OFDb
Kritik von Dia Noga (Bernd Dötzer)
zu „Jung, schön und lasterhaft“ (Original-Titel: „Peccati di gioventù“, Italien, 1975)
- Ohne Spoiler, damit dem zukünftigen Zuschauer alles selbst zu entdecken und zu erleben vorbehalten bleibt. Diese Kritik soll eine Hilfestellung sein, ob der Film sich für den jeweiligen Leser lohnen mag. -
Das Cover-Foto der Donaufilm/Alive-DVD mit den zwei attraktiven, sich sinnlich anschmiegenden Frauen entstammt tatsächlich einer Szene aus diesem Film und zeigt die zwei Hauptdarstellerinnen, führt aber auf die falsche Spur, falls man von dieser Szene auf den ganzen Streifen schließen möchte. Es ist kein Sexploitation oder Softsexfilm, auch wenn immer wieder Nacktheit vorkommt.
Der erwähnte DVD-Titel "Jung, schön und lasterhaft" paßt daher augenscheinlich erst einmal überhaupt nicht zum Film und stellt scheinbar eine bewußte Fangmethode für Freunde dieser Genres dar, jedoch fand ich persönlich nachdem ich den Film gesehen hatte, daß der Titel vortrefflich eine der beiden Damen auf dem DVD-Cover beschreibt - wenn auch nicht bis ganz zum Ende.
Der Charakter der etwas älteren der zwei Hauptdarstellerinnen, mit äußerst attraktiver (!) Reife von Dagmar Lassander gespielt, hat für mich in einer kurzen Dialogszene, in der sie der Jüngeren ihre Lebensweisheiten weitergibt, wirklich Tiefgang. Wer auch immer diese kurzen Tipps von sich aus dem echten Leben in den Film gebracht hat - Autor, Regisseur oder Darstellerin - hat Erfahrung und das hat mir sehr gut gefallen und allein diese paar Sekunden haben mir klar gemacht, daß der Film sich von anderen abheben will, die mit viel Nacktheit aber nichts weiter als Schauwerten ausgestattet sind, und das auch in gewisser Weise im Verlauf schafft.
Die jüngere der beiden Hauptdarstellerinnen, Gloria Guida, ist als blonde Jugend-Schönheit trefflich besetzt, man kennt sie u.a. aus "Flotte Teens und heiße Jeans", der aus dem gleichen Jahr - 1975 - stammt.
Den attraktiven Jüngling, der nach den beiden Frauen mehr oder weniger eine wichtige Rolle einnimmt, spielt der blonde norwegische Darsteller Fred Robsahm.
Alles in allem wirkte "Jung, schön und lasterhaft" auf mich wie eine Mischung aus "Super-Biester! - 'nen Freund zum Geburtstag" (mit Désirée Nosbusch), "Eiskalte Engel" (mit Sarah Michelle Gellar & Reese Witherspoon) und "Blau ist eine warme Farbe" (mit Adèle Exarchopoulos & Léa Seydoux), alles im Setting eines italienischen Mid-1970er-Kinofilms mit viel Sommer-Urlaubsfeeling, freier Nacktheit & Erotik, sowie einem guten Schuß Dramatik.
Falls es für den ein oder anderen Leser hier zusätzlich hilft:
Wir waren drei Herren im mittleren Alter, die dieses bis dahin für uns unbekannte Werk zusammen gesehen haben. Entscheidend für die Auswahl des Films waren tatsächlich Cover & Titel, aber auch Filmkritiken hier auf OFDb, die ihm deutlich mehr als dies zuschrieben. Schließlich hat der Film zweien von uns (inkl. mir) zugesagt, einer fand ihn nicht wirklich sehenswert. Also 2:1 für den Film.
In Schulnoten (1-6) gebe ich "Jung, schön und lasterhaft" eine 3, somit befriedigend. Wobei für mich eine 3 in der Schule wirklich in Ordnung ist, man kommt damit gut durch.
Dazu kommt:
Die DVD von Donaufilm/Alive hat ein weiches, in weiten Kamera-Aufnahmen (z.B. Landschaften mit vielen Details) leicht unscharfes Bild, das eher von einem alten VHS-Master (also Masterband mit höherer Qualität als VHS) stammen könnte. Keine Film-Abtastungsqualität wie heutige DVD- oder gar HD-Qualität. Die Farben sind etwas flau, also nicht knackig. Wir haben den Film per Videoprojektor auf einer Leinwand mit einer horizontalen Länge von zweieinhalb Metern ausgefüllt gesehen und ich muß sagen, es hat funktioniert, da in den meisten Szenen die Kamera näher dran und somit Unschärfe kein Thema ist, das Gehirn folgt der Filmhandlung.
Sollte es jedoch einmal eine HD-Abtastung mit entsprechender Schärfe und knackigen Farben geben, kann ich dem Film vorab eine 3+ oder 2-3 als Note geben, da ganz sicher die schon vorhandene tolle Urlaubs-Atmosphäre und die Attraktivität der Darsteller nocheimal gesteigert herüber kommen würden, was zusammen mit der erlebten gehobenen Handlung eine erneute Aufführung in meinem Heimkino ganz sicher rechtfertigt.
Nun viel Erfolg beim Abschätzen, ob der Film für Dich, geneigter Leser, tauglich erscheint.