Review

"Dreizehn" - ein Film der einem während dem Betrachten teilweise den Atem stockt, aber gleichzeitig auch aufzurütteln versucht. 


Nach einem Drehbuch von Regisseurin Catherine Hardwicke sowie deren Nichte Nikki Reed (welche eine größere und entscheidende Nebenrolle hier übernimmt) entstand ein Film, der sich locker von den typischen Jugenddramen abhebt. Anstatt auf die erste Liebe, etwas Klamauk und Stress in der Schule zeigt der Film die Realität. Wie es wirklich in einem Teenager im Alter von 13 Jahren vor sich geht. 

Zugegeben, der Anfang ist etwas abrupt und man hat wirklich den Eindruck, als sei dieser geschnitten. Ist er aber nicht. Die Wandlung der freundlichen "Einserschülerin" Tracey ist etwas unglaubwürdig und viel zu schnell geraten. Eine wirklich Erklärung hat man gewissermaßen auch nicht bekommen. Der Ausschlag war eine negative Bemerkung ihrer Socken. Das klingt nicht nur lächerlich, es ist es auch. Für die Wandlung zum rebellischen Teenager hätte sich Hardwicke ruhig etwas besser einfallen lassen - oder eben diese gar nicht so unwichtige Aktion länger beschreiben sollen. Wie dem auch sei, man kann es nicht jedem recht machen.

Positiv anzumerken ist jedenfalls Evan Rachel Wood, welche die Rolle der Tracey - ohne zu übertreiben - meisterhaft absolviert. Ihr nimmt man das äußerlich glückliche, aber innerlich total zerstörte Mädchen in jeder Sekunde ab. Der Film nimmt einen sehr gefangen, man fiebert mit. Hardwicke schafft es sogar, eine bedrückende, lang anhaltende Atmosphäre aufzubauen, welche tatsächlich bis zur überraschenden Wendung anhält.

Desweiteren ist die Bildkomposition anzumerken. Die Farben spielen in diesem Film eine entscheidende Rolle, so widerspiegeln sie doch die Gefühle und Emotionen von Tracey. Am Anfang ist noch alles farbenfroh und sehr hell geraten, aber im Laufe der Story (während dem Sehen wird einem das gar nicht so klar, da die Übergänge wirklich fabelhaft sind) verändert sich die Farbe und wird immer düsterer - grauer. Besonders am Ende merkt man diesen Grauton sehr extrem, da jede Farbe gewichen scheint. Der finale Schlussakkord ist sogar fast in S/W - und das spiegelt die totale, innere Zerstörung von Tracey wider.

Doch um was geht es in diesem Film genau? Um auf der Schule ebenso beliebt zu werden wie Eve lässt sich Tracey auf eine gefährliche, aber leider alltägliche Sache ein. Sie freundet sich mit Eve an, in dem sie einer älteren Dame die Handtasche klaut, nur um Eve's Aufmerksamkeit zu bekommen. Und ab da schlittert Tracey allmählich auf die schiefe Bahn. 
Der Zuschauer wird gnadenlos in das Leben einer 13jährigen katapultiert, welche gerade das Leben kennen lernt. Dazu gehört selbstverständlich Piercings, Sex, Drogen, Alkohol - und das genügend. Das der Film aber nicht in selbstzweckmäßiger Selbstdarstellung fällt, ist den Darstellerinnen zu verdanken sowie der konsequenten Regie. Es wird immer wieder das schlechte an der ganzen Sache gezeigt. Am Anfang scheint Tracey noch sehr viel Spaß an der Sache zu haben, aber nach und nach wird ihr bewusst, wie sich verändert hat. Selbst ihrer Mutter gegenüber. Das führt bis dahin, das Eve Tracey verrät und selbst mit der Lüge aufkreuzt, sie sei eben von Eve geschlagen wurde. Tracey hat somit quasi alles verloren.

Und genau diese Wendung ist eine Ermahnung. Man sollte seine Kinder nie aus den Augen lassen, diese Botschaft übermittelt der Film stringent und sehr gut. Vor allem kann man sich in den Charakter der Mutter sehr gut hineinversetzten, welche hier ziemlich gut von Holly Hunter gespielt wurde, die bis an ihre Grenzen geht, um das Gefühl zu übermitteln, wie sich eben eine Mutter einer 13jährigen fühlt, die sich rebellisch benimmt und sich wie eine - pardon für den obszönen Ausdruck - Nutte kleidet.

Der Film ist ein sehr raffinierter, aber nie zu übertriebener Einblick in das Leben einer 13jährigen - und dieser Einblick ist leider nicht erfunden. Dies ist tatsächlich die Realität - zwar nicht die Allgemeinheit, aber sehr viele Mädchen verhalten sich nach Elementen des Musters im Film. 
Catherine Hardwicke ist ein Film gelungen, der seine Grenzen kennt und geschickt mit den Ängsten und Träumen der Teenager umgeht.

 

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