„Shadow of the Vampire“ erzählt eine fiktive Geschichte über die Dreharbeiten von „Nosferatu“ und ist eine Huldigung an diesen frühen Horrorklassiker.
Der deutsche Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau (John Malkovich) ist ein absoluter Perfektionist und versucht in seinen Bildern immer wieder die größte Authentizität einzufangen – nicht selten zum Leid der Leute in seinem Umfeld, die er gnadenlos zu Höchstleistungen antreiben will. Murnaus Perfektionismus ist zum einen handlungsrelevant, gleichzeitig aber auch Stilmittel, denn in „Shadow of the Vampire“ möchte man an sich keinen Charakter so wirklich sympathisch finden.
Sein neuestes Projekt ist die inoffizielle „Dracula“-Verfilmung „Nosferatu“. Die Studiodrehs in Deutschland sind abgeschlossen und das Team geht nach Rumänien, wo man die Szenen auf der Burg des Grafen Nosferatu drehen möchte. Bereits im Dorf fällt dem Team der Aberglaube der Einwohner auf – die Murnau aber als möglichst authentische Statisten verpflichtet hat. Mit hämischer Freude weist Regisseur E. Elias Merhige bereits hier auf jenen Twist hin, der „Shadow of the Vampire“ von der scheinbaren Biographie zum phantastischen Film werden lässt.
In Rumänien trifft das Team zum ersten Mal Max Schreck (Willem Dafoe), Darsteller des Grafen Nosferatu. Laut Aussage Murnaus will dieser möglichst in seiner Rolle bleiben, weshalb er die ganze Zeit verkleidet herumlaufen und sich wie ein Vampir verhalten wird. Was jedoch keiner außer ihm weiß: Schreck ist ein echter Vampir, den Murnau um der Authentizität verpflichtete…
Die Grundidee von „Shadow of the Vampire“ ist recht originell, denn bereits nach Filmrelease von „Nosferatu“ wurde spekuliert, warum Schreck seine Rolle so glaubwürdig verkörperte. Auch die Idee fast ausschließlich Unsympathen auftreten zu lassen, ist durchaus amüsant, denn innerhalb der teilweise arroganten, teilweise von der Arbeit besessenen, teilweise drogensüchtigen Filmleute wirkt der Vampir gar nicht mal so fremd oder bösartig. Es wird mit leichter Ironie auf den „Dracula“-Mythos und die Dreharbeiten zu „Nosferatu“ angespielt und wer den Film kennt, der hat zusätzlichen Spaß am angeblichen Entstehen der aus dem Film bekannten Szenen.
Leider setzt sich der Film irgendwie zu sehr zwischen alle Stühle, um eine wirklich geschlossene Einheit zu bilden. Mal scheint er eher eine Satire auf das (damalige?) Filmbusiness zu sein, dann erblickt man wieder dramatische Elemente und Grusel ist natürlich bei dem unheimlichen Vampir auch mit ihm Spiel. Leider bilden die einzelnen Teile nie ein wirklich geschlossenes Ganzes und so scheinen einige Aspekte (Drogensucht vieler Filmleute usw.) eher von der eigentlichen Handlung des Vampirs am Set abzulenken und sie nicht zu ergänzen. Darunter leidet die Spannung dann gehörig und das ist schade, denn an sich besitzt der Film viel Thriller-Potential.
So kann Schreck seinen Blutdurst nicht immer zügeln und viele Leute aus der Filmcrew beginnen die Wahrheit zu ahnen. Dies ist recht geschickt gemacht und vor allem das Finale bietet einen Spannungshöhepunkt, aber leider sind dies bloß einzelne Momente. Dabei versteht sich Merhige darauf Stimmung zu erzeugen. Die düsteren Locations kommen halbwegs gruselig rüber, nur wirklich erschrecken kann der Film aufgrund seiner sehr ruhigen Art nicht, eher ein leichtes Unbehagen erzeugen.
Tadellos hingegen die Darsteller. Willem Dafoe präsentiert sich in absoluter Bestform und Malkovich ist als unsympathischer Charakter eh immer eine Wonne. Udo Kier als Produzent spielt ebenfalls sehr überzeugend und auch der Rest der Darsteller macht einen recht guten Job, auch wenn sie deutlich hinter den dreien zurückstecken müssen.
So bleibt ein ganz netter, recht origineller Gruselstoff, der aber leider zu sehr wie Flickwerk erscheint und aufgrund des Fehlens einer klaren Linie nicht zum Highlight werden kann.