Trevor ist jung, rebellisch, aggressiv und hasst einfach alles und jeden, was er auch mehr als deutlich zum Ausdruck bringt:
Erregung öffentlichen Ärgernisses.
Ruhestörung.
Sachbeschädigung.
Körperverletzung.
Diebstahl mehrerer Kraftfahrzeuge…
Trevors Strafregister ist ellenlang. Von seinem Bewährungshelfer wird er nun in einer Art "betreutes Wohnen für minderjährige Knackis“ untergebracht. Es ist Trevors letzte Chance. Beim nächsten Mal heißt es "Ab ins Kittchen!“.
Doch Trevor scheißt auf die Bemühungen der Erzieher, knackt ein Auto und zieht randalierend durch die Strassen der Stadt…
…ach ja, und Trevor ist ein Skin. Er trägt Springerstiefel, Hosenträger, sein Schädel ist kahl geschoren und zwischen den Augenbrauen ziert ein Hakenkreuz sein hasserfülltes Gesicht.
Dass Trevor Skin, Oi oder sonstiges ist (sorry, kenn mich da leider nicht so aus…), spielt allerdings absolut keine Rolle. Sein äußeres Erscheinungsbild verkommt im Verlauf des Films fast schon zur Nebensächlichkeit, dient lediglich noch als Maske, mit welcher er an Recht und Ordnung glaubende Spießbürger und die restliche Erwachsenenwelt in Angst und Schrecken versetzt.
Dass Trevors Äußeres hier viel mehr als Stilmittel eingesetzt wird, belegt auch die Tatsache, dass er gemeinsam mit einem schwarzen!!! Kumpel plündernd und raubend durch die Straßen zieht. Auch das Hakenkreuz auf seiner Stirn weist nicht auf seine politische Gesinnung hin, sondern ist viel mehr als Stinkefinger in Richtung Jedermann zu verstehen, mit dem er "Fickt euch doch alle!“ in die Welt hinausbrüllt.
So, zurück zum Film. In MADE IN BRITAIN begleiten wir Trevor nun ein kleines Stück auf seinem "straighten“, von Überzeugung und fundamentalem Nihilismus geprägten Lebensweg, auf welchem wir ihm keine Sekunde von der Seite weichen.
Wir begleiten ihn auf seinem Weg zu der Jugendhilfe. Wir schnüffeln mit ihm Klebstoff und nehmen mit ihm und seinem schwarzen Kumpel Reißaus. Wir werfen mit ihm der Jobagentur einen Ziegelstein ins Fenster, als die keinen Job für ihn hat. Und wir lassen uns am Ende in einer Zelle von ein paar Bullen nicht das hämische Grinsen aus der Fresse prügeln.
Das die Story im Groben. Von "Handlung“ und einem "roten Faden“ kann, wie ihr seht, hier nicht wirklich die Rede sein. MADE IN BRITAIN ist vielmehr nur ein kleines Stück Wahnsinn herausgeschnitten aus Trevors ganzem "Lebenskuchen“. Wir verlassen ihn genauso wortlos und abrupt, wie er uns zu Beginn mit seiner kalten, freudlosen Mine auf eine Spritztour einlädt.
Eine konkrete Aussage bleibt uns der Streifen folglich eindeutig schuldig.
Besonders starkem Lob bedarf es aber, um Tim Roths ("Reservoir Dogs", "Four Rooms") schauspielerische Leistung ausreichend zu huldigen. Ihm steht das Skinhead-Kostüm wie angegossen und er verkörpert den jugendlichen "Außenseiterrebell", als wäre er für die Rolle geboren.
Fazit:
"Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe,
Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit..."
... nein, dem Trevor seine nicht!!!
Trevor – ein "Skinhead Without A Cause” und der Sid Vicious unter den Hooligans.
Erinnert an “Freiwillige-Versager”- Portraits wie "Nackt“ oder gar "Trainspotting“, fällt insgesamt aber doch etwas strukturlos und uneindeutig aus.
Jugendlicher Hasswahn auf Zelluloid gebannt. Als Hetzfilm gegen alles und jeden aber gelungen.