Review

Ja, "Tin y Tina" ist gut. Ich sag dies selten bei einer ersten Sichtung, aber er ist es.

Spanische Produktionen bekommen schon einmal vorab Plus-Punkte.

Kurz zur Inszenierung, danach zur Handlung. Atmosphärisch annähernd "sehr gut", guter Einsatz von Musik, es entsteht Spannung bzw. baut sich Spannung allmählich auf. Qualitativ ist hierbei Nichts auszusetzen. ABER.

Jetzt kommt, das große ABER und das muss leider gespoilert werden:

SPOILER ON
Im Prinzip erinnert mich "Tin y Tina" an "Rosmarys Baby". Klar, die Paralellen stehen. "Junge, schwangere Frau erwartet Kind, bekommt Kind, obwohl sie nach einem Unfall eigentlich unfruchtbar geworden ist, und adoptiert zuvor zwei ziemlich eigenartige Kinder, Tin und Tina, da der Wunsch nach eigenen Kindern eigentlich geplatzt ist. Doch die zwei ziemlich unsympathischen Palken entwickeln zu einer Plage, welche zu spät erkannt wird."

Die Rahmenhandlung von "Rosemarys Baby" wird klar vervolgt, selbst, als sich die Protagonistin die Haare selbst stutzt. Anders als bei "Baby" hat die Protagonistin nur ein Bein und eine Prothese, welche nur in einer Szene auf verstörende Art präsentiert wird. Der Vater entspricht 1:1 dem offensichtlich filmischen Vorbild. ABER.

ABER. Anders als bei "Baby" sind hier keine satanistischen, geritrarischen Nachbarn die Gefahr, sondern zwei adoptierte (Zwillings-)Kinder. Sie folgen strikt ihrer katholischen Erziehung im Waisen-Kloster und erlauben keine Abweichungen von biblischen Anweisungen. Dies geht soweit, dass der Familienhund brutalst "gereinigt" wird, oder das Neugeborene der Protagonistin für ein paar Minuten in das Pool getaucht wird, um es zu taufen.

Letztendlich läuft es auf das Gleiche raus. Lolo, wie die Mama heißt, möchte die Kinder unbedingt adoptieren, ihr Mann ist skeptisch. Dennoch nehmen sie die Engels-Braten mit in ihr Haus. Mit fatalen Folgen. Letztendlich endet alles "Gut".

SPOILER OFF

Dieser Film reicht nie an berühmte Vorlagen heran. Dennoch. Er überzeugt durch schauspielerische Leistung und eine gewisse Art von Ungewissheit, ob man als Zuseher mit der folgenden Szene richtig liegt oder nicht.

Und ja. Man liegt meistens richtig. Das ist die größte Schwäche an "Tin y Tina". Jedes Wort, jeder Satz, jede Handlung - all das haben im weiteren Verlauf der Handlung eine Bedeutung. Insofern ist Alles vorhersehbar. Auch gibt es sehr viele Unklarkeiten, wie beispielsweise der Amoklauf im spanischen Regionalparlament anfangs. Man weiß es nicht, was dies wirklich soll. Wahrscheinlich religiös betont. Aber widersprüchlich. Aber dafür fehlen einfach Informationen, welche im Laufe des Filmes auch nicht geliefert werden. Sind die Verkörperung des Antichristen? Oder sind sie Christen. Beide Vorstellungen sind möglich. Ich weiß es nicht.

Dennoch. Ich hab in letzter Zeit soviel Schrott gesehen, aber dieser Streifen ist wirklich zu empfehlen. Er mag seine Längen haben, die Vorhersehbarkeit habe ich schon erwähnt, aber er hat Etwas.

FAZIT: Inszenatorisch einwandfrei, inhaltlich nicht neu erfunden, jedoch mit einigen Überraschungselementen, teilweise seeeeehr in die Länge gezogen, aber trotzdem eine Produktion die ich schätze. Und das heißt Was heutzutage.

Daher von mir 7/10 Punkten

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