Review

Eingängliche Fragestellung: Gibt es sowas wie eine "weibliche Pornographie"? Gute Frage! Ich weiß es offengestanden nicht, doch wenn es sie gäbe, dann hätte möglicherweise Catherine Breillat eine Antwort darauf.

Die französische Regisseurin fiel schon mit "À ma soeur" und "Romance" ziemlich auf, denn derartige starke Stücke war man vorher nur von Männern gewohnt. Umso interessanter ist Breillats Debut-Werk "Une vraie jeune fille", das in ihrem Heimatland Frankreich immerhin 25 Jahre lang verboten war. Nur wenige wissen übrigens, dass Catherine Breillat für das Drehbuch von David Hamiltons legendärem Streifen "Bilitis" verantwortlich war und in "Der letzte Tango in Paris" selbst eine Nebenrolle hatte. Doch zurück zu "Une vraie jeune fille":

Der Film erzählt die Geschichte von der jungen Alice (Charlotte Alexandra), die gelangweilt von der Spießbürgerlichkeit ihrer Eltern von deren Sommerhäuschen flüchtet und sich bei einem nahe gelegenen Sägewerk in einen Burschen verknallt. Alice flüchtet sich permanent in Tagträume, die ihr sonderbare erotische Visionen bescheren und welche die Grenze zwischen Realität und Einbildung zunehmend unscharf erscheinen lassen. Die Analogie zu "Alice im Wunderland" ist geradezu greifbar. Die Geschichte endet in einer Tragödie, nachdem sich ihre Träume nicht in der Wirklichkeit erfüllen.

Catherine Breillat wirft einen exzentrischen, aber sehr gekonnten Blick in die Seele eines heranwachsenden, jungen Mädchens, innerlich zerrissen zwischen Lust und Laune, Erotik und Ekel, innerlicher Selbstbefreiung und äußerer Repression. Wer glaubt, dass so etwas immer hübsch anzusehen ist, täuscht sich. Breillat spart nicht mit expliziter Darstellung und diese erzeugt oftmals ein flaues Gefühl in der Magengrube und ein gelegentliches Würgen im Hals.

Gibt es eine "weibliche Pornographie"? Ich weiß es nicht. Fragt einfach mal Catherine Breillat. Sie weiß bestimmt eine Antwort darauf.

Fazit: Ein schwieriger, aber dennoch sehenswerter Film!

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