Kein St. Pauli- Film, leider! Nur ein weiterer seichter Versuch Wolfgang Schleifs, mit ein wenig Matrosenromantik der Heimatfilm- Welle Vorschub zu leisten. Das Werk beginnt mit einer Entführung im noblen Münchner Vorort Grünwald, der Zuschauer soll aber glauben es wäre nicht Grünwald sondern Blankenese. So nonchalant versuchte man hier den Titel in Bezug zur Geschichte zu lancieren.
SHANGHAI ist ein gutes Beispiel für Produzent Hartwigs Spagat, zwischen den seichten Heimweh- Abenteuern Freddy Quinns und gediegener Kriminalunterhaltung àla TREIBJAGD AUF EIN LEBEN. Ansatzweise versucht das Drehbuch noch eine Rahmenhandlung um Entführung und Menschenhandel im vorderen Orient aufzubauen, vergibt aber jegliche Verbrecheratmosphäre durch die aufdringlichen musikalischen Einlagen ihrer Akteure. SHANGHAI ist biederste Hausmannskost, um den schauspielernden Schlagersänger Bill Ramsey, der in den 60ern, in bestimmten Zirkeln ein Begriff für gemütliche Schunkelabende war. Heute aber eher durch seine Applikationen der Jazzkultur war genommen wird. Unterstützung findet Ramsey von dem trällernden Jungmatrosen Joachim Hansen, der mit seinem fröhlich forschen Auftreten jeden Ansatz von Bedrohung oder Gefahr komplett auszumerzen weiß. Einzig Horst Frank obliegt es wieder einmal seiner Rolle ein wenig Tiefe und Dezenz zu verleihen. Seine Bösen tragen selbst in solch seichten Schnulzen noch Facetten von innerer Zerrissenheit und Hilflosigkeit. Das kann auch dieser wenigsagende Mittelmeer- Heimatfilm- Eintopf nicht verhindern. Aber mag sein, dass im Jahre 1962 das deutsche Kinopublikum Abenteuerfilme mit Schlagergarnitur sehen, bzw. hören wollte.
Ein Jahr später, legte Hartwig mit der Produktion WEISSE FRACHT FÜR HONG KONG ein weiteres farbiges (und diesmal knallhartes) Gangsterabenteuer vor. Dort hatte Frank mit Phillipe Lemaire einen wirklich kompetenten Partner. WEISSE FRACHT von Helmut Ashley, ist dann auch ein wirkliches Highlight in den Karrieren von Hartwig und Frank. Dort stimmte neben dem Drehbuch und der Regie auch der Wille der Darsteller einen wirklich guten B- Movie zu erschaffen. Und auch Regisseur Schleif zeigte ein Jahr später mit IM NEST DER GELBEN VIPER, dass er durchaus in der Lage war einen unterhaltsamen und ernsten Genrebeitrag zu leisten. sergio garrone