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„Anek": Gute Absichten, aber der Film ringt mit seinem eigenen Anspruch

Anek ist ein ambitionierter Film, der sich an ein schwieriges, oft vernachlässigtes Thema wagt: die komplexen politischen und gesellschaftlichen Konflikte im Nordosten Indiens. Allein dieser Mut verdient Anerkennung. Die visuelle Umsetzung ist atmosphärisch dicht, die Schauplätze sind authentisch und vermitteln glaubhaft die Spannungen und Unsicherheiten einer Region, die viele im Mainstream-Kino selten zu sehen bekommen. 

Ayushmann Khurrana liefert eine starke, glaubwürdige Performance ab. Er verkörpert Joshua mit der nötigen Ernsthaftigkeit und inneren Zerrissenheit, die seine Mission so komplex macht. Auch Andrea Kevichüsa als Aido beeindruckt mit natürlicher Präsenz und bringt einen stillen, aber kraftvollen emotionalen Kern in die Geschichte.

Loben muss man zudem den Soundtrack und die ruhige, unaufgeregte Kameraarbeit, die sich nicht in Effekthascherei verliert, sondern die Schwere des Themas respektiert. Der Film hat definitiv seine starken Momente — vor allem dann, wenn er inne hält und die Frage stellt, was Identität und Zugehörigkeit bedeuten.

Dennoch trägt Anek schwer an seinem eigenen Anspruch. Das Drehbuch wirkt streckenweise überladen und versucht zu viele Themen gleichzeitig anzusprechen: Separatismus, nationale Einheit, Misstrauen gegenüber dem Staat, Korruption und die Perspektive der Menschen vor Ort. Dadurch verliert der Film an Fokus und wird phasenweise zu belehrend. Die Dialoge geraten manchmal ins Theatralische, und wichtige Nebencharaktere bleiben trotz guter Ansätze zu blass. Vor allem im Mittelteil zieht sich die Handlung merklich, und einige Szenen wirken repetitiv, als wolle der Film die Botschaft mit dem Holzhammer vermitteln. Am Ende bleibt das Gefühl, dass Anek mehr hätte sein können — weniger überladen, dafür emotional zugänglicher und narrativ klarer.

Insgesamt ist Anek ein respektabler Versuch, ein schwieriges Thema ins Rampenlicht zu rücken, mit starken Schauspielern und wichtigen Fragen. Doch die schwere Erzählweise und der fehlende Fokus verhindern, dass der Film wirklich unter die Haut geht.

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