Wenige Tage vor Interceptor, aber ohne dessen Präsenz gerade im Dreh- oder auch Produktionsteam speziell hinter der Kamera und nicht mit dem Werbeeffekt dessen auf einer der populärsten Streamingplattformen erschienen, präsentiert sich Black Site als kleine Schwester dessen, als Independent Actionthriller mit ähnlicher bis gleicher inhaltlicher Ausgangslage, finanziell schon kleiner gestuft - es wird allerdings von 10 Mio. USD Budget gemunkelt, was man nicht sieht - und sprichwörtlich vermehrt im Dunkeln gehalten und unter dem Radar laufend. Dargereicht wird man hier vom Redbox Entertainment (ein amerikanischer Videoverleihdienst, digital und psychisch), und von u.a. Vertical Entertainment, neben viel unbekannten Kleinschmieden, von denen man zuvor nicht etwas gehört hat und hinterher vielleicht auch nicht mehr. Einen globalen Anstrich gibt man sich dennoch, mit einer terroristischen Attacke auf ein Krankenhaus in Istanbul als Ausgangslage in den Nachrichten, auf der die Geschichte auf dem Fuße folgt:
Die im Dienst der CIA tätige Analystin Abigail "Abby" Trent [ Michelle Monaghan ] hat bei der Zerstörung eines türkischen Krankenhauses ihren dort vorübergehend tätigen Mann und die gemeinsame kleine Tochter verloren; was sie bei ihrer Arbeit nur noch energischer macht, da sie eigenhändig an die Informationen bezüglich der dafür verantwortlichen Hintermänner herankommen will. Dabei führt sie die Spur in die sogenannte "Zitadelle", eine inmitten der Jordanischen Wüste gelegene Geheimbasis der 'Five Eyes Alliance', bestehend aus den USA, UK, Kanada, Australien und Neuseeland, wobei aufgrund der geografischen Lage mit Uri Wasserman [ Phoenix Raei ] auch ein Mann vom Mossad vor Ort ist. Trent ist speziell wegen des Gefangenen Farhan Barakat [ Simon Elrahi ] da, geleitet wird die Anlage von Rashid Nassar [ Fayssal Bazzi ], das Sicherheitsteam führt Raymond Miller [ Jai Courtney ] an, dessen Hilfe man spätestens dann bedarf, als der gerade als Gefangene eingelieferte Hatchet Meyers [ Jason Clarke ] plötzlich das Kommando übernimmt.
Eine Witwe in Schwarz, eine Mutter ohne Tochter, eine Beerdigung mit Trauerrede (welche vom Zettel abgelesen wird), eine Veränderung der Agenda, beruflich wie privat. Ein Weg in die Dunkelheit und aus der Dunkelheit heraus auch, dazu offizielles Geheimdienstgeplänkel, stete Überwachungen, illegale und entsprechend versteckte Operationen und ein Kampf gegen den Terror, welcher mit gleichen Mitteln, also auch dem Terror geführt wird. Schauplatz ist eine versteckte Anlage, tief unter der Wüste, eine Art Guantanamo, ein geschlossenes System. Metall, Stein, Strom, dazu dicke Wände ohne Fenster, vergittert von Raum zu Raum, hermetisch abgeriegelt, mit spärlichen künstlichen Licht erleuchtet, mit gesiebter Luft und von außen nicht zu sehen. Ein Gefängnis, eine Verhörzentrale, ein operativer Schnittpunkt, eine Folterkammer; raus ist genauso schwer wie rein, das Interieur und die entsprechenden Bilder sind stetig gleich, die Regie der Feature-Film Debütantin Sophia Banks solide, nämlich am Bebildern.
Hinter all dem anfänglichen Geplänkel, den Befragungen, der Drahtzieherei hinter den Kulissen, den unterschiedlichen Ansicht über Wahrheit und Lüge und über die Methoden steht natürlich die Prämisse von Stirb langsam - "I like the simplicity of it." -, hier nur in einem Militärbunker, mit einer Waffenkammer, aus der sich bald jeder bedient und einem Platz auf engstem Raume, der von innen heraus angegriffen wird und wo jemand alleinstehendes (hier leider eher jemand uninteressantes, nicht per se involvierendes, wobei auch die meisten anderen Darsteller überzeugender sind als Monaghan) sich zur Wehr setzen muss und dieser Jemand ursprünglich nicht auf dem Plan stand und nicht als ernsthaften Widerstand angesehen wird. Ein Ausbruch von (teils durchaus wirkungsvoller, da abstoßender) Gewalt mit Ansage, ein Drittel Vorbereitung, erst das Geraschel, dann das Gerassel, dann das Getobe, eine Falle, das Trojanische Pferd. Action spät, nicht besonders aufregend, und auch nicht besonders zahlreich, wenn auch zuweilen mit deutlich Brutalität platziert.
Das Ganze könnte man auch als reiner Thriller, als Verwirrspiel im Milieu handhaben, Agent Game (2022) hat das zuletzt mit einigen kleineren Erfolg (angesichts der ebenfalls DtV-Herkunft) versucht und probiert; schlechtes oder gar falsch platziertes Intel, Maulwürfe, Überläufer, strikte Rang- und Hackordnungen, blindes Vertrauen, Fähnchen im Wind. Es gibt ein Blutbad in der Verhörzelle, es gibt ein Blutbad im Medizinraum, die ersten Attacken mit Pistole, Skalpell und Hammer, das kann auch frustrierend sein, der Zuschauer ist mit nur etwas Genreerfahrung oder auch bloße Intuition die meiste Zeit wissender und 'schneller' als die ausgebildeten Profis im Film. Eine Rauferei im Zellenblock, ein Catfight im Server Room, eine mit C4 bestückte und entsprechend gesprengte Tür, dazu ein ausgedehntes Katz-und-Mausspiel und eine Meuterei, aufgrund der unter Druck stehenden internen Kommunikation; die richtigen Zutaten sind durchaus da, wobei das Ganze auch mit kleineren Horrormotiven gespickt wird, Begeisterung kommt allerdings nie auf, die Handlung bleibt konventionell, die Inszenierung hält sich die meiste Zeit daran, späte eigene Ideen sind eher lächerlich und/oder ärgern gar vermehrt. Hinten raus wird 'Größeres' (wie Explosionen) auch gar getrickst, dann sind die Effekte und damit leider der Abschluss schlecht.