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Die Mental Health-Influencerin Cecilia trifft zufällig Emma, ihre beste Freundin aus alten Schultagen, wieder und wird von dieser zu ihrem Junggesellinnen-Party-Wochenende eingeladen, das sie mit ihrer Verlobten Fran und einigen weiteren Freundinnen in einer abgeschiedenen Luxus-Hütte irgendwo auf dem Land verbringt. Gastgeberin der Sause ist dummerweise die biestige Alex, die Cecilia schon als Kind arg mit ihren Sticheleien zugesetzt hatte... und einmal gar so sehr, dass ihr Mobbing-Opfer damals irgendwann in einer Kurzschlussreaktion mit einem spitzen Gartenwerkzeug zugestochen und ihr eine entstellende Narbe im Gesicht verpasst hat, was sie "Sissy" bis heute nachträgt. So ist Alex dann auch wenig begeistert von Cecilias unerwartetem Auftauchen und der vermeintlich lustig gedachte Trip gestaltet sich für diese frostig und awkward. Die Piesackerei kann Alex dann wie erwartet auch nicht bleiben lassen und nachdem diese irgendwann den Bogen überspannt, macht Cecilias Verstand winke winke und sie mordet sich durch die anwesenden Party-Gäste... Okay, subtil ist der satirische Blick im Genre-Gewand, den der australische "Sissy" hinter die Influencer-Fassade wirft, nun wirklich nicht, was allerdings aber nicht bedeutet, dass dieser im Kern nicht doch akkurat und treffend ist. Anhand der im Mittelpunkt stehenden Titel-Figur, die hier genau durchleuchtet wird, werden da doch so manche validen Punkte abgearbeitet und einem kompletten Mindset quasi der Spiegel vorgehalten... nur dass dies halt nicht Psychogramm-artig geschieht wie damals noch in einem "Maniac", sondern eben in Form einer überkandidelten Slasher-Comedy, die allerdings auch ziemlich lange benötigt, um in Fahrt zu kommen. Irgendwann ist dann aber doch der Punkt erreicht, an dem der Streife einigermaßen geschmeidig läuft und auch die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, zumal das Maß der präsentierten Blutrünstigkeiten sich da im Verlauf der Handlung auch sukzessive bis zum ziemlich splatterigen Over-the-top-Finale steigert und "Sissy" spätestens dann auch harte Horror-Fans auf seine Seite gezogen haben sollte. Besonders tiefgründig ist das alles zwar wirklich nicht und die formale Gestaltung steht da auch oft über dem Inhalt, aber insgesamt betrachtet kann man hiermit schon klar kommen, zumal Hauptdarstellerin Aisha Dee da auch Performance-technisch auftrumpft und ganz geschickt auf dem schmalen Grat zwischen "sympathisch" und "komplett beknackt" wandelt. Die Latte, die sich das Regie- und Drehbuch-Duo Hannah Barlow und Kane Senes da selbst legt, ist ergo nicht allzu hoch, aber immerhin hopst man über diese auch geschmeidig drüber, auch wenn man sich nicht gänzlich des Eindrucks erwehren kann, dass die Macher die Angelegenheit ob der zeitaktuellen Thematik eventuell für bedeutsamer erachtet haben könnten, als es tatsächlich der Fall ist. Gesellschaftskritik auf dem Level eines "RoboCop" sollte man hier nämlich nicht erwarten, sondern "Sissy" - einen entsprechend ausgeprägten Sinn für schwarzen Humor vorausgesetzt - einfach nur als lustiges Filmchen für zwischendurch mitnehmen.

6/10

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