Inhaltsangabe

von PierrotLeFou

Patricio Guzmán blickt zurück auf seine Anfänge, ...

... als Chris Marker, dem Guzmáns Langfilmdebüt "El primer año" (1971) gefiel, zu einer Art Mentor aus der Ferne wurde. Er gab ihm den Rat, stets am Ort zu sein, an dem sich die erste Flamme entzündet, um ein Feuer zu filmen.
Als am 18. Oktober 2019 Proteste in Santiago de Chile ausbrechen, gelingt ihm das nicht. Er ist erst im Folgejahr vor Ort: Steine aus den Kordilleren, Gegenstand seines vorangegangenen Films, säumen die Straßen, auf denen sich der Protest ausgeweitet hat. 1½ Millionen Menschen aus diversen Schichten lehnen sich, ursprünglich motiviert aufgrund kaum noch erschwinglicher Metro-Tickets, gegen die soziale Ungleichheit wie niedrige Renten, die Armut von Frauen, ein ungerechtes Gesundheitssystem oder schwer bezahlbare Studiengebühren auf: der größte Volksaufstand in Chiles Geschichte; eine Revolution, die nicht wie einst von Parteien geführt wird, sondern Parteien mit Misstrauen begegnet.
Guzmán kombiniert Amateuraufnahmen aus den Anfängen der Proteste mit Bildern ihrer Höhepunkte – wie 1.200.000 Demonstrant(inn)en am Plaza Baquedano – und zahlreichen Interviews mit Teilnehmer(inne)n, die von gewaltsamen Reaktionen des Militärs berichten, das von Präsident Piñera mobilisiert worden war. Der Gewalt halten sie die Kameras entgegen, die infolgedessen vor allem zur Zielscheibe wurden: Die Verletzungen von Augen steigen infolgedessen erheblich an und avancieren dabei wiederum zu Sinnbildern der Proteste. Guzmán selbst erinnert das impulsive Vorgehen von Polizei und Militär an die Pinochet-Ära...
Auch Fotoaufnahmen werden reichhaltig in die Collage eines Protests eingebunden, der nach einem Jahr mit dem Beschluss einer neuen Verfassung endet, die von einem Großteil der Demonstrant(inn)en gefordert worden war: Aufgesetzt wird sie in jenem Parlament, in dem Guzmán weite Teile seiner Trilogie "Batalla de Chile" (1975-1979) gedreht hatte und das von Pinochet weitgehend außer Kraft gesetzt worden war. Dem Streben nach einer neuen Verfassung, dem zweiten Jahrestag der Proteste und die Wahl Gabriel Borics zum Präsidenten widmet Guzmán das letzte Viertel des Films.

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