Es ist für alle Beteiligten eine merkwürdige Situation, als die gerade tot auf einem Feld im ländlichen norwegischen Skarnes aufgefundene Live (Kathrine Thorborg Johansen) kurz darauf völlig unerwartet auf dem Obduktionstisch wieder zum Leben erwacht - obwohl sich die beiden Streifenpolizisten Judith (Kim Fairchild) und Reinert (André Sørum) über ihr Ableben eigentlich recht sicher waren. Doch die Mittdreißigerin, Tochter des ortsansässigen Bestattungsunternehmens Hallangen, ist tatsächlich wieder quicklebendig, was ihren Vater alles andere als fröhlich stimmt. Denn das Familienoberhaupt, so rekonstruiert Live in bruchstückhaften Erinnerungen, hatte sie auf dem Feld überfallen. Viel Zeit darüber nachzudenken hat sie jedoch nicht, denn ihr Vater möchte sein Werk doch noch vollenden, betäubt sie erneut, verfrachtet sie in einen Sarg und fährt mit ihr schnurstracks ins Krematorium. Dort kann sie sich in letzter Sekunde befreien und stößt ihren Vater, der von ihrer Willenstärke überrascht ist, instinktiv von sich weg, wobei dieser durch den Sturz zu Tode kommt.
Nachdem die beiden Polizisten erneut recht schnell den Tod bescheinigen, obliegt es nun Lives älterem Bruder Odd (Elias Holmen Sørensen), das traditionelle Familienhandwerk weiterzuführen. Der dickliche, lethargische Mann ist mit dieser Aufgabe heillos überfordert, macht sich aber trotz aller Selbstzweifel daran, zumindest dem verblichenen Vater eine würdevolle Beerdigung zu bereiten. Daß das Bestattungsunternehmen heillos überschuldet ist, führt Odd, wie er mehrmals bemerkt, darauf zurück, daß in Skarnes einfach niemand sterben will (Filmtitel) - oder zur Konkurrenz ins Nachbardorf geht.
Währenddessen versucht Live auf eigene Faust herauszufinden, wieso ihr Vater sie umbringen wollte - ein altes Tonbandgerät mit Aufzeichnungen ihrer verstorbenen Mutter liefern ihr eine erste Spur. Außerdem bemerkt sie an sich selbst seltsame Veränderungen: leise Nebengeräusche hört sie manchmal unerträglich laut, außerdem rücken die Halsschlagadern ihrer Mitmenschen plötzlich in ihren Fokus...
Die norwegische schwarze Komödie Post Mortem: In Skarnes stirbt niemand bietet ein buntes Kaleidoskop skurriler Gestalten, die in einer dörflichen Atmosphäre, wo jeder jeden kennt, ihre kleinen oder großen Geheimnisse sorgfältig zu verbergen trachten. Ausgestattet mit reichlich Situationskomik und einem skandinavisch-trockenem Humor ergibt sich vor dem angedeuteten Hintergrund einer Vampirsseuche ein reichlich schräges, aber stets vergnügliches Bild einer Dorfgemeinschaft, deren Proponenten derart in ihren eigenen Sorgen und Gedanken gefangen sind, daß sie prinzipiell aneinander vorbeireden und den Wald vor lauter Bäumen gar nicht mehr sehen.
Während Hauptdarstellerin Live bis auf zeitweilige Aussetzer noch einigermaßen normal agiert, ist ihr extrem verunsicherter Bruder in seiner ungewohnten und alles andere als erwünschten Rolle als Neu-Unternehmer der heimliche Star des Films: dem Fluch der Sachzwänge, die ihm sichtlich großes Unbehagen bereiten, versucht der verzweifelte Odd mit einem Kurs bei einem Erfolgscoach zu begegnen, während seine Ehefrau, die ihm grundsätzlich nie zuhört, endlich gerne schwanger von ihm wäre. Dorfpolizist Reinert wiederum steht schon lange auf Live, was er der Single-Frau gegenüber aber nie eingestehen würde, während er sich von seiner abgebrüht-zynisch auftretenden dunkelhäutigen Kollegin das eine oder andere Mal deswegen aufziehen lassen muß.
Post Mortem: In Skarnes stirbt niemand lebt zum Großteil von seinen gelungenen Darstellern, und während sich das Geschehen relativ gemächlich über insgesamt 6 Folgen zu je etwa 45 Minuten hinzieht, gerät die eigentliche, anfangs angeschnittene Vampir-Thematik zeitweilig völlig in den Hintergrund. Daß dabei dennoch nie Langeweile aufkommt, spricht für das Drehbuch des Regisseurs-Duos Zwart/Holmsen, die statt blutigrünstiger Untoter viel lieber Leichen verstecken, nackte Polizisten im Schlamm herumspringen und viel zu große Auslaufmodell-Särge (mit Rabatt versteht sich) verkaufen lassen. Gerne mehr davon: 7 Punkte.