Review

iHaveCNit: Till – Kampf um die Wahrheit (2023) – Chinonye Chukwu – Universal
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 31.01.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:45 Uhr

Zum „Abschluss“ des Monats Januar habe ich mir noch einen Film angesehen, der erst noch Anfang des Monats auf der Kippe stand. Aber ich habe mich von einigen guten Stimmen beeinflussen lassen, ihn mir dann doch anzusehen. Eine gute Entscheidung im Nachhinein, denn das Thema von „Till – Kampf um die Wahrheit“ von Chinonye Chukwu ist ein sehr Wichtiges.

Der junge Emmett Till reist im Sommer des Jahres 1955 alleine von Chicago nach Mississippi um Verwandte zu besuchen. Der unbedarfte, verspielte Junge wurde vor der Abreise noch von seiner Mutter Mamie Till-Mobley ermahnt, vorsichtig zu sein, weil dort noch strikte Rassentrennung gilt und jeder noch so kleine Fehler gefährlich enden kann. Nach einem harmlosen Zwischenfall mit einer Ladenbesitzerin wird der junge Emmett dem Haus der Verwandten entrissen, entführt und letztlich brutal gelyncht. Den Täter wird kein Prozess gemacht. Doch Mamie ist fest entschlossen, für Gerechtigkeit zu kämpfen, so lässt sie den Leichnam ihres Sohns nach Chicago überführen und letzten Endes nimmt sie die Reise nach Mississippi auf, um dort den aussichtslosen Kampf vor Gericht zu führen, damit den Tätern doch der Prozess gemacht wird.

Basierend auf dem echten Lynchmord an Emmett Till, der nun auch knapp 70 Jahre später für Veränderungen in den USA durch ein verabschiedetes Gesetz nach dem Lynchmorde an der afroamerikanischen Bevölkerung als Hassverbrechen unter Strafe gestellt werden, schildert Regisseurin Chinonye Chukwu vor allem die Geschichte der Mutter Mamie Till-Mobley und hier hat sie auch mit der Hauptdarstellerin Danielle Deadwyler die perfekte Besetzung gefunden. Sie ist hier aus meiner Sicht eine Wucht und die ganz große Stärke des Films. Schade, dass sie bei den aktuellen Oscarnominierungen dafür leer ausging. Der Film ist klassisch und konventionell inszeniert, aufgebaut und erzählt. Mit einem Fokus auf die Beziehung von Mutter und Sohn, auf den Ereignissen, die zur schrecklichen Tat geführt haben, auf den Umgang der Mutter mit dieser Trauer und auch ihren bürgerrechtlichen Einfluss sowie die Gerichtsverhandlung in Mississippi. Der Film weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss, um seinem eindringlichen Thema das emotionale Gewicht zu geben – er macht wütend und fassungslos. Natürlich kann man sich über eine visuelle Entscheidung des Films streiten, ob genau das in dieser Form für die Botschaft des Films notwendig gewesen wäre, aber für mich war das kein Problem. Für mich jedoch war die teils sehr farbintensive, überbelichtete Optik des Films eher störend. Ich weiß nicht, ob Emmett Till tatsächlich etwas unbedarft, naiv, träumerisch verspielt und teils unvorsichtig und auch ein wenig unbelehrbar gewesen ist, die Sympathien zu Emmett Till, der von Jalyn Hall gespielt wird, durch diese Charakterisierung nicht ganz so positiv entwickeln, wie sie hätten sein können. Für Bond-Fans kann als interessante Hintergrundinfo eben interessant sein, dass die Produzentin Barbara Broccoli mit daran beteiligt war – genau wie Whoopie Goldberg, die auch in einer Rolle als Großmutter zu sehen ist, deren zuletzt sehr umstrittene Aussagen jedoch kein Bestandteil meiner Wertung des Films sind und auch hier an dieser Stelle nichts verloren haben.

„Till – Kampf um die Wahrheit“ - My First Look – 8/10 Punkte.

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