"Rose Red" scheint es Stephen King ja angetan zu haben. Erst schrieb er das Drehbuch für eine ganze Miniserie und jetzt ist er Produzent bei dem offiziellen Prequel (Nachdem die Miniserie ja anscheinend recht erfolgreich war). Seit einiger Zeit wissen wir ja auch, dass Kings Name Gold ist, aber nicht alles, was Gold ist, glänzt auch automatisch.
"Das Tagebuch der Ellen Rimbauer" will nun also die grobe Vorgeschichte erzählen, die in der Serie "Das Haus der Verdamnis" schon stellenweise behandelt wurde. Das ist jetzt natürlich sehr interessant, war doch die Vergangenheit des Hauses mit das spannendste an der Miniserie. Aber der Film scheint sich sehr häufig selbst nicht ernst zu nehmen, denn er begeht doch recht viele Fehler, die in einem offiziellen (!!) Prequel eigentlich nicht vorkommen dürfte.
Zuerst ist das mal die - noch verzeihbare - Tatsache, dass einige Charaktere aus der Miniserie hier mit anderen Darstellern bestückt wurden. Das ist gerade dann hinderlich, wenn man im Gedächnis die Brücke zum "Haus der Verdamnis" bauen will, denn man kann schon einiges verwechseln. Aber wie schon gesagt, dass ist noch einigermaßen verzeihlich. Wirklich unnötig ist, dass sich einige Szenen neu erfinden mussten. Mit die bekanntesten Szenen aus dem Vorgänger wurden mit anderen Darstellern und anderem Handlungsablauf gedreht.
Beispiel gefällig? Ok. Doug Posey hat sich im Original "Rose Red" auf einen Stuhl gestellt, während ihn die beiden Kinder April und Adam Rimbauer beobachten. Doug will sich erhängen, und wirft noch kurz vor seinem Suizid April eine Blume und Adam seinen Cowboyhut zu, bevor er sich erhängt. Jetzt, im Prequel, ist das ganz anders. Doug will sich relativ unauffällig und schnell erhängen, steigt auf seinen Stuhl und will den Strick um seinen Hals binden, als plötzlich April und Adam in das Zimmer kommen . Verständlicherweise will Doug nicht, dass die Kinder ihm bei seinem Selbstmord zusehen, deswegen schlägt er ihnen vor, Verstecke zu spielen. Ein letztes mal umarmt er die beiden Kinder, bis sie sich anfangen Verstecke zu suchen. Doug nutzt die Gelegenheit und erhängt sich, bis ihn April wenig später findet. So, dass war eine der gröbsten Veränderungen (Auch wenn mir die Variante des Prequels weitaus besser gefällt).
Aber gerade deswegen will sich keine anhaltende Begeisterung für den Film einstellen. Denn wo bleibt der Faden, wenn man hier den ganzen Teppich neu aufrollt, es aber trotzdem die direkte Verbindung zur Miniserie sein soll? Ich weiß es nicht, und im Nachhinein wäre dieses Prequel weitaus besser geworden, wenn es sich an die Fakten gehalten hätte.
Zudem schwebt über der ganzen Produktion eine unleugbare Atmospähre von "Schnellschuss". Die Technik allein beschränkt sich auf das nötige TV-Niveau. Während das Setting noch grundsolide ist, begeistert einfach die farb- und überraschungslose Optik keinen Schuljungen mehr wirklich. Die Schauspieler versuchen noch das beste aus ihren Rollen zu kitzeln. Und jedenfalls hier freut es mich zu sagen, dass rein schauspielerisch eine große Verbesserung stattgefunden hat gegenüber den teilweise schrecklichen Darsteller-Stab vom "Haus der Verdamnis". Allgegenwärtig ist aber wieder Craig R. Bexleys allzu berühmte Kameraführung, die sich darin präsentiert, dass die Darsteller immer frontal in die Kamera gucken. Leider wirkt das immer noch nicht überzeugend und ist teilweise beinahe peinlich-komisch.
Ein letztes Manko besteht noch in dem Aufbau, denn wenn man nicht den Vorgänger gesehen hat, wird man kaum klar kommen. Vieles wird schemenhaft angeschnitten, einige Szenen wirken abgehakt und das Finale ist einfach nur lächerlich. Das darauf 90 Minuten aufgebaut wurde ist einfach nur traurig. Und das John Rimbauer von seiner Frau und dessen Dienerin aus dem Fenster des Hausturms geschubst wird, weiß man auch schon aus der Miniserie, weshalb dies eines der überraschungslosesten Finale der Filmgeschichte ist. Schade drum.
Nun hat dieser Film aber trotzdem eine charmante Gruselatmosphäre, obwohl die wirkliche Spannung nie direkt aufkeimt. Einige Szenen sind dann aber trotzdem subtil schreckenerregend. Der Film hat gerade in diesen Momenten seine Glanzmomente - besonders in der Szene, in der April auf aufgehangenen Lacken im Garten den Schatten des toten Doug sieht, man aber unter dem Lacken keine Füße wahrnimmt. Rein von der Atmosphäre holt der Film auch das beste aus seinem TV-Budget raus.
Fazit
Stephen King lädt erneut ein, einen Film über das berühmt-berüchtige Rose Red zu genießen - leider begeht der Film aber als Prequel einen inhaltlichen Fehler nach dem anderen, der nicht hätte sein müssen. Die guten Schauspieler und das stimmige Setting machen die Fehler und den holprigen Aufbau nur stellenweise wett.
5,5/10