1994: Eine S.W.A.T.-Einheit stürmt während einer vermeintlichen Drogen-Razzia ein Lagerhaus, findet dort jedoch nur jede menge augenlose Leichen vor, die vor flimmernden Monitoren hocken, auf denen folgende Videos laufen... "Storm Drain": Die Reporterin Holly Marciano macht sich mit ihrem Kameramann Jeff in der Kanalisation von Westerville auf die Suche nach dem "Rattenmann"... und findet ihn auch... "The Empty Wake": Die Mitarbeiterin eines Bestattungs-Unternehmens Hayley filmt auf Wunsch der Angehörigen eines Verstorbenen über Nacht dessen Totenwache im Bestattungs-Institut und muss feststellen, dass die Leiche nicht so tot ist wie angenommen... "The Subject": In Jakarta entführt ein irrer Wissenschaftler Menschen und benutzt diese als Versuchskaninchen für seine Cyborg-Experimente... "Terror": Eine radikale Miliz unter der Führung von Kommandant Greg plant, ein Regierungs-Gebäude mit einer Bombe aus Vampir-Blut zu sprengen, doch der unfreiwillige Spender kann sich dummerweise aus dem Schuppen befreien, in dem er gefangen gehalten wird... Nachdem der echt schlappe "V/H/S: Viral" 2014 für sieben Jahre den Deckel drauf gemacht hat, hat man sich beim Streaming-Service Shudder entschlossen, der Anthologie-Serie nochmal 'ne Chance zu geben... und sicherlich hatte Corona bei der Entscheidung auch seine Hand im Spiel, denn es ist bestimmt leichter, kleine Found-Footage-Kurzfilmchen unter Pandemie-Bedingungen zu produzieren, als einen Hollywood-Blockbuster, nicht wahr? Jedenfalls hat sich der Reboot gelohnt, denn unter den präsentierten Storys befindet sich echt kein einziger Flop: Mit "Storm Drain" und "The Empty Wake" sind Epsoden enthalten, die dem bislang besten "V/H/S"-Segment "Amateur Night" aus dem 2012er-Original Konkurrenz machen... erstere ist Horror pur und beinhaltet zudem auch die beste Face-Melt-Szene seit "Die Fliege II", letztere ein super-gruseliges Kammerspiel, das einem zunächst mit überschaubaren Mitteln eine Gänsehaut verursacht und dann im Endspurt nochmal richtig aufdreht. Timo Tjahjantos "The Subject" ist wie schon "Safe Haven" wieder eine ultra-derbe und ziemlich kinetische Schlachtplatte, die an Bizarrheit, was die Mensch-Maschinen-Kreationen anbelangt, schwer zu übertreffen ist und zum Ende hin mehr als nur ein wenig an die First-Person-Shooter-Sequenz aus "Doom - Der Film" erinnert. "Terror" ist schlussendlich eine recht ungewöhnliche und schwarzhumorige Vampir-Geschichte, bei der rechtsradikaler White Trash auf befriedigende Art sein Fett weg kriegt. Inszenatorisch ist das alles nach dem versemmelten Vorgänger wieder auf Kurs, sprich: Die gewählten Kamera-Perspektiven machen den selbst auferlegten Regeln des Sujets gemäß wieder Sinn und die nachträglich eingefügten, digitalen Bildstörungen lassen das Material tatsächlich authentisch erscheinen. Kurzum, "V/H/S/94" ist wie schon die ersten beiden Teile erneut ein ziemlich genialer Rundumgriff durchs Genre und zieht auch Found-Footage-Skeptiker auf seine Seite. In diesem Sinne: "Hail Raatma!".
8/10