iHaveCNit: Triangle of Sadness (2022) – Ruben Östlund – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 13.10.2022
gesehen am 05.10.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 23.10.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 15:00 Uhr
Manchmal sind die eingeblendeten Phrasen in Trailern sehr prätentiös in meinen Augen. In wenigen Fällen ist es so, dass diese Phrasen aber tatsächlich zutreffen. Bei Ruben Östlunds „Triangle Of Sadness“, der der große Gewinner der Filmfestspiele in Cannes gewesen ist, ist zum Beispiel im Trailer zu lesen: „Macht im vollen Kinosaal am meisten Spaß“ - Nachdem ich ihn in einem quasi vollen Kinosaal gesehen habe kann ich dem nur vollumfänglich zustimmen. Eine „Triangle Of Sadness“ ist übersetzt die Sorgenfalte die sich zwischen den Augenbrauen bildet und damit ein Begriff aus der Modeszene. Von einer Sorgenfalte ist jedoch keine Spur beim Genuss des Filmes.
Yaya und Carl sind ein modelndes Influencerpärchen, deren Beziehung von einigen toxischen, modernen Dynamiken geprägt ist. Gemeinsam mit einem Kreis weiterer erlauchter reicher Persönlichkeiten gastieren die Beiden kostenfrei auf einer Luxus-Yacht. In einer folgenreichen Nacht des Captain Dinners kentert die Yacht und der kleine überlebende Teil der Gäste findet sich auf einer einsamen Insel wieder, bei der sich ausgerechnet eine Reinigungskraft als Schlüsselfigur zum Überleben herausstellen wird – was die Machtverhältnisse auf links dreht.
Von Ruben Östlund habe ich vor „Triangle of Sadness“ nur „The Square“ gesehen, der quasi mit der Kunstszene abrechnet. Östlunds hat für mich den inszenatorischen Stil, wenig subtil vorzugehen und durchaus unangenehme Momente auch mal lange stehen zu lassen und auszubreiten. Irgendwann werde ich mir vielleicht auch mal „Höhere Gewalt“ ansehen, aber vorher habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, „Triangle Of Sadness“ zu sehen, bei dem Östlund nach der Kunstszene nun mit der Welt der Reichen und Schönen abrechnet. Neben Models und Influencern bekommen hier auch unter anderem IT-Unternehmer, Waffenhändler, Dünge-Unternehmer, vom Reichtum gelangweilte Ehefrauen ihr Fett weg. In einem extrem langen Prolog lernen wir vor allem das von Charlbi Dean und Harris Dickinson gespielte Pärchen Yaya und Carl kennen, die durchaus eine moderne, toxische Beziehung pflegen, bei der trotz des größeren Erfolgs von Yaya scheinbar immer noch konservative Erwartungen und Ansprüche beim Bezahlen der Rechnung im Restaurant zu geben scheint. Die Dialogszenen der beiden sind gleichwohl unangenehm und unterhaltsam. Vor allem Charlbi Dean hat mir in dem gesamten Film großartig gefallen. Tragisch, dass sie in diesem Jahr leider verstorben ist, denn ich denke, dass „Triangle of Sadness“ ihr großer internationaler Durchbruch hätte sein können. Eines der großen Highlights des Films ist dann vor allem der Mittelteil des Films auf der Yacht, wenn zum Beispiel von einer gelangweilten Frau an Bord die gesamte Crew zum Spaß haben animiert wird und dann auf jeden Fall das Dinner im Sturm mit der darauffolgenden Eskalation, bei dem sich der betrunkene Kapitän – Woody Harrelson – und der betrunkene Dünge-Unternehmer – Zlatko Buric – über die Lautsprecher ein Rededuell mit Zitaten zum Kommunismus und Kapitalismus, die sie dafür extra aus dem Smartphone ablesen müssen, liefern, während die Gäste kotzend durch die schwankenden Gänge der Yacht taumeln. Interessant dann der etwas entschleunigende dritte Teil des Films, der die Machtverhältnisse infolge des Überlebenskampfs auf den Kopf stellen wird und sich dabei durchaus in meinen Augen auch kritisch mit den daraus entstehenden matriarchalischen Strukturen auseinandersetzt und einen interessanten, zu Spekulationen und Interpretationen anregenden Schlusspunkt liefert. Insgesamt ein schönes Highlight in diesem Jahr.
„Triangle of Sadness“ - My First Look – 10/10 Punkte.