Review

In den Programmkinos leider kaum bemerkt, hat sich "Shadow of the Vampire" jetzt endlich in unsere Videotheken geschlichen, wo er von den begeisterten Filmkritikern lange vermißt wurde. Wer wie ich schon ins Kino gelaufen ist, weil er sich von der ironischen Idee, bei der Produktion des Murnau-Klassikers "Nosferatu" könne ein echter Max Schreck den Vampir gespielt haben, angezogen fühlte, dürfte ein sehr zwiespältiges Erlebnis gehabt haben.

Mit den Kategorien "gut" oder "schlecht" ist hier nicht viel zu wollen. Wie der Regisseur selbst zugegeben hat, waren sämtliche Beteiligten ob des Scripts so voller Enthusiasmus, daß sie das Garn freizügig weitersponnen, was in beträchtlichen Improvisationen gipfelte. Das mußte doch eigentlich noch schriller ausfallen, bei der Besetzungsliste. Ist es aber nicht.
Tatsache ist, der einzige, der sich fast wortwörtlich an seinen Text gehalten hat, war Willem Dafoe, der hier einen schier unglaublich identischen Max Schreck gibt. Nicht nur, daß er praktisch eine optische Kopie ist, er bewegt sich auch in jeder Szene so wunderbar eckig, als wäre das ein Stummfilm. Seine Mimik macht den Film zu einen Juwel subtiler Komik, etwa in der meisterhaften Szene, als er sich zu zwei Filmmitarbeitern ans Lagerfeuer gesellt, die gerade über die Seltsamkeit der Produktion diskutieren, als er in einer blitzschnellen Bewegung eine Fledermaus aus der Luft fischt und geräuschvoll auslutscht. Sicherlich eine der denkwürdigsten Kino-Augenblicke des Jahres.

Es wird jedoch nicht so ganz die Herkunft unseres Vampirs geklärt, der jedoch unter dem Strich einer zu sein scheint, zwar blutdurstig, doch kein Monster. Das ist hier Malkovichs Murnau, der den Film in einer Art genialen Fieberwahn zustande bringt. Leider übertreibt er es auch viel zu sehr, denn seine Darstellung ist nicht nur nah am Chargieren, er hat auch zu viele überflüssige Szenen, die den Fluß und Witz des Films eher behindern als entwickeln. Cary Elwes ist kaum zu sehen und Udo Kier hat eine zu kleine Rolle, um wirklich zu glänzen.

Enttäuschend ist jedoch, daß alle Beteiligten mehr auf den Experimental-Charakter des Films abfuhren, als auf die Möglichkeiten der Grundidee, die sehr skuril-absurd zu einem ähnlichen Ergebnis geführt hätten, nämlich zu einem Hauptdarsteller, der die gesamte Produktion während des Drehs ausleert. So gerät denn das dramatische Filmfinale, daß hier abgedrehte Realität sein soll, auch mehr zu einer tragischen Angelegenheit mit Massakter-Attitüde, anstatt zu einem komisch-absurden Höhepunkt realistischen Filmemachens.

So bleibt für den Zuschauer nur eine unbequeme Steppdecke, aber schön bunt und gemustert, ein nie zufriedenstellendes Flickwerk mit einigen genialen Momenten, aber dem ständigen Gefühl, eine geniale Idee der Kunst geopfert zu haben. Amusement bedingt, Wohlfühlen ausgeschlossen. (5/10)

Details
Ähnliche Filme