Meist schickte das PM-Studio in seinen Hauptrollen B-Recken los, gelegentlich konnten aber auch Leute aus Hollywoods zweiter Reihe geworben werden wie Robert Patrick in „Zero Tolerance“ oder William Forsythe in diesem Film.
John Hatch (William Forsythe) arbeitet schon seit Jahren als Killer für die CIA, ist des Jobs zwar müde, doch immer noch der Beste im Geschäft. So beißt sein ehrgeiziger Rookie-Partner bei Hatchs letztem Einsatz auch ins Gras, während Hatch überlebt und sämtliche Zielpersonen abserviert. Das reicht dann auch für eine längere Actionszene mit Ballerei und Verfolgung, PM-typisch, aber es wird die einzige Szene dieser Art im Film bleiben.
Da man den Neuling jedoch getötet hat, soll Hatch dessen nächsten Auftrag übernehmen – andrerseits keine Knete für den letzten Hit. Ziel ist die Stripperin Savannah (Jo Champa), mit der ein aufstrebender Senator eine Affäre hatte – nun versucht man ihn mit kompromittierenden Fotos zu erpressen und er will alle Spuren beseitigen. Hatch sieht sich gezwungen, doch merkt, dass Savannah gänzlich unschuldig ist. Was folgt, kennt man aus zig anderen Filmen: Er drückt nicht ab und empfindet stattdessen Zuneigung für sein Opfer.
Hatch wird abgezogen, Ersatzmann Rogers (Richard Norton) soll den Job übernehmen. Im letzten Moment entscheidet sich Hatch jedoch Savannah vor dem Anschlag zu retten, worauf die beiden gemeinsam vor den Häschern fliehen müssen…
Die Geschichte des Killers, der sich auf die Seite seines Opfers schlägt, ist ein alter Hut, kurz nach „Direct Hit“ entstanden mit „Crying Freeman“ und „Assassins“ zwei herausragende Varianten des Stoffes, „Direct Hit“ selbst spult nur das gewohnte Programm ab. Ein paar Nebenfiguren wie eine friedvolle Haushälterin müssen dran glauben, doch am Ende sind alle tot, die dem Opfer nach dem Leben trachten und damit ist Ruhe im Karton. Zwischendurch wird noch Savannahs Tochter entführt, wofür sind Kinder in B-Filmen sonst gut, aber Überraschungen bietet die Geschichte kaum. Immerhin zieht Joseph Merhi den Plot recht zügig vom Leder, sodass größere Längen ausbleiben.
Versuche Hatch ein menschliches Gesicht zu geben, sind immerhin vorhanden, zwar nur oberflächlich, aber immerhin. Für einen PM-Film versucht sich „Direct Hit“ wirklich redlich in Charakterzeichnung, im Falle von Hatch gelingt das sogar ansatzweise. Im Falle von Savannah eher weniger, denn trotz diverser Tränendrüsendrücker (Beichte, Szenen mit der Tochter) wirkt Savannah einfach etwas profillos und so sind hier dann die kleineren Hänger im Plot zu finden.
Für einen PM-Film wird hier Action recht sparsam eingesetzt, die meisten Shoot-Outs und Verfolgungsjagden sind recht kurz, da entschädigt der schön lange Showdown dann nur teilweise für. Gut gemacht sind die Actionszenen jedoch durchweg, der minimale Einsatz von Stock Footage (z.B. die Wiederverwendung eines Stunts aus „Private Wars“) stört hier nicht, denn das Material wird kaum merklich eingearbeitet. Auch in der ungekürzten Fassung ist der Härtegrad nicht wirklich hoch, weshalb die Cuts in der deutschen Fassung verwundern.
Mag „Direct Hit“ in Sachen Action etwas unter den PM Standards liegen, dann liegt er im schauspielerischen Bereich drüber. Das liegt an William Forsythe, der zwar anfangs immer die gleiche Fresse zieht, aber nach kurzer Aufwärmphase seiner Figur wirklich Leben verleiht. Da sind die Nebendarsteller alle eher mäßig, nur ein cooler Richard Norton sticht noch heraus, allerdings ist seine Screentime ziemlich begrenzt und große Nahkämpfe gönnt man ihm auch nicht.
Unterm Strich ist „Direct Hit“ quasi in jeder Beziehung mittelmäßig, bei der Action etwas schwächer, darstellerisch etwas besser, aber in der Gesamtsumme ist das dann wieder Durchschnitt.