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Filme über den progessiven Lehrkörper, der sich die Bewunderung seiner Schüler einhandelt, aber die Antipathie der Kollegen, sind meist dankbare Stücke Zelluloid. Wenn dann der Regisseur Mike Newell, bekannt für den romantischen Dauerbrenner "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", und seine Hauptdarstellerin Julia Roberts heißen, dann ist das Schlangestehen vor dem Kinoeintritt vorprogrammiert. Ebenso vorprogrammiert dürfte jenes schale Gefühl sein, wenn man nach 117 Minuten "Mona Lisas Lächeln" den Saal verlässt.

Die Geschichte über eine engagierte, freigeistige Lehrerin für Kunstgeschichte, die ihr Leben auf der sonnigen UCLA verbrachte, nimmt 1953 den heiß begehrten Job am Wellesley College an, einer reinen Mädchenschule, das wegen seiner überspitzten konservativen Grundeinstellung berühmt berüchtigt ist. Abseits von Lehrplänen und Schulbüchern versucht Katherine Watson (Roberts) ihre Teenager-Schülerinnen für moderne, abstrakte Kunst und die Aussichten auf Studium und Karriere im Austausch für Ehe und Staubsauger zu begeistern. Mit Schrecken muss Katherine feststellen, dass ihre vielversprechendsten Schülerinnen auf dem besten Wege sind, in den ehelichen Hafen einzufahren, und die Chance auf berufliche und schulische Weiterentwicklung wegwerfen. Unter jenen Damen befinden sich auch Joan Brandwyn (Julia Stiles), die noch mit der Entscheidung Ehegatte oder Yale hadert, und deren beste Freundin, die einflussreiche Betty Warren (Kirsten Dunst), die ihr Ja-Wort schon in wenigen Wochen geben wird. Während sich Joan von der Begeisterung Katherines anstecken lässt, sieht Betty eine Bedrohung in der Lehrerin, die sich zu sehr in das Privatleben, in das Glück der beiden Freundinnen einzumischen scheint, und versucht sie per Schülerzeitung und verwandtschaftlicher Vorteile in der Schuldirektion zur Strecke zu bringen.

Am Schluss wissen wir, jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Und am Schluss denken wir einmal mehr an "Der Club der toten Dichter", während uns das leicht variierte Finale, in dem die Schülerinnen der abreisenden Lehrerin eine letzte Ehre zu Teil kommen lassen, einen Kloß in den Hals zaubern möchte. Diesmal gibt's Fahrräder, keine Tische, auf die sich die Lehrpflichtigen stellen können. Und es ist genau jenes Ende, das uns daran erinnert, wie austauschbar jene Filme über das Tauziehen eines modernen, offengeistigeren Lehrers mit den Konventionen der Schule doch sind. Zwar wird man sich zwei Stunden gut unterhalten lassen können, jedoch hätte es auch ein "Der Club der toten Dichter", oder besser noch "Goodbye, Mr. Chips" sein können.

Das Fatale an "Mona Lisas Lächeln" sind die allzu seichten Nebenhandlungen, die zwar Einblick in das Leben und Lieben der Schülerinnen geben, aber nie die Grenze des Trivialen überschreiten. "Mona Lisas Lächeln" wird zu oft leichte Liebeskomödie, um wirklich zu berühren, zu oft entschlossenes Drama, um das oberflächliche Lachen zu vergessen. Entschädigung dafür gibt's in Form der Darstellerinnen, wobei die beiden Julias, weder Roberts, noch Stiles, sich zwei viel stärkeren und energetischen Darstellungen unterordnen müssen: Die schlangenhafte, giftige Kirsten Dunst, die ein ganzes psychologisches Profil einer unglücklichen Ehefrau darstellt und überzeugend umsetzt; und allen voran: Maggie Gyllenhaal, die noch die emotionsgeladenste, schönste Rolle der Mädchen innehat.

Die "Mona Lisa" ist ein Kunstwerk, über alle Zweifel erhaben. Der eigentümlich anachronistische Film "Mona Lisas Lächeln" jedoch ist kommerzielles Entertainment mit Herzschmerzthematik, die den Zuschauer zu keiner Minute wirklich packt. Ein Julia-Roberts-Starvehikel, das Schwächen in Drehbuch und Inszenierung aufzuweisen hat. Wer "Der Club der toten Dichter" und "Dangerous Minds" schon zum Gähnen empfand, der muss sich "Mona Lisas Lächeln" nicht aussetzen. Höchstens Fans des "teacher-student-relationship"-Genres werden vergnügte zwei Stunden haben.

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