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Die nach einigen Dating-Enttäuschungen von der Männerwelt gefrustete, junge Noa lernt in der Gemüse-Abteilung eines Supermarkts zufällig den charmanten Schönheits-Chirurgen Steve kennen, mit dem sie sofort auf einer Welle funkt. Obwohl ihre beste Freundin Mollie das Nicht-Vorhandensein irgendeiner Social-Media-Präsenz im Netz direkt mal als red flag deutet, denkt sich Noa nichts dabei, mit ihrem neuen Boyfriend einen Trip zu dessen abgeschieden gelegener, luxuriöser Ferien-Hütte zu unternehmen. Kurz nach der Ankunft wird Noa per Betäubungsmittel im Willkommens-Drink außer Gefecht gesetzt und als sie in einer Zelle festgekettet wieder zu Bewusstsein kommt, muss sie erkennen, dass es sich bei ihrem vermeintlichen Traumprinzen in Wahrheit um einen Kannibalen handelt, der neben ihr noch einige weitere Mädels entführt hat und in seinem Versteck gefangen hält. Da Steve zudem für einen erlesenen Kundenkreis auch noch einen lukrativen Handel mit dem Fleisch junger Frauen betreibt, hält er seine Opfer zudem möglichst lange am Leben und schneidet immer nur hier und da mal ein Stück ab, um sicherzustellen, dass seine Ware auch garantiert frisch beim Käufer ankommt... Die unvermittelte Titel-Einblendung samt einsetzendem Vorspann nach etwas mehr als 30 Minuten Laufzeit (kein Rekord, übrigens: bei "Love Exposure" waren es anderthalb Stunden!) trennt Mimi Caves Langfilm-Debüt ziemlich klar in zwei Teile und kennzeichnet dieses als eine Art düstere Parodie auf die üblichen Hollywood-RomComs, die da unvermittelt in ein - übrigens aus einem reinweg femininen Blickwinkel geschildertes - Horror-Szenario umkippt. Ab diesem Punkt geht "Fresh" dann beinahe schon als so etwas wie ein modernes Update des bizarren 1993er-Thriller-Drama-Flops "Boxing Helena - Manchmal ist Liebe ein Gefängnis" durch... und der war damals schon nicht unbedingt toll. Trotz angedeuteter kannibalistischer Exzesse sollte man da nicht den Fehler begehen und das Ganze in dieselbe Menschenfresser-Schublade wie beispielsweise einen "Ravenous - Friss oder stirb" oder jeden Streifen mit Hannibal Lecter packen, denn um einen waschechten Horrorfilm handelt es sich hierbei keinesfalls. Vielmehr steht hier der Blick auf das *ähem* "komplizierte" Hin und Her zwischen Noa und ihrem Kidnapper im Fokus des Interesses, das folglich als filmische Metapher für hoch im Kurs stehende Themen wie "Toxic Masculinity" und "Domestic Violence" herhalten muss und aus dem da die Spannung generiert werden soll... was nicht wirklich gut gelingt, dann die Angelegenheit ist alles andere als kurzweilig und bis zu dem halbwegs genregerechten, blutigen Finale ist es doch ein langer Weg. Ganz schön zeitgeistig und mehr als nur ein kleines bißchen misandrisch ist da die auffällige Abwesenheit von positiv gezeichneten, männlichen Figuren, denn sämtliche Kerle in diesem Film sind entweder Feiglinge, Drecksäcke, Psychopathen oder noch schlimmeres... angesichts des Umstands, dass der Streifen beinahe gänzlich aus Frauenhand stammt, fragt man sich da doch, welches Weltbild hier propagiert werden soll und ob die Macherinnen dieses auch tatsächlich so unterschreiben würden. Ach ja, übrigens: "Fresh" ist wieder mal einer jener Filme, die aus irgendeinem Grund auch gerne als Horror-"Komödie" angepriesen werden, aber offenbar entweder meinen Sinn für Humor gänzlich verfehlen oder ganz einfach kein Stück weit witzig sind... nicht mal im Ansatz...

5/10

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