaunt, als aus den nachfolgenden Dialogen hervorging, dass das Gila-Monster dahingeschieden sei. Beim nochmaligen Anschauen des Kampfes schien es mir dann so, als hätte der Affe seinem Gegner das Genick gebrochen. Aber ganz sicher war ich mir auch dieses Mal nicht und wäre es wohl auch beim zehnten Ansehen nicht gewesen.

Sei's drum – gedanklich ist man ohnehin bald von der Lösung des noch im Raum stehenden Alien-Problems abgelenkt, denn dafür hat sich das Skript etwas wirklich ganz Besonderes einfallen lassen: Nachdem das Gila-Monster besiegt ist, suchen die Schmalspur-Invasoren ganz einfach das Weite und verschwinden wieder in den Tiefen des Universums. Das war’s. Ehrlich jetzt – man weiß nicht, ob man entgeistert in sich zusammensinken, lachen oder heulen soll.

Darüber, dass kurz darauf, nämlich mit dem Beginn des Abspanns auch unsere Heldin Linda vom Bildschirm verschwindet, kann man sich hingegen nur freuen – womit wir bei einem weiteren ernsten Problem von Ape vs. Monster angelangt sind. Das nennt sich Personal und wird in vorderster Front von ebendieser Linda vertreten, die von Minute zu Minute lästiger wird und irgendwann nur noch schwer zu ertragen ist. Eine fürchterliche Figur, die wohl cool oder tough sein soll, aber nur misslaunig, zänkisch und arrogant, also hochgradig unsympathisch daherkommt (womit auch schon definiert ist, wie scharf man als Betrachter auf ihre Familienprobleme ist ...). Wirklich angenehm ist allerdings auch der Rest der hier angetretenen Bande nicht – begonnen bei Eva bis hin zu den unvermeidlichen Militärs. Das ist fatal, denn ohne eine Spur von Sympathieträgern respektive Leuten, denen man wenigstens halbwegs gern zusieht, ist man bei einem Machwerk wie Ape vs. Monster im Prinzip endgültig aufgeschmissen.

Hier haben daher nur ausgeprägte Trash-Liebhaber etwas verloren – die können sich über den lächerlichen Affen freuen, wenn er sich denn einmal zeigt, oder darüber staunen, wie schlampig dieser Film gedacht und umgesetzt wurde. Das zeigt sich schon in der ersten Wüstensequenz sehr eindrücklich: So haben wohl die Uniformen nicht einmal für vier Soldaten gereicht, denn zwei von ihnen haben ihre Jeanshosen an, und weder einer von ihnen noch die ebenfalls anwesende Linda entdeckt einen fünfzehn Fuß hohen Affen, der sich mitten in der ringsum bis zum Horizont brettflachen Wüste an sie „heranschleicht“ ...

Optisch machen zumindest diese Wüstenszenen aber einiges her: Ape vs. Monster präsentiert sich ganz selbstbewusst im Breitwandformat – als wäre der Film fürs Kino gedreht worden. Ohne die Wüste ist das Breitwandformat allerdings nicht mehr viel wert – vor allem die Innenaufnahmen in den jämmerlichen Mini-Diensträumen des „Pentagons“ oder des „Langley Research Centers“ sind einfach nur trostlos. Auch tricktechnisch, klar, wird eine Menge Ramsch geboten. Es gibt eine erstaunlich gut geratene CGI-Action-Szene, in der das Gila-Monster einen Zug von einer bereits zerstörten Brücke räumt und mit einem der Waggons nach unseren Helden wirft, und auch einige Weltraumbilder sehen glasklar und sauber aus (Stock Footage?), aber spätestens wenn der, ich sag's gern noch mal, erbärmliche CGI-Affe aufkreuzt oder irgendetwas in Flammen steht, weiß man wieder genau, in welcher Preis- und Leistungsklasse man hier gelandet ist.

Das bekommt man auch bei den Darstellern schmerzlich zu spüren. In erster Linie muss dabei Arianna Renee (hier als Arianna Scott unterwegs) genannt werden, die als Superheldin Dr. Linda Murphy wie schon gesagt einfach nur nervt, wobei das freilich auch ganz wesentlich ihrer miserabel geschriebenen Rolle zu verdanken ist – so ehrlich muss man sein. Als Eva Kuleshov ist Katie Sereika zu sehen, die mir persönlich deutlich sympathischer war als Frau Scott, schauspielerisch aber vor allem durch eine des Öfteren komplett aus dem Gleis laufende Mimik auffällt. Als „großer Name“ im Cast taucht derweil wieder einmal Eric Roberts auf, der schon längst sein Gnadenbrot im Hause Asylum verdient. Hier darf er für ein paar Einstellungen als ranghoher Pentagon-Beamter herumsitzen. Überhaupt dürfen viele Beteiligte ihren gesamten Auftritt im Sitzen absolvieren – wie die mies frisierte, aber durchaus angenehme Irina Pickard als russische Biochemikerin Eisenstein oder Rudy Bentz, der als ungepflegt im Rollstuhl sitzender Vater der Heldin eine schlichtweg unterirdische Vorstellung abliefert.

Zu alledem gesellt sich in der deutschen Fassung auch noch eine grausige Synchronisation: Zum einen bekommt man eine ganze Reihe von scheinbar für Asylum-Synchros dauerverpflichteten, aber eben leider nicht guten Sprechern und Sprecherinnen oder anders gesagt die gleichen talentfreien Pappnasen wie immer zu hören (besonders schwach ist bei allem Bemühen gerade die Sprecherin von Arianna Scott), und zum anderen wird hier ständig im Präteritum gesprochen – das stört gewaltig, denn so redet einfach kein Mensch. Für den Score war diesmal Mikel Shane Prather im Alleingang verantwortlich, und seine Arbeit ist das mit Abstand Beste, was dieser Streifen zu bieten hat. Dazu gehört zwar nicht viel, aber Prathers Musik fällt doch des Öfteren durch angenehme Tonfolgen auf – das darf man im gegebenen Kontext keineswegs als Selbstverständlichkeit abtun.

Am Gesamteindruck ändert es freilich nur wenig: Daniel Luskos Ape vs. Monster bleibt ein lausiger, über weite Strecken öder und selbst für Asylum-Verhältnisse auffallend lieblos heruntergekurbelter Billig-Riesenmonsterheuler fast ohne Riesenmonster – dafür aber mit Menschen, deren Treiben nicht nur bekloppt, sondern leider auch ziemlich unschön mitzuerleben ist. Ich persönlich bin angesichts all dessen noch erstaunlich gelassen und ohne Groll aus diesem Pfeffer herausgekommen, will aber selbst als ausgewiesener Trash-Enthusiast, Kaijū-Eiga-Liebhaber und Asylum-Komplettist einräumen, dass ein Abend ohne Ape vs. Monster gute Chancen gehabt hätte, besser als der Abend mit Ape vs. Monster zu sein.

(12/22)

Sehr knappe 3 von 10 Punkten.






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