Um Kinderschänder und Pädophile online aufzuspüren und sie in eine Falle zu locken, hat der Programmierer und VF/X-Spezialist Garreth eine künstliche Intelligenz namens Cherry kreiert, die in der Lage ist, eigenständig zu lernen und sich permanent weiter zu entwickeln... und dieser digital das Aussehen eines jungen Mädchens verpasst, das in Video-Chatrooms realistische Verhaltensweisen imitieren kann. Doch handelt es sich bei Cherry tatsächlich nur um ein Werkzeug zur Verbrechensbekämpfung, das man auf diese Art "missbrauchen" kann? Und ab wann sind die simulierten Gefühle und Emotionen nicht mehr von echten zu unterscheiden...? Ebenso wie schon bei "The Man from Earth" erwartet einen auch bei "The Artifice Girl - Sie ist nicht real" ein hard Sci-Fi-Streifen, der als quasi filmgewordenes Theater (wozu dann auch die inhaltliche Aufteilung in drei Akte prima passt) einen bewussten Gegenpol zu den üblichen, aufgeblasenen Effekte-Spektakeln made in Hollywood darstellt... und bei dem die Erschaffung einer künstlichen Intelligenz zur Abwechslung mal nicht in einem Weltuntergangs-Szenario à la SKYNET resultiert, sondern das stattdessen auf höchst philosophische Art und Weise die Frage nach deren "Menschwerdung" erörtert. Die Handlung spielt sich dabei in Form eines reinen Dramas über ausschweifende Dialog-Passagen und zu 98% der Laufzeit innerhalb von gerade mal drei Räumen ab, was von so manchem Zuschauer sicherlich als ein wenig trocken empfunden werden könnte... obwohl man vor Regisseur, Drehbuchautor und Garreth-Darsteller Franklin Ritch doch irgendwie den Hut ziehen muss, dass er es geschaft hat, eine Geschichte, die mehrere Jahrzehnte umspannt, mit einem absoluten Nichts an Mitteln umzusetzen. Der wahre Rettungs-Anker der Angelegenheit ist dann aber doch der dritte Akt, bei dem B-Movie-Veteran Lance Henriksen ganz passend zum Thema (remember Bishop?) nochmal einen großen Auftritt hat und dem es dann auch durchaus gelingt, beim Publikum ein paar ganz konkrete Emotionen zu wecken. Und gerade das Ende, welches da gleichzeitig unbequem wie auch hoffnungsvoll geraten ist und den Zuschauer dazu anhält, einige bewusst offen gelassene Fragen für sich selbst zu beantworten, lässt einen "The Artifice Girl" dann doch glatt noch in einer Reihe mit einem Klassiker wie "Blade Runner" einsortieren... zwar ohne die Visualität eines Ridley Scott und die für das Genre an sich stilprägende Zukunfts-Vision, aber immerhin mit ebenso viel food for thought wie damals das finale Aufeinandertreffen von Harrison Ford und Rutger Hauer. Ob man nun mit einem derart hochintelligenten, aber nicht unbedingt unterhaltsamen (und schon mal gar nicht actionreichen oder spannenden) Filmchen auch etwas anfangen kann, oder ob man sich lieber nochmal Michael Bays "Transformers"-Streifen reinzieht... nun ja, das bleibt, wie immer, jedem selbst überlassen.
6/10