Bei den vielen Exorzismusfilmen der vergangenen Jahre dürften eifrige Horrorfilmfreunde inzwischen selbst in der Lage sein, einem Besessenen den Teufel auszutreiben, - der Vatikan muss ja nicht alles erfahren. Umso überraschender, dass es für vorliegenden spanischen Beitrag gleich fünf Drehbuchautoren benötigte, denn frische Ideen sind kaum vorzufinden.
Die 17jährige Laura (María Romanillos) lebt bei ihren streng religiösen Eltern und ist in der Schule eine Außenseiterin. Nachdem sie mit drei Bekannten an Halloween im verwaisten Haus eines Mörders eine Séance abhält, entwickelt sich Lauras Verhalten in eine beängstigende Richtung…
Nach einer weitgehend gelungenen ersten Hälfte lässt die Erzählung zusehends nach. Denn anfangs ist man stets nah bei der Hauptfigur und erhält einen guten Einblick in ihr Umfeld, welches primär von ihrer radikal religiösen Mutter geprägt ist. Das Trauma eines früh verstorbenen Bruders wird zwar nur angedeutet, doch der Kontakt zu ihrem anderen, geistig und körperlich beeinträchtigten Bruder erscheint herzlich und man erhält den Eindruck einer Heranwachsenden auf der Suche nach Freundschaft und Nähe.
Die übliche Besessenheit drückt sich eine ganze Weile durch eine Art Verfolgungswahn aus, was mit einigen Erschreckmomenten und düsteren Vorzeichen wie eine wiederkehrende Pfeifmelodie einhergeht. Es gibt eine Reihe durchaus stimmungsvoll inszenierter Momente, doch spätestens mit dem Auftreten des obligatorischen Priesters geht es steil bergab. Im letzten Drittel tummeln sich ausschließlich klischeebeladene Konventionen, einschließlich weißer Klüsen und verstellter Stimme.
Dabei vergeigt die Geschichte die Möglichkeit, mit zwei unterschiedlichen Herangehensweisen in die Tiefe zu gehen, da eine Schulpsychologin die rationale Sicht bevorzugt, während der Priester, nun ja, man kennt es.
Stattdessen bremsen sich die Instanzen gegen Showdown dramaturgisch gegenseitig aus und obgleich die Auflösung versucht, einen Hauch Ungewissheit zu verbreiten, sind die Zeichen an anderer Stelle doch recht eindeutig.
Schade um die durchweg überzeugende und facettenreich performende Hauptdarstellerin, die versierte und gleichermaßen variabel agierende Kamera und den über weite Teile effektiv arbeitenden Score nebst Sounduntermalung. Denn nach einem einnehmenden Einstieg und manch verstörender Situation gehen dem Stoff überdeutlich die Ideen aus und allzu spannend gestaltet sich das letzte Drittel folgerichtig nicht.
Die Suche nach einem auch nur halbwegs vergleichbaren Pendant zu Friedkins Klassiker „Der Exorzist“ geht also weiter.
5 von 10