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Mach' s mir auf italienisch, Liebling!


Das die Italiener knapp 20 Jahre lang internationaler Marktführer für ultrabrutale und unerträgliche Kinofilmware unumstritten darstellten, damit erzähle ich nichts neues. Ende der 80er Jahre bröckelte diese Fassade allerdings. Die Filmindustrie in bella Italia war praktisch totgeritten, kaum noch Geld floss in die spärlichen Produktionen und selbst die Altmeister des Horrors konnten mit ihrer dilettantischen Erfahrenheit, mit der sie Kultstatus erreichten, nichts mehr retten. Für Netflix wurde hier der italienische Horrorfilm wie Phönix aus der Asche erhoben. Roberto de Feo und Paolo Strippoli wagten den Versuch der Wiedertaufe und das mit kleinem, aber erstaunlichem Ergebnis.

Eine kleine sich fremder Gruppe bildet eine Fahrgemeinschaft per Wohnmobil, das dem unscheinbaren Nachwuchsfilmer Fabrizio gehört. Die Fahrt soll sich nach Kalabrien erstrecken. Als der schon bereits angetrunkene Mark am Steuer einnickt und einem totem Tier auf der Strasse ausweicht, dabei einen Crash baut, bei dem das Mobil unbrauchbar wird, stellen die leicht verletzten jungen Leute fest, das sie sich in einer Waldböschung befinden, in der sich eine abgelegene, aber benutzte Blockhütte befindet. Abgeschottet von jeglicher Zivilisation bleiben sie vorerst in der Hütte und müssen mit Schrecken feststellen, das sich bei Dunkelheit furchtbare Dinge ereignen, die bereits lange Tradition haben. Sind sie in die Fänge sadistischer Sektenheinis geraten? Eine Flucht scheint unmöglich aus dem labyrinthischen Waldgeflecht. Dann nimmt das Grauen eine erneute Wendung.

Beginnend als harmloser Wohnmobiltrip der durch die Wälder Italiens führt, dreht sich langsam aber stetig eine Spirale des Grauens, die zuerst subtil anklopft und bis in blutigere Gefilde vordringt. Dabei befolgt der Netflixgruseler ganz brav die Regeln des Horrorfilms und spielt gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers. Dabei lässt es sich der Waldschocker nicht nehmen, äquivalente Vorbilder abzupausen und gut geschüttelt zu servieren. Dazu zählten Kultfilme wie "Tanz der Teufel" oder neuere Gebilde, die zu erkennen sind. Unter anderem "Cabin in the Woods" und "Midsommar", sowie alle berühmten Schlachtsippen der Filmgeschichte.

Die bedrohliche Atmosphäre regiert hier bereits von Beginn an. Das schaurige Waldsetting tut sein übriges dazu, um Spannung zu erzeugen. Der Grundton ist unterschwellig bösartig und Folkloreandichtungen fabrizieren ohnehin mysteriöse Schauer, die Gänsehaut über den Rücken jagen dürfte. Schauspielerisch sind die Darsteller recht bemüht, die Chose nicht neu, aber aus vielen Versatzstücken bekannter Vorbilder gesetzt und gegen Ende darf auch mal blutig gemeuchelt werden. Das Ende dürfte etwas befremdlich wirken, soll aber auch eine nicht ganz ernst gemeinte Kritik am modernen Stream-TV und Online Watch sein.

Ja, manchmal können' s die Italiener doch noch. Zwar nicht mehr ganz so Gulaschlastig wie einst zu Hochzeiten, aber auch subtil mag es sich gut gegruselt haben. Zwar keine sublime Parade der Abpauskunst, aber lieber gut vervielfältigt, als hundsmiserabel erfunden.


Ist die ab 16 Freigabe gerechtfertigt? Auf alle Fälle! Denn unheimlich bedrohende Atmosphäre mit spät auftretenden Slashermerkmalen haben es auch in sich!

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