"Cole and I talked on the phone for a couple of hours. He wanted to do something fun and we knew we had very few days to pull this off, so we accepted the challenge. It just seemed like a super fun movie to do in Puerto Rico. I talked to Mel next and he had a bunch of ideas for the dialogue and knew we had to do this on a tight schedule, so he helped streamline some of the dialogue. Everyone was just excited to do something since most productions were shut down, so I decided to take a break from coaching hockey and dive back in. It was December 2020 during the height of covid and everything was surreal."
~ Mark Neveldine
Als möglicherweise anspruchsvoll verkleideter bzw. mit mehr Ebenen als üblich und einem 'Politikbezug' ausgestatteter 'Actionthriller' in Direct to Video - Vermarktung, also Video on Demand, wobei die Nachfrage selber vermehrt durch die Mitwirkung von Mel Gibson kommen dürfte, der hier und zuletzt als Art Nachfolger des nun leider (aber verdient und auch krankheitsbedingt) ausscheidenden Bruce Willis übernimmt. Gibson, der zuvor in Boss Level und Force of Nature und demnächst in Hot Seat auch für Willis vorherigen Arbeitgeber tätig war und ist, hat in den letzten Jahren sowieso die zunehmend kleiner werdende Nische von zugkräftig besetzten B-Picture für den Heimkinomarkt angetretenen und (neben Willis) angeführt, wobei die jeweiligen Erzeugnisse auch noch eine Nummer größer als sonst gewohnt waren und zumindest solide (durch ein Konglomerat aus verschiedenen kleineren, aber zuletzt aktiven Schmieden wie SSS Entertainment oder Yale Productions) produziert. Das spezielle Werk hier hat mit Mark Neveldine auf Solowegen auch einen durchaus erfahrenen Mann hinter der Kamera – ursprünglich wollte der Autor Daniel Adams nach seiner Haftentlassung wegen Finanzbetrug 2014 selber inszenieren –, allein der Vorspann ist kreativ gehalten und Set und Setting (theoretisch) ebenfalls nicht beliebig, aber nur als Randnotiz erwähnenswert:
1989. Der frühere Marine James Becker [ Cole Hauser ] wird vom CIA Agenten tark [ Mel Gibson ] gebeten und angeheuert, einen Waffendeal um einen russischen Helikopter vor Ort in Panama durchzuführen, mit Unterstützung des daheim bleibenden Kollegen Hank Burns [ Charlie Weber ]. Becker, der sich nur mühsam vom frischen Grab seiner Frau lösen kann, trifft sich in Mittelamerika erst mit dem Zwischenhändler Enrique Rodriguez [ Mauricio Hénao ], dem Patenkind von Marcos Justines [ Néstor Rodulfo ], einem Militäroffizier und Generalstabschef der Panama Defense Forces unter Diktator Manuel Noriega, wobei Rodriguez mehr Interesse am eigenen Drogenkonsum und viel Feierlaune mit seinen unzähligen Gespielinnen hat. Außerdem muss Becker den Comandante Steadman Fagoth Müller [ Julio Ramos Velez ] kontaktieren und zuguterletzt rennt er auch noch in die junge und hübsche, aber als gefährlich geltende Cynthia Benitez [ Jackie Cruz ]. Währenddessen kocht die politische Situation hoch und der Hubschrauberdeal wird trotz bereits vorgestreckten siebenstelligen Betrag annulliert.
Gibson ist (mit seinen 3 von 14 Drehtagen) hier nicht die Hauptfigur, er ist eminent für die Handlung, er verkauft sie (als dritte Wahl nach Morgan Freeman und Nicolas Cage in mehrfacher Hinsicht) und er erzählt sie. Die eigentliche Hauptfigur ist ein etwas speckig gewordener frischer Witwer, der sich das letzte Jahr hat gehen lassen und seine Trauer und Schuld in Alkohol und Tränen ertränkt; für die Erzählung her und von einer möglichen Identifikation ist das eher egal, da klischeehaft umgesetzt und von Hauser auch nicht berauschend, sondern wie schlafwandelnd verkörpert, da wäre der ehedem angedachte Frank Grillo höchstwahrscheinlich prägnanter und präziser. Interessant ist eigentlich der Hintergrund und die Zeit, die damit verbunden ist und in der man spielt, Ende der Achtziger, Mittelamerika, mit den Schlagwörter CIA, Diktator und Oberbefehlshaber der Nationalgarde Noriega, Contra-Rebellen, Sowjetunion, Geldwäsche und Drogenkartell; viele Optionen für eine packende Story, die hier als Mischung aus Salvador und American Made angedeutet, aber nicht angefangen, nicht eingefangen und so auch nicht beendet wird. Lange Zeit springt die Handlung von Texas nach Nevada zum Titelort und über Florida und Honduras wieder nach Panama zurück, wobei man ein paar vermeintlich schrullige Gestalten trifft, nichtige Kommunikation absolviert und Kamera und Montage dabei nervös zuckt. Es gibt einen oftmals unpassenden rocklastigen Soundtrack, es gibt aus der Lameng heraus ein paar Gräuelbilder aus einem Flüchtlingslager als 'Motivation' und 'Bekehrung', es gibt einen Kurzeinsatz im Dschungelkampf und Kleinkriegsfilm.
Manches davon klingt gut, meistens wirkt es aber nur erstaunlich oberflächlich formuliert und inszeniert, um den heißen Brei herumredend, hat Mühe einen Fokus zu finden und echte Aufmerksamkeit abseits von ein paar dünnen (sexuellen) Reizen zu erregen. Es wird viel angestoßen und gebechert und gebumst, jeder hat Interesse an dem Deal, was allerdings den Zuschauer selber nicht involviert und dieser bestenfalls Zaungast bleibt, schlechterdings zum mehrfachen Blick auf die Uhr genötigt wird und mangels Erfolgsaussichten auf Besserung zum Gehen drängt. Dialoge sind banal und auch so vorgetragen und wirken als hinauszögerndes Füllmaterial, zwischendurch kommt dem frisch gebackenen Witwer und ehedem noch trauernden Alkoholiker eine neue und gefährliche, dafür aber halb so junge Frau ins Visier, was die Angelegenheit nicht beschleunigt, sondern zusätzlich als Bremse wirkt. Zeitkolorit, Lokalkolorit und politische Bewandtnis ergibt sich nur aus spät eingespielten Nachrichtenbildern, die völlig konträr zu dem hier filmischen, im heutigen Puerto Rico als Double eingefangenen Erlebnis (“the booze, cash, the pussy.“) sind. Eine Motorradhatz mit Dirt Bikes durch das wilde Dickicht ist just for fun und hat eine paar eingängige Einstellungen für den Trailer. “Pure theatrics, mi chiquillo.“ Für die Filmemacher wie Urlaub, für den Zuschauer nicht erlebenswert und nicht erwähnenswert.