Herrlich dieser deutsche Verleihtitel: "Die Satansweiber von Tittfield". Der kühne Geist, der dies erdachte, zumindest hat erfasst, was Russ Meyer zeitlebens bewegte. Zwei Dinge, die seine Welt bedeuteten: Eine große Brust. Und eine große Brust. Links und rechts. Auf ein Ding der Bedeutsamkeit reduziert, ein großer Brustumfang also. Und "groß" - das ist allbekannt - ist bei Meyer ein großes Wort gewesen. Kein Geheimnis sein Fetisch für galaktische Oberweiten, für den Busen, der Männer zu erschlagen vermochte. So sind Meyers Filme irgendwie alle angesiedelt in den Hochgebirgslandschaften weiblichen Fett- und Drüsengewebes, so spielen sie irgendwie alle in Tittfield.
Mit einigen Gewaltausbrüchen, einer unablässigen Ansicht auf die Rundungen der spektakulär dekolletierten Varla sowie vereinzelten Spähblicken auf entzückende Rücken und bauchfreie Regionen ist "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" kein Nudie, wohl aber ein Roughie: Bei Russ Meyer ein unikales Sex-&-Crime-Movie, das sich originell durch die Szenerien eines banalen Drehbuchs holpert. Unikal zum einen deswegen, weil Kamera und Schnitt sich durchaus auf Virtuosität verstehen und einen eigentlich gehaltlosen Plot mit Leben erfüllen. Zum anderen, weil diesem gehaltlosen Plot eine angenehme Unberechenbarkeit anhaftet, weil der Varla-Vamp vor einer Minute noch nur einen galligen Spruch von den Lippen ließ, doch nun da ein Kerl schon im Sande liegt ("I never try anything…"), dem tödlich wurde ins Genick getreten ("…I just do it").
Zum dritten ist es das von der Zunge Gleitende, das auch diesen völlig sex- und FKK-freien Meyer-Film zu einem markanten und für seine Zeit erstaunlich würzigen macht, das den körperlichen Geschlechtsakt ersetzt und stattdessen verbal den Hosenstall öffnet, ein angriffslustiges Spielen mit anzüglichen Anspielungen, ein Wort-Ficken beinahe. Die tonangebende Laszivität dabei geht von den Frauen aus. Sie haben die Kontrolle, Varla hat die Kontrolle. Gespielt von Tura Satana. Ein Name, der eine Pointe für sich ist. Ganz in schwarzem Leder gekleidet gebührt ihr die Rolle des es mit dem White Trash aufnehmenden Vollweibes. Ihrer Dominanz und Unabhängigkeit ist es auch geschuldet, dass "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" eine emanzipatorische Idee angedichtet wurde. Der Haken: Hinter dem unbändigen weiblichen Selbstbewusstsein in - nicht nur - diesem Russ-Meyer-Film, den aggressiven, lüsternen Damen mit großen Brüsten, steht ein männlicher Hintergedanke, der hier sein fetischistisches Super-Sexobjekt generiert sieht - und damit ein oberweitenabhängiges, sexuell geprägtes Frauenbild. Schöne Emanzipation.