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Wenn einem ein Schauspieler im Laufe der Zeit immer mal wieder in verschiedenen Spielfilmen begegnet, kommt eine Arte-Doku wie die von der Französin Lucie Cariès („Nein! Doch! Oh! – Die Louis-de-Funẽs-Story“) im Jahre 2021 zusammengestellte, 52-minütige Collage „Trintignant über Trintignant“ gerade recht, um ihn einem ein bisschen näherzubringen. Der 1930 im französischen Piolenc geborene und 2022 verstorbene Jean-Louis Trintignant drehte unter andrem unter der Regie Bernardo Bertoluccis („Der große Irrtum“), Sergio Corbuccis („Leichen pflastern seinen Weg“) und Costa-Gavras‘ („Z“); international bekannt war er durch „Und immer lockt das Weib“ mit Brigitte Bardot geworden.

Ein sehr zurückhaltender, nur spärlich eingesetzter Sprecher führt durch die Doku, die munter in der Zeit spring und Trintignant anhand zahlreicher, zum Teil noch in Schwarzweiß gedrehter Interview-Auszüge porträtiert. Aufgelockert werden die Statements und Gespräche von Filmausschnitten, Aufnahmen aus Privatarchiven und, besonders schön, Szenen von Dreharbeiten und Festivalpremieren. Wir lernen Trintignant mal als sehr bescheidenen, mal als nach dem Motto „Eigenlob stimmt“ erzählenden, sehr selbstbewussten Mann kennen, der Verweisen auf eigene negative Eigenschaften gern sein schelmisches Grinsen folgen lässt. Ein Mann, den seine Mutter als Kind in Mädchenkleider gesteckt hatte – sie hätte lieber eine Tochter gehabt. Ein Mann, der mit 40 Jahren urplötzlich Rennfahrer wurde. Und ein Mann, der tragischerweise schließlich seine Tochter verlor.

Mit der Regisseurin Nadine Marquand hatte er drei Kinder und stand auch für sie vor der Kamera, semiautobiographisch, vielleicht gar ein Stück weit exhibitionistisch? Ich müsste mir die Filme anschauen. Vieles wird in diesen gut 50 Minuten angerissen und lädt, sofern neugierig machend, zu eigener Recherche bzw. schlicht zum Ansehen seiner Filme ein. Arte-typisch erweist es sich als wenig komfortabel, dass mal synchronisiert, mal nur untertitelt wird, wobei letzteres leider dominiert. Aber dafür können weder Lucie Cariès noch Jean-Louis Trintignant etwas.

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