Review

Mit Battle Royale 2 erreicht der aus Hollywood auf das asiatische Kino überschwappende Fortsetzungswahn einen traurigen Höhepunkt. So genial, dramatisch und kontrovers der erste Teil auch ist, so unglaublich dumm ist der zweite, wobei er sich der größer, lauter, besser Formel bedient. Ich habe Battle Royale nie wegen der Sozialkritik bewundert, sondern wegen der unglaublich intensiven und dramatisch geschilderten Situation der Kinder die sich für das Töten oder das Getötet Werden entscheiden müssen. War dieser Film ein Actiondrama haben wir nun einen waschechten Kriegsfilm vor uns, mit einigen Stärken und nicht wenigen Schwächen. Neue Runde neues Glück, diesmal geht sich die zum BR eingezogene Schulklasse nicht gegenseitig an die Gurgel sondern wird gezwungen eine Insel voller Terroristen (angeführt von Nanahara, dem Sieger des letzen Battle Royale's) zu stürmen.

Der Film beginnt furios, untermalt vom bombastischen Dies Ires beobachten wir eine in sich zusammenstürzende Skyline. Diese Sequenz gibt audiovisuell einen Vorgeschmack auf das, was einem in den nächsten zwei Stunden erwartet: aufwendige Hochglanzaction, die in Punkten Blei- und Blutgehalt den Vorgänger locker übertrifft. Viele Sequenzen kommen einen aus diversen Hollywood-Streifen zwar arg bekannt vor, aber das ist nicht besonders störend. Vorstellung der Spielregeln und Anreise sind eins zu eins aus dem Vorgänger übernommen, wirken diesmal aber etwas übertrieben dargestellt, vor allem Takeshi Kitano vermisst man doch sehr schmerzlich beim Anblick des Kaspers, welcher seinen Part übernimmt. Mir fällt was die Inszenierung angeht eigentlich nix ein was ich kritisieren müsste, selbst der exzessive Einsatz von CGI-Blut sieht in diesem Film sehr gelungen aus und die Soundkulisse während der beiden großen Actionsequenzen ist wirklich purer Hörgenuss.

Nach all den Worten des Lobes, fragt sich der ein oder andere sicher, wie ich auf eine Wertung von nur 5 Punkten komme. Gut, hier die beiden unübersehbaren Probleme des Films. Erstens die Kids sind einem diesmal völlig egal, ich habe keinen der Opfer nachgetrauert oder mich bei Gewaltszenen unwohl gefühlt, wie das beim ersten Teil noch häufig der Fall war. Es sterben einfach viel zu schnell viel zu viele Kinder, ohne das man Gelegenheit hätte Symphatie für sie aufzubauen, der Wechsel von Schul- zu Militäruniformen nimmt etliches an Schockwirkung, vor allem da sich die kleinen Racker auch sofort völlig unrealistisch wie Soldaten benehmen, nicht mehr wie Schüler, den man Waffen in die Hand gedrückt hat. Es gibt zwar viele blutige Sterbeszenen aber keine wirklich harten Morde mehr, es kommen nur Schusswaffen und Sprengstoffe zum Einsatz, Messer und Sicheln sind nicht mehr mit dabei. Das viel größere Problem ist aber die absolut beschissene, hirntote, oberpeinliche Story. Ich saß nach Genuss des Films apathisch da und versuchte zu enträtseln, was mir dieser Film eigentlich sagen wollte. Hab ich da grad ein Loblied auf den internationalen Terrorismus gesehen, welcher Afghanistan als Himmel auf Erden preist, dem Ort wo die Kinder noch herzhaft lächeln können (...während sie sich den Srengstoffgürtel anschnallen.) Ich musste glatt noch mal schauen, weil ich dachte ich hätte irgendwas übersehen, irgendeinen satirischen Aspekt verpasst. Finden konnte ich nix, der Film meint die Scheiße die aus den Mündern der Darsteller quillt anscheinend ernst. Also Kurzzusammenfassung: Gute Terroristengruppe verübt im Namen der Freiheit Anschläge mit tausenden Toten, aber das geile ist, sie sind die Helden des Films. Toller Beitrag zur aktuellen politischen Weltlage! Unabhängig davon gibt es noch einige andere peinliche Szenen, wie die Fusballtrikotnummer gegen Ende, bei denen man am liebsten seinen Kopf gegen die Wand rammen möchte.

Fazit: Jedem, der sich diesen Film ernsthaft anschauen möchte empfehle ich dringend dies im Originalton ohne Untertitel zu tun. Der einfache Gedanke dahinter, was man nicht versteht, darüber kann man sich auch nicht aufregen. Battle Royale 2 ist zwar ein klasse fotografiertes, blutiges höchst effektreiches Actionspektakel doch die Dummheit der Story und die unsagbar peinlichen Dialoge überschreiten weit die Schmerzgrenze. In unverständlicher Fassung würde ich dem Film noch 7 Punkte geben, in verständlicher nur 4, einigen wir uns auf gnädige 5 und dabei ruf ich mir die Bilder und Musik in Erinnerung während ich den Rest ausblende.

Details
Ähnliche Filme