Ein wild gewordener Braunbär hat Pablo Escobar seinen Stoff gefressen. Jetzt will Pablo seinen Stoff zurück haben ...
Der angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhende Koksbär, der eine ganze Lastwagenladung voll weißem Pulverschnee inhaliert haben soll, in der Tradition so schundig-trashiger Tiersplatterfilme wie "Black Sheep" ("Bad Taste"), in Kombination mit südamerikanischer Mafia-Mentalität, liefert ohne Frage Stoff für ein abendfüllendes Programm, bei dem nicht nur die Jüngsten auf ihre Kosten kommen. Das dieses ohne Zweifel fragwürdige Werk jedoch ohne Umschweife den Weg in die deutschen Kinos fand (auch "Iron Sky", "Four Lions"), erscheint mir dennoch etwas kurios.
Den Bären soll es übrigens wirklich gegeben haben, nur das er im Gegensatz hierzu direkt an einer Überdosis krepierte. In Gedenken auch den Elefanten Tusko, dem man eine fulminante Ladung von 297mg LSD injizierte, und der daraufhin kollabierte und starb ...
Ich meine ...
Wer will es Pablo übel nehmen? Wenn ein Bär meinen Stoff im Wert von zig Millionen Dollar gefressen hätte, wäre ich wahrscheinlich auch sauer ...
Die Story um den wahrscheinlich größten und berüchtigsten Kokainverkäufer aller Zeiten ist ja spätestens seit "Cocaine Cowboys" und Tony Montana, auch "Blow", allgemein bekannt. Er und seine Geliebte Griselda Blanco erbeuteten allein mit dem Verkauf von kolumbianischem Schnee mehrere Milliarden US-Dollar, gingen dabei mit unglaublicher Härte und Skrupellosigkeit vor, schmierten zahlreiche Polizisten und ließen mindestens ebenso viele ermorden, mal abgesehen vom südamerikanischen Drogen- und -banden-krieg, dem mehrere hundert tausend Menschen zum Opfer fielen.
Pablo, der mit einem Vermögen von über 3 Milliarden US-Dollar seinerzeit der siebtreichste Mensch der Welt gewesen sein soll, wurde, ähnlich wie Fidel Castro, in seiner Heimat derweil gefeiert wie ein Held, und spaltet bis heute die Massen. Für die einen war er wie Che Guevara ein Freiheitskämpfer, Rebell und Freund der Armen und Bedürftigen, für die anderen ein korrupter Massenmörder und Scharlatan. Auch hier geht die Berichterstattung weit auseinander ...
Ray Liotta macht seine Sache als abgehalfteter Gangsterboss jedenfalls ganz gut. Mal abgesehen von "Escobar: Lost Paradies", wo Benicio Del Toro in die Rolle des augenscheinlich charmanten Kolumbianers und Begründer des internationalen Kokainhandels schlüpfte, dürften wir hier wohl weitestgehend im Dunklen fischen.
Sahen wir uns bei "Ted" noch mit einem zugekifften Knuddelbären konfrontiert, bewegen wir uns hier stilistisch irgendwo zwischen Tierhorror, Comedy und Drugsploitation, der sich auch und insbesondere zu einer Reihe ganz besonders skurriler Drogenhorror- oder Splatterfilme wie "Shrooms", "Evil Bong" oder "Bong of the Dead" gesellt, während "Cheech & Chong" schon etwas in die Jahre gekommen sind. So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, bis ein neues Konzept hermusste. Und der Handel mit dem südamerikanischen Rauschgift soll ja bekanntlich florieren wie nie zuvor. So lange man nicht erwischt wird, versteht sich ...
Ob die Story um den tollwütigen Koksbär Potential hat sei mal dahin gestellt, unterhaltsam ist sie allemal und die Inszenierung kommt für eine derartige Produktion sogar noch relativ gehoben daher. "Cocaine Bear" dürfte ein relativ ähnliches Kaliber wie ebenfalls stupide, gleichsam unterhaltsame, groß budgierte Neo Trashgranaten wie "Snakes On A Plane" darstellen.
Was "Cocaine Bär" etwas hinter den Erwartungen zurückbleiben lässt, dürfte hingegen seine wenig reißerische Inszenierung darstellen. Erwartet man von dem zugedröhnten Schnüffel-Bären ein Splatterinferno sondergleichen oder eine Trashgranate wie sie im Buche steht, dürfte man wohl eher enttäuscht werden. Auch als ernstzunehmende Satire oder Persiflage taugt "Winnie - Der Koksbär" wohl kaum ...
Macht aber nix, lustig ist er allemal ...
Achtung, Spoiler!
Im Hinblick darauf, dass Kokainbär noch 2 Babys bekommen hat, freuen wir uns jetzt schon auf den zweiten Teil ...