Detroit: Der blinde, ehemalige Navy SEAL Norman kümmert sich seit acht Jahren als Ziehvater um die junge Phoenix, die er nach dem Brand in einem Drogen-Labor bewusstlos auf der Straße aufgefunden hatte... und die er nun, weitestgehend abgeschirmt von der Außenwelt, mit ganz eigenen Methoden fürs Leben fit macht. Das jahrelange Überlebens-Training zahlt sich schließlich aus, als eines Abends eine Bande von Kriminellen in Normans Haus eindringt, um das Mädchen zu entführen. Als Kopf der Gang entpuppt sich schließlich Phoenix' leiblicher Vater Raylan, der gerade erst eine Haftstrafe wegen der damaligen Brandstiftung abgesessen hat. Dieser benötigt das Herz des Mädchens, um ihre Meth-kochende Mutter am Leben zu halten, die ein paar Chemikalien zuviel eingeatmet hat und deren Organe nun zerfressen sind. Natürlich haben Raylan und seine Männer aber nicht mit der Wehrhaftigkeit des blinden, alten Mannes gerechnet, der den Möchtegern-Kidnappern auf rabiate Art und Weise kräftig einheizt... 2016 gab es die kleine "Das Haus der Vergessenen"-Variation "Don't Breathe", die mich aufgrund einiger abstruser Details und einer mittendrin platzierten, überraschenden Handlungs-Wendung, die das Ganze mal kräftig in den Sleaze-Bereich gerückt hat, kein Stück weit abholen konnte, welche aber immerhin den von Stephen Lang gemimten blinden Norman als passablen Genre-Fiesling etabliert hat und wohl auch populär und erfolgreich genug gewesen ist, um fünf Jahre später eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Ziemlich überrascht ist man allerdings, dass das kreative Gespann Fede Álvarez und Rodo Sayagues (damals Co-Autor, hier nun auch Regisseur) sich nicht einfach damit begnügt hat, eine 1:1-Kopie des Vorgängers abzuliefern, sondern bemüht ist, die Zuschauer-Sympathien zu verschieben, indem es den Antagonisten des ersten Films - ganz ähnlich wie auch ein John Kramer in "Saw X" - nun zum (Anti-)Helden der Geschichte macht. Die inhaltliche Ausgangs-Lage von "Don't Breathe 2" kennzeichnet die Chose zur Abwechslung als nicht gänzlich uninspirierten Nachklapp, was man durchaus als mutig empfinden kann... und tatsächlich ist die Rechnung auch irgendwie aufgegangen, denn im Vergleich mit dem Vorgänger ist das hier doch alleine schon deshalb der bessere Film, weil Stephen Lang, der den blinden Norman erneut überzeugend mimt, stärker in den Mittelpunkt gerückt wird und man ihm auch mehr Screen-Time gibt, um seiner Figur - ohne es allzu hart menscheln zu lassen - ein paar neue Facetten abzugewinnen. Smarterweise stellt ihm das Drehbuch für den gesteigerten Body-Count dann auch mal direkt 'ne komplett freakige Abschaum-Bagage zum Weghobeln zur Verfügung, weswegen man als Betrachter sogar schon fast mental ausblenden kann, dass Langs blinder Soldaten-Opi selbst ja eigentlich auch 'ne ziemliche Drecksau ist und im ersten Teil noch versucht hatte, eine entführte Frau im eigenen Keller mit einem Turkey Baster zu schwängern. Nun ja, Schwamm drüber! Alleine schon aufgrund des höheren Maßes an ziemlich brutaler Action und ein paar locker über die Laufzeit verteilten, splatterigen Spitzen sorgt "Don't Breathe 2" aber doch für etwas besseres Entertainment als gedacht, auch wenn die Home-Invasion-Masche sich mittlerweile doch so ziemlich totgelaufen hat und ein paar überdeutliche "Zatōichi"-Vibes eigentlich alles sind, was diesen Streifen ein wenig aus der breiten Masse herausragen lassen. Aber immerhin zeigt die Formkurve hier doch nach oben, weswegen man doch durchaus bereit wäre, einen in der Mid-Credit-Szene angeteaserten dritten Teil auch noch über sich ergehen zu lassen...
7/10