2023 Director's Spotlight für Rolf de Heer beim Fantasy Filmfest 2023. Beim Publikum untergegangen. Zu anspruchsvoll?
Eine Gruppe von Menschen mit Atemschutzmasken. Kommunikation mit unverständlichen Lauten. Eine Torte wird gegessen. Sie sieht aus wie ein kleines dörfliches Schlachtfeld. Eine schwarze Frau (Mwajemi Hussein) in einem Käfig, der auf einen Anhänger montiert ist. Die Frau, deren Namen wir während des ganzen Films nicht erfahren (genau so wenig wie die Namen anderer Akteure), wird in dem Käfig in einer Wüstenlandschaft abgestellt. Warum? Weil die Frau schwarz ist? Weil es eine Frau ist? Der lehmig-sandige Boden ist ausgetrocknet, die Sonne brennt unbarmherzig, alles wirkt ausgebleicht. Die Bilder ziehen dich von Anfang an in den Bann ... und lassen dich nie mehr los.
Ein Entkommen scheint unmöglich. Große Ameisen kriechen aus den Bodenritzen. Sie beginnen, sich gegenseitig zu töten/fressen. Wie so vieles, was wir noch zu sehen bekommen werden, eine parabelhafte Szene. Schließlich gelingt es der Frau doch, sich zu befreien und sie startet eine alptraumhafte Odyssee durch ein postapokalyptisches Szenario. Eine Seuche scheint die Menschheit dezimiert zu haben. Tod und Verderben und vor allem menschliche Abgründe tun sich überall auf. Der Film zeigt, was von der menschlichen Natur in Extremsituationen übrig bleibt. Hier geht es um weit mehr als Rassismus und Unterdrückung von Minderheiten, wenn auch diese Aspekte eine gewichtige Rolle spielen.
Die Frau gelangt zu einer Stadt, die von Weißen kontrolliert wird. Sie wird gefangen, entkommt wieder und letztlich endet alles erneut in dem einsamen Käfig in der Wüste. Möge die Freundlichkeit überleben.
Das ist ein sehr intensives Stück Kino, den Zuschauer fordernd (alle großartigen Filme verlangen dem Zuschauer einiges ab). Wer also solchen Herausforderungen gegenüber eher ablehnend eingestellt ist, möge diesen Film meiden und sich lieber von belanglosem Firlefanz à la THE SUBSTANCE, ANORA & Co. berieseln lassen.
Der australische Independent-Regisseur Rolf de Heer, der wohl am ehesten durch seine Filme BAD BOY BUBBY und ALEXANDRA'S PROJECT bekannt ist, hat ein schockierendes, emotional betroffen machendes Meisterwerk geschaffen, das den Vergleich mit Tarkowskijs STALKER nicht zu scheuen braucht, nicht zuletzt aufgrund der grandiosen Kameraarbeit und dem eindringlichen Soundtrack.
Eine DVD von Umbrella Entertainment (Australien) ist verfügbar.