In dem Dokumentarfilm „Meditation, Creativity, Peace", der aus Aufnahmen seiner 16 Länder umfassenden Vortragsreise zum Thema Transzendentale Meditation besteht, gibt Kult-Regisseur David Lynch einen Einblick in die philosophische Gedankenwelt dieser esoterischen Bewegung, die mit Meditation und Versenkung den Eintritt in ein allumfassendes, untergründig vorhandenes Meta-Bewusstsein ermöglichen will.
Transzendentale Meditation, so der Grundgedanke bei dieser spirituellen Bewegung, ist der Schlüssel zum allumfassenden Glück des menschlichen Seins. Denn nur durch diese tiefe Versenkung in den Grundstoff des Seins, jenseits von menschlichen Emotionen oder oberflächlichem Intellekt, könne der Mensch die tiefe Wahrheit des Seins erfahren und mit dem Verständnis der weltlichen Existenz auch die wahre Befreiung und das wahre Glück finden. Die Anschauungen über die Oberflächlichkeit, den bloßen Schein der materiellen Welt und die unendliche Bedeutung des geistigen Seins haben dabei viel Ähnlichkeit mit spirituellen Vorstellungen aus Hinduismus oder Buddhismus, legen den unverrückbaren Schwerpunkt aber auf die Meditation als wichtigste Methode zur Erlangung der Erlösung.
Die Ausschnitte aus verschiedenen Vorträgen rund um die Welt, von Edinburgh bis Jerusalem, von Köln bis Petersburg, von Paris bis Helsinki, geben dabei nicht nur Einblicke in die offizielle Denkweise dieses Esoterik-Vereins (bösere Zungen sprechen direkt von einer Sekte), sondern auch in die Nonchalance, mit der Lynch auch in Live-Situationen auf mal mehr, mal weniger interessante Fragen antwortet - etwa auf die naive Wunschvorstellung einer deutschen Studentin, einmal mit ihm zusammenzuarbeiten, oder der doch etwas persönlichen Frage nach einem wiederkehrenden Traum. Auch wenn man Lynch hier ausschließlich beim Agieren in der Öffentlichkeit sieht und dadurch die Möglichkeit, sein wahres Ich zu beobachten, von vornherein ausgeschlossen bleibt, können diese Aufnahmen doch so einiges über den radikalen Künstler und Philosophen aussagen - eben über seine Fähigkeit, der Öffentlichkeit eben das Bild zu liefern, das sie sehen will.
Da der Film von der Organisation selbst beauftragt und inszeniert ist, die für die Transzendentale Meditation wirbt, kann man hier keinerlei kritische Stimmen erwarten. Auch wenn gegen Ende tatsächlich einige zweifelnde Nachfragen präsentiert werden - kein Wort zu den Bezahlmodellen, mit denen Interessierte angeblich tiefer in die Weisheit der Meditation eingeführt werden können, kein Wort zu den eben doch sektenartigen Gruppierungen der Bewegung in aller Welt oder zu finanzierten Dörfern für spirituelle Erleuchtung, die nie gebaut wurden. Wer die Bewegung der Transzendentalen Meditation einmal aus einem eher kritischen Blickwinkel sehen will, sei auf den deutlich hintergründigeren Dokumentarfilm „David wants to fly" verwiesen.
Hier wird alles als idyllische Gesamtlösung für alle menschlichen Probleme vermarktet, inklusive pseudowissenschaftlicher Falschbehauptungen: wenn etwa Lynch die haltlose Behauptung in den Raum wirft, Wissenschaftler hätten das unteilbare Ur-Sein aller Existenz weit unterhalb der atomaren Ebene entdeckt, könnten diese mit ihren Methoden aber nicht betreten. Ohne jegliche Quellenangabe oder Hintergrundchecks gibt der Film wieder, was Lynch und seine geistigen Vorbilder über Meditation und Spiritualität erzählen. Dadurch wird „Meditation, Creativity, Peace" mehr zum eigenfinanzierten Werbefilm als zum Dokumentarstreifen.
Wirklich interessant sind hauptsächlich Lynchs Äußerungen zu seinem filmischen Schaffen (so mancher Theoretiker wird aufhorchen, wenn Lynch erklärt, seine Träume würden seine Filme nicht beeinflussen). In diesen Szenen bleibt der Film auch neutral und zurückhaltend. Und so faszinierend die spirituellen Gedanken rund um die Transzendentale Meditation auch sind (und ganz sicher kann man Lynch nicht vorwerfen, nicht selbst daran zu glauben), die vollkommen unkritische, unreflektierte Wiedergabe der philosophischen Inhalte bei vollständiger Ausblendung sämtlicher fragwürdiger Begleitumstände (bis eben zu Pseudo-Wissenschaft, die ja mittlerweile ein zentrales Mittel rechter und regierungsfeindlicher Strömungen ist) hinterlässt eben doch einen eher faden Beigeschmack.
Von der recht altbackenen Inszenierung, den billigen Power-Point-Hintergründen immer wieder eingestreuter Zitate und der zahnlosen Bilddramaturgie mal ganz zu schweigen. „Meditation, Creativity, Peace" ist ein faszinierender Einblick in die Gedankenwelt David Lynchs - der allerdings mit Vorsicht und eigenen Hintergrundrecherchen anzusehen ist. Der Gedanke an eine Sekte mit fest geschlossenem Weltbild ist nach diesem Werk jedenfalls noch weniger von der Hand zu weisen als zuvor.