Review

Kohlenstofffemoxid


„She Will“ ist ein sehr weiblicher Hexenrevenger, der stylisch am „Arthouseabgrund“ tanzt. Komplett ohne Spannung für mich. Dafür mit klarer Aussage, sehr viel Stilbewusstsein, einer famosen Altheldin, der man ihre späte Rache gönnt. Kaum Horror, viele Schmerzen. Salem trifft Qualen, Trauma trifft Fauna, Krebs trifft Kohle. Extra peated. Gibt es Whisky aus der Region? ;) Handlung: eine von (Brust)Krebs geplagte und gezeichnete ältere Dame und ehemalige Schauspielerin fährt mit ihrer jungen Betreuerin in ein sehr nebliges, mysteriöses Naherholungsgebiet (?) bzw. eine Art Künstlerselbstfindungsgruppe, wo ihr die Erde und die Vergangenheit ganz neue Kräfte verleihen…

Ein wenig an „The VVitch“, ein wenig an „Under The Skin“, ein wenig an einen hexerischen „Sunset Boulevard“ erinnert „She Will“. Soghafte Bildcollagen, rachsüchtiger Schlamm, kraftvoller Wald, alte Männer gegen noch ältere Magie. Alice Krige ist ein Ass im Ärmel dieser Hokospokusmischpoke. Auch die junge Kota Eberhard ist eine Entdeckung. Die Discoszene ist nicht nur musikalisch ein Highlight. Imposante Bildsprache. Viel Wut im Bauch. Feminin und fantastisch in seinen besten Momenten. Meist für mich jedoch Style over Substance. Leider. Seine Themen bespielt und nennt er nur, ohne auch nur einen Hauch hinzuzufügen. Das Ende ist porentief unterwältigend. Malcom MacDowell bleibt eine Randerscheinung. Die Nebenfiguren sind ein schlechter Witz. Der Score und das mystische Singsang wie frisch aus Salem gehen unter die Haut. Doch am Ende blieb ich eiskalt und allein zurück. Zweite Sichtung aber essenziell. Während einem Festival kann sowas in der Masse schnell mal an Wert verlieren. 

Fazit: bildgewaltig, atmosphärisch, leider aber auch völlig spannungsarm und ohne Neues zum Thema female empowerment. Grand Dame Krige ist aber natürlich über jeden Zweifel erhaben! 

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