Review

In den Anfangs-Credits steht in großen Lettern geschrieben: „A Kinji Fukasaku Film“. Der japanische Regisseur, der schon in den 70er Jahren diverse hervorragende Yakuza-Filme wie z.B. Graveyard of Honour (der gleichnamige Film von Takashi Miike ist ein Remake davon) gedreht hat und für den japanischen Part von Tora! Tora! Tora! verantwortlich war, ist ja leider im vergangenen Januar seinem Krebsleiden erliegen. An Battle Royale 2 hat er bis zu seinem Tod (am Anfang der Dreharbeiten) gearbeitet, fertig gestellt wurde der Film von seinem Sohn Kenta, der auch schon am Drehbuch des ersten Teils mitgearbeitet hatte. Der erste Battle Royale ist in kürzester Zeit zu Recht zu einem modernen Klassiker des japanischen Kinos avanciert. Kann die Fortsetzung der ernormen Erwartungshaltung, die viele an den Film gelegt haben, standhalten?

Der Plot: der männliche Überlebende des ersten Teils, Nanahara Shuya, hat eine Terrorgruppe gegründet und den Erwachsenen den Krieg erklärt. Er hat sich mit seinen Getreuen auf einer Insel verschanzt. Wieder einmal wird eine Schulklasse für das Battle-Royale-Spiel ausgewählt, diesmal aber mit anderen Regeln: die Schüler müssen sich nicht gegenseitig umbringen, sondern werden auf besagte Insel geschickt, um Shuya auszuschalten.

In dieser Ausgangssituation liegt auch schon das erste große Problem des Films: Warum schickt die Regierung eine Schulklasse unerfahrener Kämpfer los, um eine Bande von Terroristen auszuschalten? Warum wird nicht stattdessen eine Spezialeinheit von Soldaten losgeschickt, die diesen Job viel besser erledigen können? Die Story des Films ist leider wie ein Schweizer Käse, nämlich voller logischer Löcher. Die geänderten Regeln des „Spiels“ verhindern eigentlich auch schon von vorne herein ein Gelingen der Aktion: die Schüler werden nämlich in Paare eingeteilt, und wenn einer der beiden stirbt oder sich mehr als 50m vom anderen entfernt, dann explodiert das Halsband des anderen. Nicht die besten Voraussetzungen, wenn man in den Kampf zieht. Der „Krieg gegen die Erwachsenen“ ist auch nicht besonders einleuchtend, denn in wenigen Jahren sind die Kids (wenn sie den Film überleben), ebenfalls Erwachsene. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Der Film selber ist aufwendiger als der erste Teil in Szene gesetzt, es gibt ein paar Hubschrauber mehr, mehr Action usw. Der Soundtrack setzt die Linie des ersten Teils fort, sprich bombastische klassische Musik und ist wiederum gelungen. In Bezug auf die Action-Szenen haben die Macher wohl ein kurzes Brainstorming veranstaltet und sich gefragt: „Welcher Film hat das meiste Maschinengewehr-Geballere überhaupt?“ Wahrscheinlich sind sie dann auf Starship Troopers gekommen und haben sich gedacht: „Das toppen wir locker!“ So gibt es jede Menge geballte Action, die ich aber auch schon besser choreographiert gesehen habe. In der zweiten Hälfte wird das Geballere dann teilweise fast schon eintönig, aber zum Glück nur beinahe. Das, was unter anderem Teil 1 so reizvoll gemacht hat, nämlich die Situation, dass sich lauter Freunde gegenseitig töten müssen, und die Weise, mit der die einzelnen Schüler damit umgehen, fällt hier völlig weg. Diese Studie menschlicher Verhaltensweisen war einer der Aspekte, die den ersten Teil vom Niveau her weit über einen durchschnittlichen Action- oder Splatterfilm gehoben haben. Kurz gesagt: auf die anspruchsvolle Ebene des ersten Teils wird verzichtet, Battle Royale 2 ist somit ein reiner blutiger Action-Film. Dagegen haben mir die deutlich Amerika-kritischen Untertöne (oder sollte ich besser sagen: plump Anti-amerikanischen Tendenzen) des Films ganz gut gefallen, man beachte nur die Eröffnungsszene des Films.

Apropos Blut: das spritzt gewaltig herum, was ja eigentlich ein positiver Aspekt ist. Was mir daran nicht gefallen hat, war, dass es sich so gut wie nie um Make-up-Effekte und Kunstblut gehandelt hat, sondern fast immer um digitales Blut. Und das sieht man leider auch überdeutlich. Die digitalen Blut-Effekte sind so toll nicht geworden (das gilt auch für einige digitale Explosionen), und das schmälert das „Splatter-Vergnügen“ schon ein bisschen.

Der Nachfolger von Takeshi Kitano, der im ersten Teil so hervorragend den Lehrer gespielt hat, ist Riki Takeuchi (bekannt aus diversen Filmen von Takashi Miike, z.B. Fudoh, Dead or Alive 1-3) kann leider die großen Fußstapfen seines Vorgängers nicht annähernd ausfüllen. Die Performance von Kitano, der, fast ohne die Miene zu verziehen, die ganze Palette von gnadenlos brutal bis zerbrechlich melancholisch bringen kann, ist schwer zu übertreffen. Das funktioniert erst recht nicht durch die völlig überzogene, fast schon nervige Art, die Takeuchi hier an den Tag legt. Der beste Moment des Films ist daher auch der Cameo-Auftritt von Takeshi Kitano, der eine rückblendenartige Szene mit seiner (Film-)Tochter hat. Bei dieser kurzen Szene habe ich fast eine Gänsehaut bekommen.

Mit 133 Minuten ist Battle Royale 2 außerdem zu lang geworden (20-30 Minuten weniger wären hier mehr gewesen). Ab und zu schleichen sich ein paar langatmige Teile ein, die dann auch noch mit Pathos und markigen Durchhaltesprüchen gespickt sind, wie sie zum Klischee-Repertoire eines jeden (schlechten) Kriegsfilms gehören.

Fazit: Battle Royale 2 reiht sich nahtlos zu vielen weniger gelungenen Sequels des Jahres ein (prominentestes Beispiel: Matrix Revolutions). Bei aller Kritik ist der Film dennoch größtenteils unterhaltsam anzusehen, wenn man ihn nicht dauernd am ersten Teil misst. Und das, was zu befürchten war, ist es auch nicht geworden: nämlich ein einfacher Abklatsch des ersten Teils. 5,5/10

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