Geradlinig in den Dschungel: „Plane“ hebt mit nostalgischer Action ab
Es gibt Filme, die schon im Titel verraten, was sie sein wollen. „Plane“ gehört zweifellos in diese Kategorie – ein Werk, das ohne unnötiges Brimborium klar signalisiert: Hier geht’s um ein Flugzeug, um Gefahr, um einen Mann, der mit zusammengebissenen Zähnen die Welt (oder zumindest eine Handvoll Passagiere) retten wird. Und dieser Mann heißt, wie könnte es anders sein, Gerard Butler. Patron des modernen B-Action-Kinos, Schutzheiliger der schnörkellosen Handkantenschläge. Nach dem eher durchschnittlichen „Chase“, der sich anfühlte wie ein müder Kompromiss, meldet sich Butler hier mit erstaunlicher Verlässlichkeit zurück – und das auf eine Art, die Actionfans nostalgisch seufzen lässt. Denn „Plane“, inszeniert von Jean-François Richet, ist ein Film wie ein kantiger Lederhandschuh: schnörkellos, abgegriffen, aber zuverlässig. Er suhlt sich geradezu in seiner Direktheit – ein ehrlicher, geradliniger Actionthriller, dessen DNA aus den Videotheken-Regalen der 90er stammt, veredelt mit genug Tempo, Spannung und handfester Action, um die 107 Minuten angenehm rasend verfliegen zu lassen.
Die Geschichte ist so altbewährt wie Butlers Grinsen schief: Pilot Brodie Torrance (Gerard Butler), ein Mann mit leicht ramponiertem Ehrenkodex und jenem alltagsheldenhaften Pragmatismus, der in Butlers Rollen inzwischen zur Grundausstattung gehört, steuert eine Routineverbindung durch den tropischen Luftraum. Ein Blitzschlag, eine Notlandung, ein Absturz auf einer nicht nur geografisch schlecht kartierten Insel – und plötzlich stehen die Passagiere nicht nur der Wildnis, sondern einer militanten Rebellentruppe gegenüber, die nicht gerade für ihre Gastfreundschaft bekannt ist. Das Drehbuch von Charles Cumming und J.P. Davis tut nicht so, als hätte es die Geheimnisse narrativer Innovation entschlüsselt – und gerade das ist seine größte Stärke. Ein Werk ohne doppelten Boden, dafür mit trockener Zielstrebigkeit. Die Plotmechanik knarzt angenehm wie das Leder eines alten Kinosessels: entführt, gejagt, verteidigt, gerettet. Fertig. Hier wird kein Pulitzerpreis angestrebt, sondern atmungsaktives, bodenständiges Action-Handwerk. Und das ist in Zeiten digitaler Effektgewitter, überkomplexer Plotlinien und millionenfach verschachtelter Franchises fast schon erfrischend. Richet und sein Team wissen genau, was für einen Film sie machen – und welchen eben nicht.
Was „Plane“ überraschend gut gelingt, ist das Einfangen einer sehr physischen, feuchten, drückenden Dschungelatmosphäre. Der Film erzeugt ein Gefühl der Bedrohung, das aus der Abgeschiedenheit kommt. Keine Behörden, keine Hilfe, keine Satellitenverbindung, nur Butler, ein paar verlorene Touristen und sehr motivierte Rebellen. Das Ganze wirkt wie ein Mix aus „Air Force One“ ohne Präsident, „Predator“ ohne Aliens und einer Prise „Stirb langsam“ im Urwald – eine Mixtur, die erstaunlich gut aufgeht. Bei der Action glänzt „Plane“ dann richtig. Sie ist roh, direkt und erstaunlich unprätentiös. Es gibt Schießereien, Nahkämpfe, improvisierte Überlebensmomente und eine Verfolgungsjagd, die sich anfühlt wie ein brüllend heißer Motor, der droht zu explodieren. Alles ist sehr gut choreografiert und inszeniert – und ja, für ein Werk, das bewusst in Richtung Direct-to-Video schielt, überraschend blutig. Vor allem der Showdown ist ein brachialer, blutiger Shootout, und hat ordentlich Impact. Auch die CGI-Effekte des Flugzeugs selbst gehen für diese Produktion vollkommen in Ordnung. Kein AAA-Blockbuster, aber auch kein Asylum-Trash. Ein angenehmer Mittelweg: glaubhaft, nicht peinlich, funktional.
Gerar Butler ist wie immer überzeugend in der Rolle des Helden. Er bringt eine natürliche Erdigkeit mit, ein Selbstverständnis physischer Präsenz, wie es heute nur noch wenige Stars tragen. In „Plane“ wirkt er wieder charismatisch, abgeklärt, aber nicht unverwundbar. Gerade dieses leichte Unperfekte, das Menschliche, macht ihn hier so überzeugend. Das Zusammenspiel mit Mike Colter funktioniert exzellent. Colter bringt Ruhe, Gravitas und eine unterschwellige Bedrohlichkeit in seine Rolle – eine Art Gentleman-Dampfhammer, der mit zehn Worten mehr Eindruck macht als manch anderer mit Monologen. Die beiden tragen den Film, stützen sich gegenseitig und erzeugen eine Chemie, die glaubhaft und dynamisch wirkt. Es ist eine Buddy-Dynamik, die sich nicht anbiedert, sondern aus gegenseitigem Respekt entsteht.
Fazit
„Plane“ ist kein Film, der sich in die Annalen filmischer Innovation einträgt. Er ist kein neues Kapitel im Actionkino, kein revolutionäres Statement. Aber er ist genau das, was er sein will: ein schnörkelloser, rasanter, angenehm direkter Action-Thriller mit Nostalgie-Feeling und kerniger Körperlichkeit. Gerard Butler zeigt sich nach dem mäßigen „Chase“ wieder in Form und liefert das, was seine Fans erwarten: Präsenz, Härte, Charisma. Mike Colter ergänzt das Duo perfekt. Richet inszeniert mit Druck, Tempo und klarer Vision. Man darf sich nicht zu viel erwarten – „Plane“ ist eher Direct-to-Video-Material als Kinofilm. Aber er ist eines der besseren, hochwertigeren Beispiele dieses Formats: unterhaltsam, spannend, temporeich und erstaunlich effektiv. Ein flinker, kerniger Thriller, der weiß, was er kann, und genau das liefert.