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*** SPOILERWARNUNG ***


Über zehn Jahre sind seit Jake Sulleys Ankunft auf Pandora vergangen. Inzwischen hat er sich weiter eingelebt in seinem Na'vi-Körper, hat mit seiner Frau Neytiri ein paar Kinder, sein Dasein scheint glücklich. Dies ändert sich, als die Menschen wieder anrücken. Denn wieder geht es um Ressourcen, ein Wiedersehen gibt es auch mit dem Schurken aus dem Vorgänger. Miles Quaritch sinnt auf Vergeltung und macht Jagd auf Jake und dessen Familie, sodass diese zu einem Inselreich flüchten.

Wieder inszeniert und mitgeschrieben von James Cameron macht „The Way of Water“ da weiter, wo der Hit von 2009 schon war. Heißt, nach der Flucht dreht sich alles wieder um das Eingewöhnen in eine fremde Umgebung / Kultur, nur dieses Mal eben schon als Na'vi – bei anderen Na'vi. Und es heißt auch, dass Cameron sich wieder überwiegend an seinen Bildern berauscht und darüber vergisst, eine spannende Geschichte zu erzählen. Er schmeißt mit neuen Figuren um sich, füllt diese aber kaum aus.

Auch Film Nummer zwei kreiert wieder eine zugegebenermaßen toll präsentierte Welt. Audiovisuell ist das top, alles wirkt lebendig und die Effekte sind eine sichtbare Steigerung im Vergleich zum Vorgänger. Die Bewegungen, organische Flächen wie Haut, die Unterwasserwelt mit all ihren Kreaturen – das ist alles chic und sieht top aus.
Schade, dass dabei der Inhalt auf der Strecke geblieben ist. Strukturell ist das hier recht hausbacken, der Fokus verschiebt sich streckenweise weit weg von den etablierten Figuren (Jake, Neytiri) hin zu den Teenagern, die allerdings recht unspannend sind und durch typische Szenarien geführt werden, die man woanders schon oft gesehen hat. Es ist aber auch fraglich, ob die bekannten Figuren mehr hergegeben hätten. Jake ist eben immer noch der Militär (seine Söhne dürfen ihn „Sir“ nennen) und Neytiri faucht, wenn‘s mal wieder nötig ist. Und der Schurke will eben Rache.

Auch bleibt das Szenario bei aller optischen Brillianz emotional untermotorisiert, mir fehlte es da an Sympathie und Bindung zu den Figuren, die sich nicht wirklich irgendwohin bewegen oder entwickeln. Das gab es im Vorgänger auch schon, doch hatte dieser noch den Neuheiten-Bonus. Zwar verlagert Cameron das Geschehen hier in eine neue Umgebung, klappert aber dabei viele bekannte Mechanismen ab. Und das zieht sich dann über die drei Stunden Laufzeit doch merklich. Denn irgendwann reißt das wiederholte Schwelgen in den bunten Bildern nicht mehr so leicht aus dem Dämmerzustand. As liegt vielleicht auch daran, dass er dieser ganzen gewollten Schönheit kein ausreichendes Gegengewicht verpasst. Will man zynisch sein, könnte man Cameron vorwerfen, den teuersten Korallenriff-Bildschirmschoner aller Zeiten erschaffen zu haben.

Dass er dann gegen Ende doch noch auf eine generische Materialschlacht setzt, wirkt geradezu pflichtschuldig eingewoben. Da lässt Cameron auch mal wieder ein Schiff volllaufen, das kennt er ja schon. Und am Ende steht die Gewissheit, dass wir den Schurken wohl auch in mindestens einer der noch angekündigten Fortsetzungen sehen werden. Weil er ja so ein interessanter Antagonist ist, weil die Geschichte zwischen ihm und Jake so dramatisch ist oder weil es einfach nur symptomatisch dafür ist, dass auch dieser Film kaum was zu erzählen hat und den einfachsten Weg geht? Cameron erschlägt mit Bildern, mit Technik und dem Drumherum.
Der Aufwand, der in die Produktion gesteckt wurde, ist sichtbar und nötigt auch Respekt ab. Die Welt wirkt durchdacht, aber auch wieder mit spirituellem Kitsch durchzogen. Und wieder bleibt der Eindruck einer hübschen Techdemo zurück, emotional und erzählerisch geht „The Way of Water“ baden.

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