Review

Die Cobra hat sich nicht bloß gehäutet, mehrfach sogar, sie hat sich sogar überlebt und nicht bloß auf die Zeichen der Zeit reagiert, sondern sich reanimiert. Bereits tot- und gar abgesagt wurde kurz nach Absetzung der Originalserie (mit ursächlich verschiedenen Gründen, letztlich aber natürlich der Rentabilität bzw. das Fehlen dessen) eine Verlängerung und eine Art Neustart, für kurze Zeit aber nur erwirkt; das Umsetzen von drei sogenannten Eventfilmen, ein An- und Austesten (mit fast ohne Ankündigung oder gar Werbung) der letzten noch verfügbaren Chancen gerade im hauseigenen Streamingdienst.

Die 'Häutung' der Serie selber ist ein Anpassen auf den jeweiligen Zeitgeist und die Umstände, zuweilen wurde der Humor stark erhöht, später die Düsternis probiert, in den finalen beiden Staffeln ist man (noch vorherigen erneuten Klamauk) wieder auf den Thriller mit Drama- und Actionszenen gewechselt, die letzteren noch vorhanden, aber angesichts buchstäblich explodierter Kosten und schwindenden Zuschauerzahlen eher kleinkalibrig bis ärmlich im Vergleich zu sonstigen Exzessen skaliert. Zudem wurde eigentlich ein Abschluss gesetzt, der theoretisch auch als final zu werten und eine dramaturgisch sinnige Fortführung eher schwerer möglich ist. Die Erzählungen dort werden nicht gänzlich ausgeblendet, die Figuren sind allesamt da, aber eine Chronologie oder ein direkter Anschluss hier erstmal ignoriert.

Starten tut man dafür mit einer Geiselnahme in einer Frittenbude, das SEK ist unterwegs, die Kripo Autobahn vor Ort, der Erpresser hat eine Handgranate. Die Szene (eine Hommage an den Pilotfilm "Bomben bei Kilometer 92", 1996) ist klein, die Optik gedämpft, grauer deutscher Alltag, Gerkhan ist hier nicht mehr der Familienvater und der Ehemann, sondern privat zumindest solo, im Beruf natürlich mit seiner Partnerin, insgesamt aber eher voller Testosteron unterwegs. Auch die Geschichte macht dann Druck und Dampf, noch am (bereinigten) Tatort geht man konkret in den Einsatz und doch in die Vollen. "Fuck, was sind das für Typen?" wird sich bei einer Verfolgung eines verdächtigen Fahrzeuges gefragt, "Drogendealer, Waffenschieber, such dir irgendwas aus." Es wird geschossen und gesprungen, ein Verkehrsteilnehmer durch die Lüfte geschwungen und schließlich und endlich der verfolgte LKW den Abhang hinunter und in die Büsche katapultiert. In Schwung kommt damit auch die Erzählung selber, für den Moment, geht es um eine internationale Zusammenarbeit, eine länderübergreifende Ermittlung, die natürlich ihre eigenen Paragrafenreiter hat und die jeweils eigene Bürokratie und Kompetenzregelung. Es kommt zum Dialog, zum Präsentieren darstellerisch überschaubarer Leistungen und zu schweren Akzenten. "Drogen oder Waffen?" - "Sie haben keine Ahnung."

Worauf man da eigentlich gestoßen ist, wird dann peu à peu dargereicht, Fans der Serie von damals bekommen ihre persönlichen Anhaltspunkte und ihre Referenzen, auch ihre Déjà-vus, neue und zufällige Seher den handelsüblichen deutschen Polizeikrimi, hier gleichzeitig zuweilen kleiner und trüber bis verhärmt wirkend, mit langen Gesichtern auf beiden Seiten des Bildschirmes; später und zu spät dann wieder exzessiv und drüber. Es gibt einige Unannehmlichkeiten und es gibt einige Härten, die Handlung ist "Unversöhnlich", es geht um kriminelle Organisationen, um Phantome, um Druckmittel und Entführer. Das ist solide Kost, nur bisschen zäh, recht isoliert von der üblichen Gesellschaft und etwas freudlos; die Budgets sind deutlich kleiner als zu Hochzeiten, die Lücken in der Produktionskasse mit vermeintlicher Tiefe, mit Traumabewältigung, mit Akten wälzen (und einem flotten feurigen Showdown im Hafen) überspielt. Eine zweite Actionszene etwa zur Hälfte der Laufzeit ist mit einer minimalen Schießerei in einem Büro und dem (erneut verspäteten) Aufmarsch der Spezialeinheit schon abgefrühstückt und erledigt. Später geht's rüber nach Belgien, erst Antwerpen, dann ans Meer. Dort vor Ort findet man tatsächlich ein paar stimmige Bilder und zwei bis drei Explosionen, dann geht's wieder ins Verderben.

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