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Ein filmisches Desaster zwischen Langeweile, Lärm und peinlichem Overacting

Es gibt Filme, bei denen man den Kinosaal verlässt, tief Luft holt und sich denkt: „Nun ja, das war vielleicht nicht perfekt, aber immerhin unterhaltsam.“ Und dann gibt es Filme wie Venom – Let There Be Carnage. Werke, die in sich so vollkommen misslungen wirken, dass man sich fragt, wie so viele talentierte Menschen – vom Schauspieler über den Regisseur bis hin zum Komponisten – es schaffen konnten, gemeinsam ein derartiges Desaster auf die Leinwand zu bringen.

Ich sage es gleich vorweg: Venom – Let There Be Carnage ist nicht nur eine Enttäuschung. Er ist ein filmischer Totalschaden, eine der schlechtesten Comic-Verfilmungen aller Zeiten. Und ich übertreibe nicht. Von Anfang bis Ende wirkt dieses Machwerk wie ein halbgares Produkt, das hastig zusammengekleistert wurde, um irgendwie Kinokassen zu füllen. Leidenschaft? Fehlanzeige. Vision? Tot. Unterhaltung? Nur in Form von unfreiwilliger Komik. Keine Spannung, kein Witz, keine Atmosphäre. Von der Dramaturgie über die Action bis hin zum Schauspiel ist hier alles so hölzern, uninspiriert und platt, dass man beim Zuschauen fast vergisst, dass Kino eigentlich etwas Magisches sein kann. Stattdessen ein auf Hochglanz poliertes Stück Kino-Müll, das sich selbst viel zu ernst nimmt und gleichzeitig jede Gelegenheit für echten Tiefgang oder wenigstens handfeste Unterhaltung mit einem lauten Krachen vor die Wand fährt.

Totalausfall ohne Höhepunkte

Es ist schwer, überhaupt einen Ansatzpunkt zu finden, an dem Venom – Let There Be Carnage funktioniert. Denn da passt schlichtweg nichts. Jeder Baustein – ob Story, Inszenierung, Figuren oder Technik – bricht für sich genommen schon zusammen. Zusammen ergibt es ein Trümmerfeld, das man eigentlich nur mit einer Art morbidem Staunen betrachten kann: „Wie konnte das passieren?“

Der Film beginnt – und schon nach wenigen Minuten hat man das Gefühl, sich in einer endlosen Schleife aus Langeweile und aufgesetztem Getöse zu befinden. Es gibt keine erzählerische Sogkraft, keinen echten Spannungsbogen. Stattdessen wirkt die Geschichte wie ein erstes, nie überarbeitetes Drehbuch-Exposé, das man direkt ohne Feinschliff verfilmt hat. Jeder Versuch, Dramatik zu erzeugen, verpufft, weil man sich nicht im Geringsten für das Geschehen interessiert. Die Dramaturgie ist so unausgegoren, dass man sich fragt, ob die Macher irgendwann vergessen haben, dass ein Film auch so etwas wie Struktur, Rhythmus oder emotionale Ankerpunkte braucht. Die Geschichte plätschert vor sich hin wie abgestandenes Wasser in einer verrosteten Regentonne. Der Film stolpert von Szene zu Szene, ohne jemals einen Fluss oder gar Spannung aufzubauen. Statt eines klaren roten Fadens bekommt man ein wirres Konglomerat von belanglosen Momenten, die weder Spannung erzeugen noch Interesse wecken.

Das Wort „unspektakulär“ trifft es kaum. Regisseur Andy Serkis, sonst als Schauspieler und Motion-Capture-Pionier hoch angesehen, scheint hier komplett neben sich gestanden zu haben. Er serviert hier eine Inszenierung, die dermaßen unspektakulär ist, dass man meinen könnte, man schaue eine mittelmäßige TV-Serie aus den späten 90ern. Die Kameraführung ist generisch, als hätte man sie direkt aus einem Tutorial für Anfänger entnommen: Totale, Halbtotale, Close-up – und das war’s. Kein visuelles Experiment, kein Funken Raffinesse, keine originellen Ideen, keine filmische Handschrift. Alles wirkt lieblos, generisch, austauschbar. Da ist keine Energie, keine Dynamik, keine Liebe zum Detail. Es wirkt so als hätte man in der Postproduktion noch schnell den Autopilot eingeschaltet, damit überhaupt irgendetwas zu sehen ist.

Action ohne Adrenalin

Comicverfilmungen leben von ihren Actionsequenzen, von den Szenen in denen man den Atem anhält, in denen Adrenalin durch die Adern schießt. Doch hier? Ein Desaster. Ein einziges CGI-Gewitter, dass in uninspirierten, schlecht choreographierte Schlägereien mündet, die inszenatorisch so blutleer sind, dass man sich fragt, ob irgendjemand am Set überhaupt wusste, wie man Spannung erzeugt. Es kracht, es blitzt, es explodiert – und doch bleibt nichts hängen. Kein einziger Moment, der im Gedächtnis bleibt. Keine Idee, kein Wumms, kein Stil. Alles wirkt zusammengeschustert, wie eine schlechte Videospiel-Zwischensequenz. Man spürt förmlich, wie die Macher dachten: „Das reicht schon, die Zuschauer wollen eh nur CGI-Monster, die sich verkloppen.“ Aber so einfach ist es nicht. Action muss komponiert sein. Sie braucht Rhythmus, Überraschungen, visuelle Ideen. Hier gibt es davon: nichts.

Und als wäre das nicht schon genug, sind auch die Effekte ein Schlag ins Gesicht. Wir reden hier nicht von einem kleinen Indie-Film, sondern von einer teuren Studio-Produktion. Man möchte meinen, dass ein Studio wie Sony im Jahr 2021 in der Lage sein sollte, solide Spezialeffekte abzuliefern. Doch die CGI-Effekte sind so schlecht, dass man stellenweise glaubt, man hätte es mit unfertigen Testaufnahmen zu tun. Sie wirken wie unfertige Animationen, die man noch nicht durch die finale Renderpipeline geschickt hat. Venom selbst wirkt matschig und Carnage sieht aus wie ein schlecht gerendertes Videospiel-Monster aus den frühen 2000ern. Ihre Bewegungen sind hölzern, ihre Texturen plastisch, ihre Präsenz unglaubwürdig. Keine Schwere, keine Glaubwürdigkeit, nichts. Ein CGI-Katastrophenfeuerwerk, das einen konstant aus dem Film reißt. Besonders in den großen Kampfszenen verschwimmen sie zu einem schwarzen und roten Brei, der aussieht wie ein Klecks Ölfarbe, den man auf den Bildschirm geworfen hat. Das Ergebnis: Jeder Funken von Bedrohung oder Faszination verpufft im digitalen Nirgendwo.

Nervige Buddy-Komödie ohne Witz

Ein weiteres zentrales Problem: die endlosen Sticheleien zwischen Eddie Brock und Venom. Anstatt spannend oder clever zu sein, sind diese Dialoge einfach nur nervig. Jede Interaktion wirkt bemüht, jeder Dialog wie ein abgenutzter Sketch, der beim dritten Mal schon keinen Spaß mehr macht – und hier in Endlosschleife wiederholt wird. Wo man in den Comics eine düstere Symbiose zwischen Mensch und Alien spürt, bekommt man hier ein Buddy-Komödien-Gezanke auf Kindergarten-Niveau. Tom Hardy brummelt und stammelt sich durch seine Szenen, während Venoms Stimme penetrant aufgesetzt klingt. Was als kauzige Dynamik hätte funktionieren können, entwickelt sich zu einem Dauer-Nervfaktor, der den Film endgültig ins Unerträgliche kippen lässt.

Man könnte meinen, dass wenigstens die Verpflichtung von Woody Harrelson als Carnage einen Lichtblick darstellt. Schließlich ist Harrelson ein Schauspieler, der in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt hat, wie man Wahnsinn, Intensität und Charisma vereint. Doch hier? Reines Overacting. Harrelson wirkt, als hätte er in jeder Szene versucht, sämtliche Grimassen und Gesten aus seinem Repertoire in einer einzigen Einstellung unterzubringen. Statt beängstigend oder faszinierend ist sein Carnage einfach nur peinlich und anstatt eines furchteinflößenden Gegenspielers bekommen wir eine Karikatur, einen Clown, der unfreiwillig komisch wirkt. Das Ergebnis ist ein Schurke, den man nicht ernst nehmen kann – und der den Film endgültig zur Farce degradiert.

Die Kamerarbeit ist der Inbegriff von Durchschnitt. Sie ist weder schlecht im Sinne von handwerklichen Fehlern, noch gut im Sinne von Kreativität oder Ausdruck. Sie ist einfach nur da – durchschnittlich, austauschbar, belanglos. Keine Bilder, die im Gedächtnis bleiben, keine kreativen Blickwinkel, keine visuelle Handschrift, kein Gespür für Atmosphäre. Nur ein endloser Brei von grauen Einstellungen. Und schließlich der Score. Marco Beltrami, eigentlich ein großartiger und vielseitiger Komponist, liefert hier nur Stangenware ab. Keine einprägsamen Themen, keine spannenden musikalischen Höhepunkte, keine epische Note. Nur eine anonyme Klangtapete, die weder unterstreicht noch kontrastiert – sondern einfach nur da ist. Wie alles in diesem Film: austauschbar, generisch, leblos.

Fazit

Es gibt viele schlechte Filme. Aber es gibt nur wenige, die in ihrer Gesamtheit so konsequent misslingen wie Venom – Let There Be Carnage. Hier passt wirklich nichts zusammen. Die Story ist langweilig und ziellos, die Inszenierung ist blutleer, die Action uninspiriert, die Dramaturgie hölzern, die Effekte billig, die Figuren nervig, der Humor anstrengend und die Musik belanglos. Man merkt dem Film an, dass er eine reine Pflichtübung ist: ein Produkt, das man auf den Markt wirft, weil man die Lizenz hat – nicht, weil man eine Geschichte erzählen möchte. Er ist das filmische Äquivalent zu einem lieblosen Fertiggericht aus der Tiefkühltruhe: schnell zusammengeworfen, ohne Geschmack, ohne Substanz.

Als Zuschauer bleibt man am Ende frustriert zurück. Nicht einmal wütend – dazu ist der Film zu gleichgültig. Sondern enttäuscht, weil man weiß, dass Comicverfilmungen so viel mehr sein können. Dass Kino Magie sein kann. Dass Figuren wie Venom und Carnage das Potenzial haben, ganze Welten in Brand zu setzen – wenn man sie nur lässt. Doch in diesem Fall bleibt nur ein Haufen verbrannter Erde und die bittere Erkenntnis: Venom – Let There Be Carnage ist kein Kino, sondern ein Unfall. Ein Totalausfall. Ein Mahnmal dafür, wie man es nicht machen sollte.
































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