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Die zehn Ringe, eine uralte magische Waffe, verleihen ihrem Träger unglaubliche Kräfte. Diese macht sich Wenwu zunutze, um Königreiche zu erobern, seine Macht zu vergrößern und den Gang der Welt zu beeinflussen. Erst die Liebe zu der Wächterin vo Ta Lo kann ihn besänftigen. Doch lässt ihn dieser magische Ort mit seinen Versprechungen nicht ruhen und so ist es letztlich sein Sohn Shang-Chi, der sich ihm in den Weg stellt.

Abseits der großen bekannten Namen nimmt sich Marvel auch immer wieder mal der Helden aus der zweiten Reihe an (nicht despektierlich gemeint). Wobei das inzwischen wohl auch sein muss, denn man hat in dem sich weiter ausbreitenden (und auch ermüdenden) MCU langsam alles etabliert, was der durchschnittliche Konsument so kennt.
Und gerade das erste Drittel von „Shang-Chi ...“ ist toll inszeniert und zeigt Marvel zumindest in manchen Punkten abseits der ausgetretenen Pfade. Der exotische Anstrich steht dem Heldengenre gut, es werden Wuxia-Elemente eingebracht und Passagen im O-Ton (hier: chinesisch) belassen. Hinzu kommt die Fokussierung auf Martial Arts innerhalb der sonst fantasy- und scifi-lastigen Ausrichtung der Franchises, die in der Bussequenz fetzig gestaltet ist. Danach baut der Film in der Hinsicht leider ab, wenn auch langsam.
Es gibt noch eine nette artistische Kampfeinlage auf einem Bambusgerüst an einem Hochhaus in Macau – soll es zumindest sein, da der Bluescreen hier allgegenwärtig scheint und die Sequenz unschön artifiziell wirken lässt. Zugegeben, wehmütig denke ich daran, was Jackie Chan in seinen Hochzeiten aus solch einem Szenario gemacht hätte. Aber da machen die Versicherungen wohl nicht mehr mit. Überhaupt gibt es wieder viel „draußen im Studio“ Atmosphäre. Soll heißen, dass man irgendwann alles anzweifelt, weil so viel aus dem Rechner kommt. Selbst Autos.
Neben ein paar kleineren Scharmützeln steht am Ende dann auch leider der übliche CGI-Overkill, den man über sich ergehen lässt. Immerhin gibt im Verlauf des Films ein paar in knalligen Farben inszenierte Kampfszenen, die entfernt an ihre Vorbilder wie „Tiger & Dragon“ oder „Hero“ erinnern. Aber bloß nicht zu viel, so sehr will man aus der Gewohnheit dann doch nicht ausbrechen. Schade eigentlich.

Überfordert wurden auch die Darsteller nicht, über die übliche Dramaturgie kommt auch dieser Beitrag zum MCU nicht hinaus. Aber das ist ok, ist schließlich kein Arthouse. Auch das ist nicht despektierlich gemeint; man will unterhalten und das ist ja auch ein hehres Ziel. Trotzdem darf man anmerken, dass die Anforderungen meist physischer Natur sind und das meistern die Darsteller völlig zweckdienlich. Simu Liu macht hierbei eine okaye Figur. Fehlt es ihm zwar an Ausstrahlung, so kommt er trotzdem recht sympathisch rüber. Mit Tony Leung und Michelle Yeoh bekommt er noch zwei gestandene Nebendarsteller an die Seite, die dem Film durchaus mehr Klasse verleihen. Der Rest geht in Ordnung, man gibt manchen Charakteren auch etwas Vergangenheit und das ist für die vorliegende Geschichte völlig ausreichend. Die humorigen Einlagen sind nicht ausufernd, was von mir auf der Habenseite verbucht wird. Joel Wests Soundtrack war wohl da, aber ich kann mich an keine einzige Note erinnern.

Insgesamt macht „Shang Chi“ schon Spaß und kann gerade im ersten Drittel überzeugen. Richtung Ende erwartet den Zuschauer dann aber die gewohnte Materialschlacht aus dem Rechner und auch sonst wirkt einiges störend künstlich. Zwischendurch aber immerhin garniert mit schön inszenierter Martial Arts und obendrauf Exotenbonus, sodass der Unterhaltungswert letztlich überwiegt.

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