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„Yuji, ein junger, planloser Mann, orientiert sein Leben an dem seines Freundes Mamoru. Doch der muss ins Gefängnis, weil er einen Mann umgebracht hat. Yuji hat plötzlich eine verantwortungsvolle Aufgabe: sich um Marmorus Haustier, eine lebensgefährliche Qualle kümmern.“ (ARTE)

Kiyoshi Kurosawa der „dunkle Prinz der New Wave-Szene Japans“ (ARTE) ist bekannt für seine Horror- und Mysterystories, die häufig am Rande des nervlich erträglichen inszeniert sind. Bei BRIGHT FUTURE bewegt er sich eher auf dem Boden des Dramas vor dem Hintergrund von Kleinganoverie, Außenseitertum und Gewalt. Würde man es nicht wissen, täte man den Film nicht sofort seinem Schöpfer zuordnen, da viele wesentliche Stilmittel auf den ersten Blick geopfert scheinen.

So zeichnete sich Kurosawa bislang durch einen strengen Stil, eine statische Bildführung und nervenzerfetzend langsame Einstellungen aus. In BRIGHT FUTURE bekommen wir jedoch genau diese Stilmittel auch präsentiert, nur – in einem anderen Zusammenhang inszeniert – wirken sie auf völlig andere Art und Weise.

BRIGHT FUTURE ist zwar auch ein seltsamer Film, bewegt sich aber im Ansatz im alltäglichen Umfeld, während Kurosawas restliches Werk nicht selten den Boden des real erlebbaren verlässt.

Der von Yuji gehegte und gepflegte „Red Jellyfisch“ (eine giftige Quallenart) funktioniert in diesem Film der kleinen Leute als Symbol für Anpassung (das Salzwassertier wird an die Süßwasserkanäle Tokios gewöhnt) und Unabhängigkeit gegenüber dem Mentor/Eltern/Chef etc. In den „Quallen“-Szenen entfaltet der Film auch seine stärkste Wirkung, ist doch der Rest ein wenig konventionell und erinnert an vieles was man aus Japan in den letzten Jahren immer wieder vorgesetzt bekam. Aber wenn dann tausende von Quallen durch die Kanäle und Fleete schwimmen und rot phosphoreszieren ist dies ein erhabenes, friedliche Bild. Ebenso das hoffnungsvolle Schlussbild einer jugendlichen Gang, die minutenlang durch die Strassen Tokios ziehen, verbreitet eine gewisse Wärme, vor allem, wenn die Leinwand in ein gleißendes Weiß übergeht und der Abspann erscheint.

Wie gerne im japanischen Kino werden die ruhigen DV-Bilder durch eine ebenso ruhige und spartanische Musik untermalt, so dass der Eindruck eines sympathischen kleinen Dramas entsteht, welches mit Sicherheit nicht in die Filmgeschichte eingehen wird, aber trotzdem das Anschauen lohnt. Vom Gedanken des Terror-Kinos á la Kurosawa sollte man sich beim Betrachten dieses Films jedoch verabschieden.

Erst letztes Jahr war BRIGHT FUTURE auf einigen westlichen Festivals zu Gast (u.a. Cannes und Toronto) so dass man auf einen Kinostart (wobei ich da ob der unspektakulären Handlung schwarz sehe) oder einen lokalen Festivaleinsatz hoffen darf ggf. sich aber wohl dem Bootlegmarkt zuwenden muss.

Mirco Hölling (19.01.2004)

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