Review

Haut Cuisine Room

Während das argentinische Original 2017 immerhin eine der härteren, aber auch schamloseren und schäbigeren "Kettensägenkopien" war, kommt nun wieder von Nicolas Onetti das Sequel. Mit dem (Unter-)Titel "Scars" mischt er diese Formel minimal neu ab und will uns erneut filmische Narben aufzwingen - wenn eine (US-)Indierockband am Arsch von Argentinien in die abgeschiedene Kannibalenhölle gerät und um's Überleben kämpft, wortwörtlich vom Teller springen will...

Rockigerer Remix

Durch den Rockbandaufhänger hat "Scars" zumindest ein klitzekleines Alleinstellungsmerkmal. Und die Grundhärte, Menschenfeindlichkeit (ja, besonders Frauenfeindlichkeit) und Schäbigkeit ist noch immer hoch. Aber im Grunde rockt das doch keine Welt eines Hardcorehorrorheads mehr, oder?! Die gesellschaftspolitischen Schatten Argentiniens werden nur anfangs vorgeschoben, wenn überhaupt. Audiovisuell legt Onetti etwas zu, zumindest amateurhaft wirkt das Ganze kaum noch. Eine einzige langatmige Goreeffekteshow bleibt's. Boobies hier, skalpierte Schädel dort, selbstredend Menschenfleisch in der Pfanne oder über offenem Feuer. Tourbus statt VW-Bus. Groupies statt Studenten. Drohnenshots wie Fliegen um Kacke. Militärische Traumas statt atomare. Erfolgsformel kopiert, Erfolgsformel gefunden, Erfolgsformel nochmal kopiert. Ich weiß nicht, welcher Durchgang das jetzt ist. Egal ob Paris, Texas oder Argentinien. Und "Scars" macht nicht den Hauch eines Anscheins, an dieser Rechnung auch nur irgendetwas ändern zu wollen. Fauler und ungenierter geht's kaum. Und diese Konsequenz und Abgebrühtheit ist fast schon wieder beneidenswert. Aber nur fast. Wenn einem nichts Neues einfällt, wiederholt man als eher Handwerker als Regisseur einfach seinen "Hit". Und wenn dieser "Hit" eh schon eine Kopie war - vier Jahrzehnte zu spät zudem! - dann hat man's als Horrorfan selbst mit den geringsten Ansprüchen schon schwer... 

Ich bleibe bei Rinderfilet

Fazit: etwas hübscherer und minimal mainstreamigerer Nachfolger, der vor allem durch seine gespenstige, unwirtliche Location, die rockig-versextere Aura und ordentlich Härte punktet... Im Kern aber auch nicht mehr als eine ultrabrutale, angestaubte, einsilbige Kannibalenshitshow bleibt und komplett unberührt nochmal dieselbe Nummer abspult. Da kann "Frontier(s)" aus Frankreich in dieser Richtung noch immer deutlich mehr. Oder gleich direkt "Green Room", wenn man bei der Rockband bleiben aber aus dem Kannibalenmorast raus will. 

Details
Ähnliche Filme