Tagebuch einer Biene zeigt aus der Sicht zweier Bienen, einer Winter- und einer Sommerbiene, wie deren Leben innerhalb des Volkes aussehen könnte. Dabei verleihen Anna und Nellie Thalbach den jeweiligen Bienen ihre Stimme, um die Ereignisse aus Sicht der Bienen zu kommentieren.
Betrachtet man das unter dem Gesichtspunkt, dass Regisseur Dennis Wells, wie er sagte, keinen Lehr- sondern einen Unterhaltungsfilm produzieren wollte, ist das ein wunderbarer und konsequenter Gedanke. Und es funktioniert hervorragend. Die Stimmen der beiden sind angenehm und die Lebenszeit dieser beiden winzigen Lebewesen wird spannend und durchaus auch informativ gestaltet. Es werden einige Aspekte im Leben von Bienenvölkern gezeigt, die sicher nicht Allgemeinwissen sind. Dass bei einem solchen Tagebuch natürlich Metawissen einfließt, das Bienen so nicht haben können, liegt in der Natur der Sache. Finde ich nicht schlimm, denn der Film erhebt hier nicht den Anspruch logisch zu sein, zudem fördert das meiner persönlichen Meinung nach das Verständnis für die gezeigten Bilder.
Sieht man den Kniff mit der persönlichen Rede der Bienen aber aus mehr wissenschaftlicher Sicht, muss das natürlich Unfug sein. Es vermenschlicht nichtmenschliche Wesen, legt ihnen Gedanken zugrunde, die sie nicht denken und Wissen, das sie nicht haben. Zudem widerspricht die individuelle Darstellung aus Sicht zweier einzelner Bienen der kollektiven Existenz eines Bienenvolkes.
Für mich funktioniert das ganz hervorragend.
Die größte Faszination des Films geht eh nicht vom Kommentar, sondern von den Bildern selbst aus. Die sind trotz CGI-Unterstützung an mancher Stelle (Stiche, Verfolgung von Einzelbiene) ganz großes Kino, denn sie zeigen die Bienen und was sie tun in perfekt scharfen Makro- und Zeitlupenaufnahmen. Das ist wirklich höchst beeindruckend und. sollte nicht dadurch geschmälert werden, dass man sich an den Kommentaren stört, denn die sind notwendig, sind doch nicht alle Bilder selbsterklärend.
Abstriche muss man dennoch machen, denn obwohl es kein Lehrfilm ist, sondern eher ein unterhaltsames Plädoyer für die Schönheit der Biene, hätte ich gerne mehr zur Gefährdung der Biene gesehen und gehört. Temperaturen, Mähdrescher und Hornissen dürften kaum die einzigen oder größten Gefahren für Bienen sein. Grad Hornissen liefern hier sicher höchst beeindruckende Bilder, sind aber selbst so gefährdet, dass sie nicht als Feindbild herhalten sollten. Da hätte es sicher andere, nicht minder unterhaltsame Optionen gegeben.
Und da die beiden sprechenden Bienen eh über Metawissen verfügen, hätten sie uns bei den Gefahren für ihr Volk auch erzählen können, was der Verlust der Bienen für das Ökosystem bedeuten würde. Da wurde also noch einiges Potential liegen gelassen. Nichtsdestotrotz erhält man spannende Infos rund um Bienen, die unter Aufsicht von Bienenexperten zusammengestellt wurden. Soweit sollte das also passen.
Großartig bebilderte Unterhaltungsdoku. Nicht perfekt, aber zum Schutz der Biene sicher wichtig. Und Spaß macht die Reise auch.