"Gor 2 - Der Geächtete von Gor" bringt Cabot zurück nach Gor, wo der weise Alte, den er im ersten Teil gerettet hat, mittlerweile als König herrscht. Statt der simplen Handlung aus Teil 1 wurde diesmal eine etwas intelligentere Inhaltsstruktur geschaffen, denn es gibt mehrere widerstrebende Machtfaktoren im Palast und auch die Schurken sind sich nicht völlig einige, sondern versuchen sich gegenseitig zu dominieren. Dadurch wird der immer noch einfache Film nicht zu einem komplexen Game-of-Thrones, aber er kann zumindest seinen Vorgänger "Gor 1" in Spannung und Details übertreffen. Ansonsten ist der Stil völlig identisch.
Was "Gor 2" einiges an Sehenswertem hinzufügt ist Donna Denton (Lara) als bitterböse Ehefrau des Königs, die nicht nur unglaublioch gut aussiseht (sogar die wunderbaren Ferrati Konkurrenz macht), sondern auch so souverän die Harte und Fiese spielt, daß sie sogar Routinier Oliver Reed aus dem ersten Teil in den Schatten stellt. Auch der erfahrene Jack Palance als mit ihr verbündeter intriganter Hohepriester ist ein markanter Schurke. Diese Lara steigt teilweise zum Genuß, teilweise um ihre Ziele zu erreichen, mit jedem ins Bett, der ihr interessant oder nützlich erscheint: der uralte König, der trottellige Freund von Cabot und schließlich versucht sie es auf reiner Geilheit sogar bei ihrem Feind Cabot selbst. Wie sagt der Priester so schön zu ihr: "Ihr seit eher wie eine läufige Hündin als wie eine Königin".
Sogar Ringkampf / Waffenduell von Frauen gibt es wieder. Während sich Talena (Rebecca Ferratti) im ersten "nur" einer Kämpferin in einem Schaukampf stellen musste, so hat sie hier erste eine Gegnerin mit einer Peitsche und nach deren Tod dann sofort einen weiteren Kampf gegen 2 Schwestern gleichzeitig. Diese werden übrigens von den großen Deutschen Bibi und Martina Brockschmidt gespielt, Letztere mimte auch die Gegnerin im ersten Teil, aber dort mit anderer Aufmachung.
In diesem "Gor 2" gibt es bei weitem nicht mehr so viel nackte Haut zusehen, also fast keine nackten Hintern mehr, nur noch kleine Andeutungen hier und da. Dafür hat man außergewöhnlich viele barfüßige Schönheiten, denn irgendein Fetisch muss ja die VHS-Käufe der Interessengruppen steigern - ist es im Ersten noch der Po, so sind es im Zweiten die Füße (immerhin lt. Umfragen für 18 % der Männer ein Anreiz einen Film DESWEGEN zu schauen - bei nackten Hintern liegt die Quote mehr als dreimal so hoch).
Die Kämpfe und Geräusche sind "Gor 2" etwa 10 % besser, dafür ist aber die deutsche Tonspur auf der DVD recht leise/verwaschen. Die Tonspur bei "Gor 1" ist auch nicht toll, und dort sind die Geräusche bereits vom Original her schlechter.
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Abschließend sind die Gor-Filme im Grundhandlungsmuster sehr ähnlich wie der 25 Jahre später gedrehte "John Carter", der aber das 100fache Budget zur Verfügung hatte und wesentlich bessere Darsteller. Trotzdem würde ich persönlich die kleinen Gor-Filme nicht schlechter einstufen als "John Carter". Die Zielrichtung ist ganz anders: "Gor" hat mehr Reiz durch die sexy Elemente und das barbarische Töten, "John Carter" hat mehr technische Perfektion, inszenatorische Geschmeidigkeit und flottere Mainstream-Handlung. Das ist 80th-Flair (Gor) gegen 2012er-Mainstream (Carter). Verloren hat in diesem Falle "John Carter", denn er machte mit 250 Millionen $ Kosten keinen Gewinn. Die kleine, aber 1987 recht anständige Summe, die Gor gekostet hat, wurde durch VHS, Fernsehen und später DVDs reingeholt und zu Gewinn gemacht.