Gerard Butler sucht, findet… und verirrt sich ein wenig
Es gibt Filme, die beim Versuch, groß zu wirken, unbeabsichtigt zeigen, dass sie sich im Wohnzimmer eigentlich wohler fühlen würden. „Chase“, von Brian Goodman mit Gerard Butler in der Hauptrolle, ist zweifellos so ein Fall. Ein Film, der sich vehement bemüht, Spannung aufzubauen, aber dabei oft eher den Eindruck vermittelt, man habe versehentlich einen Direct-to-Video-Streifen aus den mittleren 2000ern eingeschoben. Jener graue Randbereich, in den Filme früher verschwanden, wenn sie die Videothekenregale bevölkerten – ein melancholischer Ort zwischen B-Premiere und Ramschkiste. Das wäre per se nichts Schlechtes. Manchmal verbergen sich dort kleine Perlen, kompakte Genre-Stückchen, die mit Charme, Tempo und einer angenehmen Respektlosigkeit glänzen. Doch „Chase“ besitzt hiervon nur bedingt etwas. Stattdessen wabert eine gewisse Billigoptik durch das Geschehen, eine visuelle und narrative Sparsamkeit, die zum unfreiwilligen Markenzeichen des Films wird. Und dennoch – gerade weil Gerard Butler auch im Autopilot-Modus nicht vollkommen magnetfrei ist – findet man sich als Zuschauer immer mal wieder dabei, halb interessiert dranzubleiben.
Will Spann (Gerard Butler) fährt seine Ehefrau Lisa zu ihren Eltern, ein letzter verzweifelter Versuch, die kriselnde Beziehung zu retten. Doch kaum betritt sie eine Tankstelle, verschwindet sie spurlos. Und so beginnt Spanns fieberhafte Suche, die den Film durch eine Welt führt, die sowohl geografisch als auch dramaturgisch erstaunlich begrenzt ist. Butler rennt, fordert, fleht, flucht und stolpert dabei über eine Gruppe Krimineller, die offenbar in düstere Machenschaften verwickelt sind.
Natürlich ist das Thriller-Genre voll mit Erzählungen über Vermisstenfälle, und man muss das Rad nicht neu erfinden, um Spannung zu erzeugen. Aber „Chase“ dreht das Rad kaum – es rollt eher sanft und monoton dahin. Der Plot folgt brav den erwartbaren Stationen des Genres: verdächtige Gestalten, ein misstrauisches Polizeirevier, eine Spur, die in die Unterwelt führt. Die Story funktioniert, aber sie überrascht kaum. Sie bietet Struktur, aber keine Höhepunkte. Ein Thriller, der zwar ständig darauf pocht, dass etwas auf dem Spiel steht, doch es selten schafft, diese Bedrohung wirklich fühlbar werden zu lassen. Dem Drehbuch fehlt es an Raffinesse, an rhythmischer Spannung, an überzeugenden Charakterzeichnungen. Am auffälligsten ist die visuelle Schlichtheit des Films: Verwaschene Farben, karg beleuchtete Räume, generische Hinterhöfe, ein Setdesign, das eher an Improvisationstheater erinnert als an eine Kino-Produktion.
Wer bei Gerard Butler automatisch an kernige Action, markante One-Liner und explosive Spektakel denkt – der sollte in diesem Fall seine Erwartungen herunterschrauben. Deutlich. Der Schotte spielt einen zivilen Ehemann im Ausnahmezustand, keinen Muskelprotz mit Waffenschein. Die Actionmomente beschränken sich auf wenige körperliche Auseinandersetzungen, ein bisschen Gerangel am Rande der Legalität und eine einzige größere Explosion, die sich anfühlt, als habe man sie sich bis zuletzt mühsam aus dem Effektbudget herausgequetscht. Für Hardcore-Actionfans ist „Chase“ daher klar zu dünn. Für jene, die Butler einfach gerne etwas schwitzend durch die Nacht rennen sehen – die werden zumindest ein bisschen bedient.
Brian Goodman inszeniert solide, aber uninspiriert. Er hält sich strikt an Genre-Konventionen, ohne jemals aus ihnen auszubrechen oder ihnen eine persönliche Handschrift zu verleihen. Man spürt an allen Ecken, dass hier mit begrenzten Mitteln gedreht wurde. Goodman schafft es zwar, die Geschichte voranzutreiben, doch echte Intensität baut er nur selten auf. Auch wenn Gerard Butlers Präsenz spürbar bleibt, spielt er hier deutlich unter seinen Möglichkeiten. Man hat ihn schon wesentlich engagierter, leidenschaftlicher, charismatischer gesehen.
Fazit
„Chase“ ist der personifizierte Durchschnitt. Ein Werk, das solide genug ist, um nicht frustrierend zu sein, aber zu belanglos, um nachhaltig zu wirken. Vieles sieht billig aus, vieles fühlt sich billig an, und vieles klingt so, als sei es ohne große Ambition entstanden. Fans von Gerard Butler können einen Blick riskieren – seine Suchaktion besitzt zumindest einen gewissen Grundunterhaltungswert. Doch alle anderen werden hier vermutlich zu wenig finden. Da hat Butler mit „Plane“ und „Kandahar“ deutlich besser abgeliefert, und gezeigt wie man auch in geradlinigen Genrefilmen glänzen kann. „Chase“ hingegen zeigt eher, wie man in der Masse untergeht.