Review

Ein weiterer Film, dessen Bewertung mir nicht leicht fällt:

Addio! Manhattan ist ein halbdokumentarischer Film über Edie Sedwick, ein an Drogen zugrunde gegangenes Fotomodel, die durch ihre Arbeit mit Andy Warhol rasch Berümtheit erlangte. Der Film zeigt zum eine die Geschichte eines dummen Tramps namens Butch, welcher Susan (Edie Sedwick) am Strassenrand mit seinem Wagen aufgabelt und sie dann zu ihrer begüterten Mutter schafft, welche in einem Landhaus lebt und eine scheinbar eine Cafe-Haus-Kette leitet. Susan haust in einem Swimmingpool, über den ein Zelt gespannt ist und an dessen Wänden Vergrösserungen von Bildern aus Edies Modelvergangenheit hängen. Immer wieder wird der Film von Schwarz-Weiss-Szenen unterbrochen, die zum einen Archivaufnahmen von Sedwick, zum anderen eine groteske Mafia-Verschwörungshandlung zeigen. Hier offenbart sich der Fakt, dass der Film aus mehreren alten, unvollendeten Projekten der beiden Regisseure entstand, welche hier zu einer höchst sondernbaren Melange zusammengeschweisst wurden. So wirkt der Film um die von Drogen vollkommen in die Knie gezwungene Ex-Diva, die den ganzen Tag oben-ohne auf ihren Kissen liegt und wirres Zeug von sich gibt, wie eine zutiefst morbide Farce, angereichert mit teilweise bizarr kalauernden Dialogen (liegst nur an der deutschen Synchronfassung???) zwischen den Figuren (voran Butch und das stehlende Faktotum, welches auf Edie/Susan aufpassen soll). Die miteingebrachte Story um einen Mafiapaten und dessen manipulativen Machenschaften verwirrt noch mehr und lässt den Film gänzlich ins surreale abdriften. Das alles passt kaum zusammen und macht am Ende doch irgendwie auf seltsame Weise Sinn, ohne das man schlussendlich wüsste, was man denn jetzt gesehen hat.
Addio! Manhatten ist also ein höchst zwiespältiges Vergnügen, wahrlich polarisierend und schockierend, hält man sich vor Augen, das dies ja alles mehr oder weniger die tatsächliche Person Edie Sedwicks und deren (Innen-)Leben darstellt, welche kurz nach den Dreharbeiten an einer Überdosis Barbituraten verstarb.

Fazit: Ein wohl durchaus sehenswerter, wenn auch höchst grotesker Trip in die brutale Welt der Flower-Power-Ära mit ihren alleingelassenen Pop-Ikonen, der so sonderbar gegen unsere heutigen Seherfahrungen anrennt (trotz Godard, Lynch, Bunuel etc.) und ein seltsames Sehvergnügen für Gemüter fern ab des Mainstreams darstellt.

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