Good To The Bone:
Der gutmütige Eddy Bliss (Rapaport) ist mit Leib und Seele Orthopäde. Entgegen den Wünschen seines Vaters (Thoemke), die familieneigene Apotheke zu übernehmen, hat er gerade seinen Dr. der Chiropraktik absolviert und möchte nun mit seiner schwangeren Ehefrau Kim (Bareikis) eine Praxis in seiner Heimatstadt eröffnen. Nebenbei verdingt er sich bei einer kleinen Showattraktion als Profi-Wrestler, wo man ihn aufgrund seines organisch aussehenden Kostüms "Naked Man" nennt. Bei einem Familienbesuch läßt Eddy seine Frau bei seinen Eltern zurück, um sich in der Stadt umzusehen. Justement bekommt sein Vater Besuch von dem gehbehinderten Gauner Sticks (Jeter) und dessen Handlanger Puffy (Lynch). Sticks möchte die Apotheke kaufen, doch als Bliss, sr. sich weigert, löschen die Beiden die ganze Familie aus. Bei seiner Rückkehr erleidet Eddy einen derartigen Schock, daß er nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Im Kostüm des "Naked Man" geht er auf einen gnadenlosen Rachefeldzug...
Eine erfrischend unkonventionelle Story, abgefahrene und bis zur Unkenntlichkeit überzeichnete Charaktere und ganz viel politisch unkorrekte Satire - Zutaten für einen nicht eben ernstzunehmenden Film über die Gefahren schelchter Körperhaltung. Der Comic-hafte Erzählstil tut sein Übriges - im Eilakkord darf der Zuschauer Klein-Eddy dabei zusehen, wie er von der stärkeren Jungs in seiner Klasse gehänselt wird, bis er anfängt, Gewichte zu stemmen und seine Mitschüler eines Besseren belehrt.
Die Figuren sind herrlich skurril: Eddy, der typische Junge von nebenan, groß, kräftig, bewaffnet mit nahezu apokalyptischem Optimismus und genug medizinischem Wissen über Anatomie, um selbst hartgesottene Motorrad-Rocker in der Kneipe von den Vorteilen einer gesunden Wirbelsäule zu überzeugen; Rachael Leigh Cook als extrem gepiercte/tätowierte Rockerbraut auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, die Eddy für eine Art Messias mit Erlöserbotschaft hält; der Polizist Koski (Grifasi), leidenschaftlicher Kettenraucher und Inbegriff ungesunder Ernährung, der in Hut und speckigem Trenchcoat Columbo alle Ehre Macht; nicht zu vergessen den mittlerweile verstorbenen Michael Jeter ("Welcome To Collinwood") in der Rolle des mürrischen "Habt Ihr was gegen Behinderte?"-Sticks, dessen heimtückische Gadgets ("Gewehrkrücken") selbst Batmans Erzfeind Pinguin neidisch blicken lassen dürften; sowie Sticks Leibwächter Puffy, dessen Affinität zu Elvis Presley offensichtlich ist.
Kameraführung, Musik und F/X sind dem Budget entsprechend zurückhaltend, allerdings garniert eine überraschende Splatterszene den finalen Showdown.
"The Naked Man" dürfte sicherlich nicht Sache des Blockbuster verwöhnten Kinogängers sein, aber das Herz des Genrekenners erfreuen.
Ein echter Back Breaker.