Es sollte ein netter Familienausflug über die Weihnachtstage werden, den die 4-köpfige Familie aus Kopenhagen gebucht hatte: auf einer einsamen, waldigen Insel an der dänischen Küste wollten sie ein bißchen abschalten. Doch schon am Weg dorthin scheint die Insel nicht so ganz das erwartete Ferienparadies zu sein: zunächst sagt ihnen eine Einheimische, sie sollen die Küstenstraße nehmen, um ihr Domizil zu erreichen - was Vater Mads (Peder Thomas Pedersen) geflissentlich ignoriert und mitten durch den Wald fährt - dann rammt der Familienkombi irgendetwas auf dem Feldweg, doch findet sich nirgendwo eine Spur eines angefahrenen Tieres, obwohl alle 4 den Schlag mitbekommen haben. Schließlich müssen sie sich noch vom plötzlich aufgetauchten Einheimischen Møller (Rasmus Hammerich) belehren lassen, den mit einem Zaun weiträumig abgesperrten Wald nicht zu befahren, sondern wie erwähnt die Küstenstraße zu nehmen.
Endlich am Haus angekommen, sind die Vorfälle erst einmal vergessen und es geht ans Auspacken und dekorieren. Nur der 12-jährigen Josefine (Sonja Steen) geht das Ereignis auf dem Feldweg nicht aus dem Kopf, und so schleicht sich die sehr selbstbewußte junge Dame nachts aus dem Haus und geht noch einmal alleine los - und tatsächlich findet sie bald im Schein der Taschenlampe ein offenbar verletztes Wesen im Gras. Behutsam trägt sie das etwa katzengroße Wesen nach Hause, wo sie es in einer an die Ferienwohnung angrenzenden großen Scheune unterbringt. Sie versorgt das am Bein verletzte Wesen und bringt ihm, stets von den Eltern unbemerkt, am nächsten Tag auch etwas zu essen mit. Ihr 16-jähriger Bruder Kasper (Milo Campanale) jedoch kommt ihr schnell auf die Schliche, doch im Gegensatz zu seiner Schwester ist er dem wie ein Gremlins-Monster mit Kokosnuß-Schädel herumturnenden kleinen Kobold gegenüber eher mißtrauisch, besonders nachdem er in der Scheune eine am Vortag noch quicklebendige, nun aber ausgeweidete Katze entdeckt...
Die dänische Mystery-Serie Elfen scheint zunächst mit ihrem Plot, in dem eine Großstadt-Familie einem düsteren Insel-Geheimnis auf die Spur kommt, bereits deutlich ausgetretenen Pfaden zu folgen, weiß aber durch eine Reihe von eher ungewohnten Attributen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Obgleich sich die Geschichte vorhersehbarerweise auf eine Katastrophe hinbewegt, die am Ende auch eintritt, sind die Verhaltensweisen der Darsteller und die Fokussierung auf die 12-jährige Josefine dennoch bemerkenswert.
Da ist zunächst einmal der Umgangston innerhalb der Familie, in der Vater Mads seinen eher ruhigen, halbwüchsigen Sohn Kasper permanent grundlos disst und keine Gelegenheit ausläßt, blöd daherzureden und ihn zu verarschen. Da er sich auch über den Rat, die Küstenstraße zu nehmen, nonchalant hinwegsetzt, und überhaupt mit aufgesetzter Fröhlichkeit ("Hier sind Haschkekse") alles besser weiß, macht ihn schnell zum Oberarschloch der Serie. Die Mutter dagegen ignoriert das völlig und redet meist nur besänftigend auf die Tochter ein, die ihr im selben Ton antwortet, um dann genau das Gegenteil davon zu tun, was ihr die Eltern gesagt hatten. Kurzum: alle reden völlig aneinander vorbei - eine Konstellation, die man mit Staunen zur Kenntnis nimmt. Ging es hier aber eigentlich nicht um etwas anderes?
Richtig, die Monster. Diese sind, wie sich bald herausstellt, die titelgebenden Elfen, hier statt lieblicher, zarter Balletttänzerinnen allerdings eher wie Baumstämme aussehende Waldkobolde, deren erwachsene Exemplare sich förmlich aus der Erde herausbohren und den wenigen Menschen sehr gefährlich werden können. Spätestens in der dritten Folge der sechsteiligen Serie wird dann die eigentliche Problematik klar: das erstaunlich unerschrockene Stadtkind möchte das verletzte Elfenbaby als Haustier mit nach Hause in die Stadt nehmen, ein Vorhaben, das sie bis in die letzte Folge - für eine 12-jährige überraschend konsequent - umzusetzen versucht.
Doch hat sie die Rechnung ohne dessen Altvordere gemacht, die dies nicht zulassen können und nun ihrerseits die Eindringlinge daran hindern wollen. Wenig konsequent gehen die unheimlichen Waldgeister dabei allerdings gegen die Inselbewohner vor, die von den seit Jahrhunderten dort hausenden Elfen wissen und mit diesen eine Art Nichtangriffspakt geschlossen hatten, während die Großstadtgäste weitgehend unbehelligt bleiben.
Was die Darstellung der Elfen betrifft, so ist besonders die öfters auftauchende, unverständlich fiepende Baby-Kokosnuss mit den schwarzen Kulleraugen (O-Ton Kasper: "iiih, ist das häßlich") relativ sauber getrickst, während man die erwachsenen Elfen nur in Sekundenbruchteilen zu sehen bekommt bzw. diese als Schatten im Hintergrund auftauchen. Blutige Szenen finden im Off statt, eine kurze Sequenz mit einer Bandsäge einmal ausgenommen - die (zu wenigen) CGIs fallen insgesamt dennoch durchwegs überzeugend aus.
Dafür säumen viele Ungereimtheiten den Handlungsablauf - erwähnt sei hier beispielsweise der den Wald absperrende (Elektro-)Zaun, mit dem die Biester in Schach gehalten werden können und dessen Spannungsversorgung natürlich im wichtigsten Moment ausfällt (jaja...): dass die in der Erde hausenden Elfen sich unter dem Zaun durchbohren könnten, zieht das Drehbuch seltsamerweise nicht in Betracht. Weiters müssten die Inselbewohner angesichts der ihnen bereits bekannten, dem Publikum erst später offenbarten Gefährlichkeit der erwachsenen Elfen eigentlich ständig mit Funkgeräten und vor allem Waffen herumlaufen - tun sie aber nicht. Schließlich stellt sich die Frage, wieso (nach der kolportierten Vorgeschichte) überhaupt noch Menschen auf der Insel wohnen und wieso sie dann zu allem Überfluß auch noch an Fremde vermieten, vor denen sie ihr Geheimnis natürlich verbergen müssen - all dies bleibt freilich unbeantwortet und stellt den nach logischen Zusammenhängen suchenden Teil der Zuschauer vor erhebliche Probleme. Auch die "Moral von der Geschichte", sofern eine solche überhaupt beabsichtigt war, bleibt angesichts des Filmendes äußerst fraglich.
Fazit: eine Mysterygeschichte der etwas anderen Art, bei der der Dickkopf einer 12-Jährigen im Mittelpunkt steht, womit ein Großteil der Durchschnittszuseher sich wohl schnell vor den Kopf gestoßen fühlen dürfte. Die höchst ungewöhnliche Episodenlänge von durchschnittlich nur 25 Minuten machen es aber leichter, dieses etwas sperrige Gruselmärchen durchzustehen, dessen allerletzte Einstellung sogar auf eine Fortsetzung hinweist. 6 Punkte.