Für einen Kurzfilm macht "Der Templer" einen geradezu epischen Eindruck. Trotz der eher minimalistischen Story (die allerdings eine schöne Wendung am Schluß behaupten kann) und der Überschaubarkeit von Ensemble, Dialogen und Locations hat die Arbeit der beiden Herren Henckel von Donnersmarck eine Tiefenwirkung, wie sie manch einer Produktion aus namhaftem Studio und von altehrwürdiger Regisseurenhand abgeht. Das liegt in erster Linie an dem sehr stimmigen Gesamteindruck, welcher in erster Linie von der optischen Umsetzung ausgeht, die auch scheinbare Marginalien und Details mit hoher Sorgfältigkeit berücksichtigt hat. Ergo entstand im Ergebnis ein eindrucksvolles, visuelles Gesamtbild, das in seiner düsteren, melancholischen Ausdruckskraft von einem grandiosen Soundtrack perfekt unterstützt wird. Die orchestrale Untermalung stünde indes auch einer Hollywood-Produktion gut zu Gesicht und unterscheidet sich angenehm von der symphonischen Eintönigkeit so einiger Blockbuster der letzten Jahre.
Die Story ist gewiss nicht nobelpreisverdächtig. Sie könnte vielmehr auch in irgendeinem Pulp Magazin á la Weird Tales oder Argosy stehen und der Feder von Robert E. Howard oder Robert Bloch entsprungen sein. Selbst wer fiktionalen, ja fabulösen Historien zugeneigt ist, dürfte sich alsbald ein wenig wundern, wie in "Der Templer" scheinbar achtlos ein Phänomen der frühen Neuzeit (das düstere Kapitel der Hexenverfolgungen) in die Zeit der Kreuzzüge des Mittelalters verlegt wird. Die Wendung zum Ende hin umgeht das Problem einer fehlenden - zumindest jedoch höchst unplausiblen - Historizität, indem sie durch die finale Entwicklung der Ereignisse den Film eindeutig ins Genre des phantastischen (Horror-)Films einordnet. Somit sollte sich niemand an der vermeintlich fehlerhaften Geschichtlichkeit reiben.
Sieht man einmal von marginalen Schwächen ab, so ist "Der Templer" ein in sich äußerst stimmiges Werk, welches von allen Beteiligten sehr gut realisiert wurde. Eine klare Empfehlung!
(8,5 / 10 Punkten)