„War es vor 20 Jahren noch die Lufthoheit, die ausschlaggebend für militärische Siege war, so wird im 21. Jahrhundert die Kontrolle der Computertechnologie der Schlüssel zur Macht sein. Deshalb werden Cyberterrorismus und digitale Kriegführung in den kommenden Jahren zur größten Bedrohung der nationalen Sicherheit werden. Ein neuer Krieg hat begonnen!"
Der Off-Kommentator zu Beginn von Operation Bluebird entwirft wahrhaft eine angsteinflößende Vision, die heute - gut neun Jahre nach dieser Prophezeiung - nur noch ein ein großes, ungläubiges Fragezeichen ob dieser reißerischen Überdramatisierung hervorbringen dürfte. Technik- und Fortschrittspessimismus wird seit jeher schon kritisch und kopfschüttelnd beäugt. Immer in dem Bewusstsein, dass die aktuell modernste Technik aufgrund der immer schneller voranschreitenden Entwicklungen in der Computer-Branche schon in weiteren zehn Jahren in der Zukunft auf dem Scheiterhaufen der @-Generation verbrannt wird.
Es geht um einen Hacker namens „Bluebird", der sich in die Rechner einer belgischen Firma eingeklinkt hat und von dort aus Daten vom Pentagon anzapft. Das Problem an der Sache: das E.N.D (European Network Defense) in Berlin kann die Verbindung nicht kappen, da sonst eine große Ladung des Giftgases Sarin freigesetzt würde...
„Bluebird" bekommt man dabei nie zu Gesicht, nur den verletzten Chef des E.N.D., Embacher (Michael Kausch), der eher mit einem Augenzwinkern seine Rolle spielt. Ansonsten hat dieser 14-Minüter schauspielerisch eher wenig zu bieten. Die Mitglieder eines Sondereinsatzkommandos reagieren und sprechen beim Auffinden des Giftgases so gelangweilt, ausdruckslos und gleichgültig, als würden sie das ganze Jahr hindurch damit konfrontiert. Ein undefinierbarer Schwenk im Drehbuch will es, dass kurze Passagen von Operation Bluebird in Russland spielen (russischer Provider) - scheinbar Grund genug, einen ungepflegtes dummes Klischee von russischem Pförtner zu besetzen, der mit einer Allerweltsruhe agiert, dass es eine helle Freude ist.
Zu diesen Unstimmigkeiten gesellen sich zum Teil arg pathetische Musik, ein gehöriges Maß an Unglaubwürdigkeiten, viel dummes Technik-Geschwafel und einige reißerische Elemente, die dem kontinuierlichen Spannungsaufbau nicht förderlich sind. Immerhin können sich Leute, die dafür etwas übrig haben, an den mittlerweile antiquierten technischen Anlagen (inklusive uralter Notebooks und Programme) ergötzen, die durch ihren übertriebenen Einsatz bzw. ihrer übertriebenen Zurschaustellung beinahe lächerlich wirken.
Ja, als Thriller funktioniert dieser ansonsten technisch durchaus passable Film ganz gut. Jedoch sollte man keine hohen Ansprüche an Operation Bluebird hegen - schlicht, weil er sie nicht erfüllen kann. Das Level der Unterhaltung ist ok, in Sachen Schauspieler und Seriosität bräuchte dieser Kurzfilm jedoch dringend ein Upgrade. Und was dieses Werk auf einer „Shocking Shorts"-DVD zu suchen hat, ist eine ganz andere Frage (5/10).