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In den Jahren 2002 und 2003 hämmerte Nu Image ein paar Spezialeinheitsfilme unter dem Oberbegriff American Heroes raus von denen Isaac Florentines „Special Forces USA“ sicher der beste ist, doch auch Mark Ropers „Marines“ kann sich durchaus sehen lassen.
Natürlich handelt es sich bei den Mitgliedern der titelgebenden Truppe natürlich nur um tapfere Jungs, die aus reinen und ehrenhaften Motiven Weltpolizei spielen. Dieses Mal muss ein fieseliger Diktator in Tschetschenien aus dem Weg geräumt werden, wobei die Marines ihre erste Chance allerdings verhauen und der Übelwicht entkommt. Das bietet aber Raum für den klassischen Opener, ehe man dann beginnt eine Geschichte zu stricken.
Im Weiteren geht es dann schlicht und einfach um die Verhaftung des Unmenschen, der sich verbarrikadiert hat – mit Männern und einer Wagenladung Gold. Zusammen mit einer ortsansässigen russischen Spezialeinheit setzen die Marines die Jagd fort…

Mit Realismus hat „Marines“ wenig am Hut – so wie die meisten Militäractioner von Nu Image. Taktisches Vorgehen ist kaum gefragt, der Sniper des Teams bringt sich nur dann in eine bessere Position, wenn es im gerade passt, Deckung suchen ist ein Luxus, den sich nicht jeder leistet usw. Immerhin gibt es auch auf Seiten der Marines hohe Verluste, das ist schon mal ein Fortschritt im Gegensatz zu den Actionfilmen der 80er und 90er, wo es meist nur ein Quotenopfer auf US-Seite gab.
Auch etwas besser ist das Russenbild in den Mark Roper Film. Im Gegensatz zu den früheren Darstellungen als böse Ivans (vor allem zu Zeiten des Kalten Krieges) oder jenen kurz nach Ende des Kalten Krieges entstandenen, penetrant sympathie-heischenden Filmen geht „Marines“ einen Mittelweg, spielt sogar ein wenig mit beiden Positionen, wenngleich auch hier klargemacht wird, dass scheinbar nix über amerikanische Wertarbeit geht. Im Gegensatz zu manch anderem Ostblockactioner soll die Landschaft hier aber das darstellen, was sie tatsächlich ist und Mark Roper kann sogar einige schöne Bilder, z.B. von Provinzdörfern, einfangen, die Charme besitzen. Bis auf ein paar Aufnahmen von militärischem Gerät verzichtet Roper zudem erfreulicherweise auf Stock Footage.
Dazwischen sprechen dann auch immer mal wieder die Waffen, in den Nahkampf geht es selten, stattdessen wird ordentlich geballert. Meist spricht die AK-47 (auch die Marines müssen beim Auswärtsspiel welche benutzen), gelegentlich kommen auch mal Scharfschützengewehre, Mörser oder Panzer zum Einsatz. Leider mangelt es ein wenig an herausragenden Momenten, die Feuergefechte sind ordentlich inszeniert, der Härtegrad ist ziemlich hoch (blutige Einschüsse, weg gesprengte Beine usw.), doch insgesamt muten die Konfrontationen insgesamt etwas gleichförmig an.

Auch sonst ist „Marines“ solide gemacht und halbwegs flott erzählt, jedoch ist die Geschichte nicht mehr als der übliche Einheitsbrei, der auch mit Delta Force, Navy Seals oder jeder anderen Einheit des US-Militärs erzählt werden könnte, da nimmt man es im B-Bereich wenig genau. Zwar erzeugen Schleichpassagen und der Verdacht eines Verräters in den eigenen Reihen gelegentlich einen erhöhten Spannungspegel, aber ansonsten läuft das Ganze strickt nach Schema F ab. Gelegentlich bemüht man auch die Klischees, z.B. wenn die Marines sich zur Rettung eigener Jungs über Befehle hinwegsetzen oder kurz vor Schluss der obligatorische Raketenangriff befohlen wird, obwohl noch Marines dort sind.
Zudem fehlt es den Radaubrüdern in Uniform an Charakterköpfen – quasi das gesamte Personal von „Marines“ besteht aus unbekannten Darstellern und das Script lässt selbst die Zugpferde nur geringfügig aus der Masse ragen. Da das Schauspiel der Darsteller auch recht austauschbar ist, vermisst dann doch jemanden, der einen bleibenderen Eindruck hinterlässt, da wäre ein B-Star sicher nicht verkehrt gewesen.

Schauspielerisch und scripttechnisch ist „Marines“ leider ziemlich 08/15, denn ansonsten kann man mit Ropers Film zufrieden sein: Ordentlich inszeniert und mit vernünftiger Action gespickt bekommt der Genrefan solide Unterhaltung, aber Leute wie Isaac Florentine zeigen dann doch, dass man aus derartigem Material mehr machen kann.

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